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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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anderen Freunde sind für diesen Moment verhindert und werden später eintreffen.«
    Mazarin hustete ein wenig; dann fragte er: »Und da Herr du Vallon freier ist als sie, wird er gern wieder in Dienste treten?«
    »Ja, gnädigster Herr, und das aus reiner Aufopferung, da Herr von Bracieux reich ist.«
    »Reich?« entgegnete Mazarin, denn dieses Wort flößte ihm vorzugsweise große Achtung ein.
    »Fünfzigtausend Livres Einkünfte,« sprach Porthos. Das waren seine ersten Worte.
    »Aus reiner Aufopferung also,« versetzte Mazarin mit schlauem Lächeln, »aus reiner Aufopferung?«
    »Setzt Ew. Gnaden vielleicht keinen großen Glauben in dieses Wort?« fragte d'Artagnan.
    »Und Ihr, Herr Gascogner?« entgegnete Mazarin und stützte seine Ellbogen auf den Schreibtisch und sein Kinn in die beiden Hände.
    »Ich,« erwiderte d'Artagnan, »ich glaube an reine Hingebung, wie zum Exempel an einen Taufnamen, der natürlich von einem irdischen Namen begleitet sein muß. Man ist sicher von Natur aus mehr oder weniger ergeben; doch am Ende einer Hingebung muß jederzeit etwas vorhanden sein.«
    »Und was wünscht zum Beispiel Euer Freund am Ende seiner Aufopferung?«
    »Nun, gnädigster Herr, mein Freund besitzt drei prachtvolle Landgüter: du Vallon bei Corbeil, de Bracieux in der Nähe von Soissons und Pierrefonds im Valois. Nun wünscht er aber, es möchte eine dieser Herrschaften zur Baronie erhoben werden.«
    »Nur das?« versetzte Mazarin, dem die Augen vor Wonne strahlten, als er sah, daß er Porthos' Aufopferung belohnen könnte, ohne Geld auszugeben. »Nur das? die Sache läßt sich anordnen.«
    »Ich kann Baron werden?« rief Porthos und trat einen Schritt vor. »Ich habe es Euch gesagt,« sprach d'Artagnan, ihn am Arme zurückhaltend, »und der gnädigste Herr hat es Euch wiederholt.«
    »Und was, Herr d'Artagnan, ist Euer Wunsch?«
    »Gnädigster Herr,« erwiderte d'Artagnan, »kommenden September werden es zwanzig Jahre, daß mich der Herr Kardinal von Richelieu zum Leutnant gemacht hat.«
    »Ja, und Ihr wünschet, der Kardinal Mazarin möchte Euch zum Kapitän machen.« D'Artagnan verneigte sich.
    »Nun, das alles ist nicht unmöglich. Man wird sehen, meine Herren, man wird sehen. Herr du Vallon,« fuhr Mazarin fort, »welchen Dienst ziehen Sie vor, den in der Stadt oder den im Felde?« Porthos öffnete den Mund, um zu antworten.
    »Gnädigster Herr,« fiel d'Artagnan ein, »Herr du Vallon ist wie ich, er liebt den außergewöhnlichen Dienst, nämlich Unternehmungen, die man für töricht und unmöglich angesehen hätte.« Diese Gascognade mißfiel Mazarin nicht, und er begann nachzusinnen, wonach er sagte: «Ich gestehe indes, daß ich Euch kommen ließ, um Euch einen Posten an einem bestimmten Orte zuzuteilen, da ich gewisse Befürchtungen hege – nun, was ist denn das?«
    Es ließ sich ein großer Lärm im Vorgemache hören und fast zu gleicher Zeit ward die Türe des Kabinetts geöffnet und ein mit Staub bedeckter Mann stürzte mit dem Ausrufe herein: »Der Herr Kardinal! Wo ist der Herr Kardinal?« Mazarin dachte, man wolle ihn umbringen und wich auf seinem Rollsessel zurück; d'Artagnan und Porthos aber traten vor und stellten sich zwischen den Ankömmling und den Kardinal. »He, mein Herr!« rief Mazarin, »was ist es denn, daß Ihr da wie in die Hallen eintretet?« »Gnädigster Herr,« sprach der Offizier, dem dieser Vorwurf galt – »zwei Worte – ich wünsche Sie schnell insgeheim zu sprechen. Ich bin Herr de Poins. Gardeoffizier im Dienste auf dem Schloßturme von Vincennes.«
    Der Offizier war so blaß und erschöpft, daß Mazarin bei der Überzeugung, er würde ihm eine wichtige Botschaft überbringen, d'Artagnan und Porthos einen Wink gab, dem Boten Platz zu machen. D'Artagnan und Porthos zogen sich in einen Winkel des Kabinetts zurück.
    »Redet, mein Herr, sprecht schnell, was gibt es?« sagte Magarin. »Was es gibt, gnädigster Herr?« versetzte der Bote, – »Herr von Beaufort ist aus dem Schlosse von Vincennes entflohen.« Mazarin stieß einen Schrei aus und wurde noch blässer als derjenige, der ihm diese Nachricht brachte; er sank wie vernichtet in seinen Lehnstuhl zurück und rief: »Entflohen – ha, Herr von Beaufort entflohen!«
    »Ich sah ihn von der Höhe der Terrasse entrinnen.«
    »Und Ihr ließet nicht auf ihn Feuer geben?«
    »Er war außerhalb der Schußweite.«
    »Aber was tat denn Herr von Chavigny?«
    »Er war abwesend.«
    »Jedoch la Ramée?«
    »Man fand ihn, einen Knebel

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