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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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uns lieben? Meine Herren,« fuhr Aramis zu den Reitern gewendet fort, die jeden Augenblick zahlreicher herbeikamen, »umringt Seine Eminenz, um ihm Ehre zu erzeigen; er will uns die Gunst der Begleitung schenken, wofür Ihr gewiß dankbar sein werdet. Porthos, verliert ja Seine Eminenz nicht aus den Augen! –« Da trat Aramis zu d'Artagnan und Athos und hielt mit ihnen Rat. »Nun denn, auf den Weg!« rief d'Artagnan nach fünf Minuten langer Beratung. »Wohin ziehen wir?« fragte Porthos. »Zu Euch nach Pierrefonds, lieber Freund, Euer schönes Schloß ist würdig, Seiner Eminenz herrschaftliche Gastfreundschaft anzubieten; auch ist es trefflich gelegen, von Paris nicht zu nahe, nicht zu fern; es ließe sich von dort eine leichte Verbindung mit der Hauptstadt herstellen. Kommen Sie, gnädiger Herr, sie werden dort wie ein Fürst leben, der Sie auch sind.« »Ein gefallener Fürst,« entgegnete Mazarin kläglich. »Gnädigster Herr,« erwiderte Athos, »der Krieg hat seine Wechselfälle; seien Sie überzeugt, daß wir sie nicht mißbrauchen werden.« »Nein,« versetzte d'Artagnan, »doch werden wir sie nützen.« Die Entführer ritten durch den Rest der Nacht mit jener unermüdlichen Schnelligkeit von ehemals, indem sie Mazarin mitten in diesem Phantomenlauf finster und tiefsinnig mit fortzogen.
    Als der Morgen anbrach, hatte man bereits zwölf Stunden, ohne anzuhalten, zurückgelegt; die Hälfte der Eskorte war erschöpft, einige Pferde erlagen. »Die Pferde von heute taugen nicht so viel wie die von ehemals,« sagte Porthos; »Alles schlägt aus der Art.« »Ich habe Grimaud nach Dammartin geschickt,« sagte Aramis, »daß er fünf frische Pferde bringe, eines für Seine Eminenz, vier für uns; die Hauptsache ist, daß wir den gnädigen Herrn nicht verlassen; der übrige Teil der Eskorte kann später zu uns stoßen; haben wir einmal Saint-Denis im Rücken, so steht nichts mehr zu besorgen.«
    Grimaud brachte wirklich fünf Pferde zurück. Da der Edelmann, an welchen er sich wandte, ein Freund von Porthos war, so beeilte er sich, ihm dieselben anzubieten, aber nicht zu verkaufen, wie man ihm vorgeschlagen hatte. Nach Verlauf von zehn Minuten blieb die Eskorte in Ermenonville zurück, allein die vier Freunde ritten mit erneuter Hast fort und nahmen Mazarin mit sich. Um die Mittagsstunde erreichte man die Allee von Porthos' Schloß. »Ha,« rief Mousqueton, der neben d'Artagnan ritt und auf dem ganzen Wege keine Silbe gesprochen hatte, »ha, Sie mögen mir glauben oder nicht, gnädiger Herr, aber seit meiner Abreise von Pierrefonds atme ich jetzt zum ersten Male wieder.« Darauf setzte er sein Pferd in Galopp, um den andern Dienstleuten die Ankunft des Herrn du Vallon und seiner Freunde zu melden. »Wir sind unser vier,« sprach d'Artagnan zu seinen Freunden, »wir wollen abwechseln in der Bewachung des gnädigen Herrn und jeder von uns hat drei Stunden lang die Obhut zu versehen. Athos wird das Schloß untersuchen, welches für den Fall einer Belagerung uneinnehmbar gemacht werden muß; Porthos wird Sorge tragen für den Mundvorrat und Aramis für den Einzug der Besatzungen, das heißt: Athos sei der Ingenieur en chef, Porthos der Generalproviantmeister und Aramis der Platzgouverneur.« Inzwischen wurde Mazarin das schönste Zimmer im Schlosse eingeräumt. »Meine Herren,« sprach er, als dieses geschehen war, »wie ich voraussetze, ist es nicht Eure Absicht, mich hier lange inkognito zu behalten.« »Nein, gnädiger Herr; wir wollen es im Gegenteil schnell bekannt geben, daß wir Ew. Eminenz hier haben.« »So wird man Euch belagern.« »Darauf rechnen wir.« »Und was wollet Ihr tun?« »Wir wollen uns« verteidigen. Auch werden wir es jetzt nicht nötig haben, so heldenmütig zu sein; morgen wird das Pariser Heer Kunde haben, und übermorgen wird es hier eintreffen. Statt, daß nun die Schlacht bei Saint-Denis oder Charenton geliefert wird, wird sie also bei Compiègne oder Villers-Cotterets stattfinden.« »Der Prinz wird Euch schlagen, wie er es immer getan.« »Das ist nicht unmöglich, gnädiger Herr, doch vor der Schlacht werden wir Ew. Eminenz sich auf ein anderes Schloß unseres Freundes du Vallon zurückziehen lassen, da er drei besitzt, wie dieses ist. Wir wollen Ew. Eminenz nicht den Zufällen des Krieges aussetzen.« »Ha doch,« sprach Mazarin, »ich sehe, daß ich werde kapitulieren müssen.« »Vor der Belagerung?« »Ja, vielleicht sind da die Bedingungen besser.« »O, gnädiger Herr, Sie werden

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