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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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daß ich mich entweder falsch ausgedrückt, oder daß mich Ihre Majestät falsch verstanden hat; hierbei gibt es weder ein Verbrechen noch einen Verrat. Herr von Mazarin hielt uns, mich und Herrn du Vallon, gefangen, weil wir es nicht glauben konnten, daß er uns nach England schickte, um ganz ruhig König Karl I., dem Schwager des seligen Königs, Ihres Gemahls, dem Gatten der Königin Henriette, Ihrer Schwester und Gastin, den Kopf abschlagen zu sehen, und daß wir alles getan haben, was wir konnten, um das Leben des königlichen Märtyrers zu retten. Somit waren ich und mein Freund überzeugt, daß da irgend ein Irrtum obwalte, dessen Opfer wir wären, und daß es zwischen uns und seiner Eminenz zu einer Erklärung kommen müsse. Damit nun aber eine Erklärung ihre Früchte trüge, müsse sie ruhig, fern von Geräusch und von Unberufenen geschehen. Demgemäß haben wir den Herrn Kardinal auf das Schloß meines Freundes gebracht, und dort haben wir uns erklärt. Nun denn, Madame, was wir vorausgesehen, ist wahr gewesen. Herr von Mazarin war der Meinung, wir hätten dem General Cromwell gedient, statt dem Könige Karl, was eine Schmach gewesen wäre, die von uns auf ihn und von ihm auf Ihre Majestät hätte fallen müssen; eine Ruchlosigkeit, welche das Königtum Ihres erlauchten Sohnes bis ins Mark hinein würde gebrandmarkt haben. Wir lieferten ihm jedoch den Beweis vom Gegenteil und sind bereit, diesen Beweis Ihrer Majestät selbst zu liefern mit Berufung auf die erhabene Witwe, welche im Louvre weint, wo sie Ihre königliche Freigebigkeit bewirtet. Dieser Beweis stellte ihn derart zufrieden, daß er mich, wie es Ihre Majestät sieht, abgeschickt hat, um über die Schadloshaltungen zu sprechen, die natürlicherweise Edelleuten gebühren, welche falsch beurteilt und mit Unrecht verfolgt worden sind.« »Ich höre Euch mit Bewunderung an,« versetzte die Königin Anna. »In der Tat, ich sah noch selten solch' ein Unverschämtheit!« »Ha doch,« erwiderte d'Artagnan, »nun irrt sich auch Ihre Majestät über unsere Gesinnungen, wie es Herr von Mazarin getan hat.« »Ihr seid im Irrtum, mein Herr,« sprach die Königin, und ich irre mich so wenig, daß Ihr in zehn Minuten verhaftet sein werdet und ich an der Spitze eines Heeres zur Befreiung meines Ministers ausziehen werde.« »Ich bin versichert,« entgegnete d'Artagnan, »Ihre Majestät werde eine solche Unvorsichtigkeit nicht begehen, weil sie fürs erste nutzlos wäre und dann die gefährlichsten Folgen haben könnte. Der Herr Kardinal wäre tot, ehe er noch befreit würde, und Seine Eminenz ist von der Wahrheit dessen, was ich da sage, so sehr überzeugt, daß er mich für den Fall, als ich Ihre Majestät in dieser Stimmung sehen sollte, gebeten hat, alles zu tun, was ich nur vermag, um Sie von diesem Vorhaben abzubringen.« »Wohlan, so will ich nichts weiter tun, als Euch verhaften lassen.« »Auch das nicht, Madame, denn der Fall meiner Verhaftung ist eben so gut vorausgesehen als jener der Befreiung des Kardinals. Wenn ich morgen bis zu einer bestimmten Stunde nicht zurückgekehrt sein werde, so wird man übermorgen den Herrn Kardinal nach Paris führen.« »Mein Herr, man sieht es wohl, wie Ihr in Eurer Stellung fern von den Menschen und den Ereignissen lebt, indem Ihr sonst wissen würdet, daß der Herr Kardinal schon fünf- bis sechsmal in Paris war, seit wir es verlassen haben, daß er Herrn von Beaufort, Herrn von Bouillon, den Herrn Koadjutor und Herrn von Elboeuf gesehen, und daß nicht einer daran gedacht hat, ihn verhaften zu lassen.« »Um Vergebung, Madame, ich weiß das alles; meine Freunde werden somit auch den Herrn Kardinal weder zu Herrn Beaufort, noch zu Herrn von Bouillon, noch zu dem Koadjutor, noch zu Herrn von Elboeuf führen, da diese Herren nur für ihre eigene Rechnung Krieg führen, und der Herr Kardinal leicht mit ihnen fertig würde, wenn er ihnen das zugesteht, was sie verlangen; sondern vor das Parlament, welches sich wohl sicher im einzelnen erkaufen läßt, das aber Herr von Mazarin bei all seinem Reichtum nicht ganz erkaufen könnte.« »Mich dünkt,« sprach die Königin Anna, während sie ihren Blick, der verächtlich bei einer Frau und schrecklich bei einer Königin wurde, auf d'Artagnan heftete, »mich dünkt, daß Ihr der Mutter Eures Königs drohet!« »Madame,« erwiderte d'Artagnan, »ich drohe, weil man mich dazu nötigt. Ich erhebe mich, weil ich bis zur Höhe der Ereignisse und der Personen hinaufreichen muß.

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