Zwanzig Jahre nachher (German Edition)
den Wall und fanden, mit einiger Mühe, aber ohne Unfall auf die andere Seite gelangt, ihre Retter, die sie mit zwei Reservepferden erwarteten.
»Meine Herren,« sprach der Prinz, »ich werde ihnen später danken, doch jetzt ist keine Sekunde zu verlieren. Also auf und vorwärts, wer mir gerne folgt.« Er schwang sich auf sein Pferd und sprengte im schnellsten Galopp von hinnen, wobei er aus voller Brust Atem holte und mit unaussprechlichem Entzücken rief: »Frei! – Frei! – Frei!« –
D'Artagnan trifft zur rechten Zeit ein
D´Artagnan behob in Blois die Geldsumme, die Mazarin bei dem Wunsche, ihn wieder zu sehen, ihm für künftige Dienste zu schicken sich endlich entschlossen hatte. »Ach,« entgegnete Planchet, »wirklich, Sie sind allein für das rührige Leben geschaffen. Sehen Sie Herrn Athos an, wer sollte glauben, das sei jener kühne Abenteurer, den wir gekannt haben? Jetzt lebt er wie ein wahrer adeliger Pächter, wie ein wahrer Landedelmann. Nun, gnädiger Herr, es geht wirklich nichts über eine ruhige Existenz.« »Heuchler,« entgegnete d´Artagnan, »man sieht wohl, daß du dich Paris näherst und daß es in Paris einen Strang und einen Galgen gibt, welche deiner harren.«
Als er sich um die Ecke der Straße Montmartre wandte, sah er an einem Fenster des Wirtshauses »la Chevzette« Porthos, der in ein prunkvolles, himmelblaues, silbergesticktes Wams gekleidet war und eben mit weit geöffneten Nacken gähnte, so daß die Vorübergehenden mit einer gewissen ehrfurchtsvollen Bewunderung diesen so schönen und reichen Edelmann betrachteten, der über seinen Reichtum und hohen Rang so viel Langweile zu haben schien. Übrigens waren d'Artagnan und Planchet auch von Porthos erkannt, als sie kaum um jene Straßenecke gekommen waren. »He, d'Artagnan!« rief er aus, »Gott sei gelobt, Ihr seid es.«
Porthos kam zur Schwelle des Gasthauses herab und sagte: »Ach, Freund, wie übel hier meine Pferde untergebracht sind!« »Wirklich,« rief d'Artagnan, »ich bin untröstlich wegen dieser edlen Tiere.« »Und auch mir ging es da ziemlich schlecht,« sagte Porthos, »und wäre die Wirtin nicht gewesen,« fuhr er mit selbstzufriedener Miene auf den Beinen schaukelnd fort, »die ziemlich zuvorkommend ist und einen Scherz versteht, so hätte ich mir anderweitig eine Herberge gesucht.«
Während dieser Worte hatte sich die schöne Magdalena genähert, wich aber sogleich einen Schritt zurück und wurde todesbleich.
»Ja, lieber Freund, ich begreife wohl, die Luft ist in der Straße Tiquetonne nicht so gut wie im Tale Pierrefonds, doch seid unbesorgt, Ihr sollt eine bessere einatmen.« »Wann denn?« »Meiner Treue, ich hoffe recht bald.« »Ah, desto besser.« Auf diesen Ausruf Porthos' ließ sich aus der Ecke der Türe ein schwaches und langes Ächzen vernehmen. D'Artagnan sah an der Wand den ungeheuren Wanst Mousquetons hervorkommen, während dessen Mund heimliche Klagetöne entschlüpften. »Und auch du, armer Mouston, du bist in diesem ärmlichen Wirtshause nicht am rechten Platze, nicht wahr?« fragte d'Artagnan in jenem neckenden Tone, der ebensogut Mitleid als Hohn sein konnte. »Er findet die Küche verwünschenswert,« entgegnete Porthos. »Doch wie,« sagte d'Artagnan, »warum bestellt er sich nicht selbst wie in Chantilly?« »Ach, gnädiger Herr, ich hatte hier nicht mehr wie dort die Teiche des Herrn Prinzen, um die herrlichen Karpfen zu fischen, und die Wälder Sr. Hoheit, um darin die köstlichen Rebhühner zu jagen. Was den Keller betrifft, so untersuchte ich ihn genau, fand aber wirklich nicht viel Gutes darin.« Er nahm Porthos beiseite und fuhr fort: »Lieber du Vallon, jetzt seid Ihr völlig angekleidet, und das fügt sich vortrefflich, denn ich führe Euch sogleich zum Kardinal.« , »Bah, wirklich?« entgegnete Porthos mit großen, verblüfften Augen. »Ja, mein Freund.« »Eine Vorstellung?« »Erschreckt Ihr davor?« »Nein, doch beunruhigt es mich.« »O, seid unbekümmert; Ihr habt es nicht mehr mit dem andern Kardinal zu tun, und bei dem gegenwärtigen werdet Ihr Euch von Seiner Hoheit nicht gedemütigt fühlen.« »Das ist gleichviel, d'Artagnan; Ihr begreift aber wohl, der Hof –« »Ei, mein Freund, es gibt keinen Hof mehr.« »Die Königin –« »Hm, die Königin? Beruhigt Euch, wir werden sie nicht sehen.« »Und Ihr sagt, wir werden sogleich nach dem Palais Royal gehen?« »Auf der Stelle, und damit wir nicht säumen, entlehne ich eines Eurer Pferde.« »Nach Gefallen, sie
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