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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Ufer eines Baches brachte, der in die Lys mündet.
    Seit einiger Zeit bemerkte man vor sich am Horizont einen ziemlich dichten Wald; als man sich diesem Walde auf hundert Schritte genähert hatte, traf Herr d'Arminges seine gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln, und sandte die zwei Bedienten des Grafen voraus. Die Lakaien waren eben unter den Bäumen verschwunden, die zwei jungen Männer folgten ihnen mit dem Hofmeister in einer Entfernung von etwa hundert Schritten lachend und plaudernd. Olivain hielt sich rückwärts in gleicher Entfernung, als auf einmal fünf bis sechs Schüsse fielen. Der Hofmeister schrie: »Halt!« die jungen Männer gehorchten und hielten ihre Pferde an. In demselben Momente sah man die zwei Lakaien im Galopp zurücksprengen. Die zwei jungen Männer waren schon ungeduldig, die Ursache dieses Gewehrfeuers zu erfahren, und ritten den Bedienten entgegen, während der Hofmeister hinterdrein folgte. »Hat man Euch angehalten?« fragten die jungen Männer lebhaft. »Nein.« entgegneten die Diener, »wir sind wahrscheinlich gar nicht bemerkt worden; die Schüsse sind hundert Schritte weit vor uns, etwa in der dichtesten Waldpartie gefallen, und wir eilten zurück, um Verhaltungsbefehle einzuholen, »Mein Rat,« sprach Herr d'Arminges, »und nötigenfalls selbst mein Wille ist, daß wir uns zurückziehen: der Wald kann einen Hinterhalt bergen.«»Habt Ihr denn nichts gesehen?« fragte der Graf die Lakaien. »Mir schien es Wohl,« entgegnete einer von ihnen, »als sähe ich gelbgekleidete Reiter, die im Bette des Baches dahinschlichen.«»Das ists auch,« rief der Hofmeister, »wir sind unter ein spanisches Streifkorps geraten. Zurück, meine Herren! zurück! –«
    Die zwei jungen Männer beratschlagten sich mit einem Seitenblick, und in diesem Momente vernahm man einen Pistolenschuß, auf den ein Hilferuf folgte, der sich zwei bis dreimal wiederholte. Die zwei jungen Männer versicherten sich durch einen letzten Wink, es sei jeder von ihnen in der Stimmung, nicht zu weichen, und da der Hofmeister sein Pferd bereits herumgeworfen hatte, so ritten jene beiden rasch vorwärts und Rudolf rief: »Zu mir, Olivain!« und der Graf de Guiche rief: »Zu mir, Urbain und Planchet!« Und ehe sich noch der Hofmeister von seinem Erstaunen erholt hatte, waren sie schon im Walde verschwunden. In dem Augenblicke, als die zwei jungen Männer ihre Pferde anspornten, faßten sie auch die Pistolen an.
    Nach Verlauf von fünf Minuten befanden sie sich an der Stelle, von wo aus die Schüsse gekommen zu sein schienen. Sie zogen nun die Zügel straffer an und ritten bedachtsam vorwärts. »Stille, es sind Reiter,« sprach der Graf von Guiche. »Ja, drei zu Pferde sitzend, und drei, welche abgestiegen sind.« »Was tun sie? seht Ihr das?« »Ja, sie scheinen einen verwundeten oder toten Menschen zu berauben.« »Das ist irgendein feiger Mord,« sprach der Graf von Guiche. »Es sind jedoch Soldaten.« entgegnete Rudolf. »Ja, allein Parteigänger, Strolche.« »Packen wir sie!« rief Rudolf. »Packen wir sie « wiederholte de Guiche. »Meine Herren,« wimmerte der Hofmeister, »meine Herren, in des Himmels Namen!« Jedoch die jungen Männer hörten nichts. Sie sprengten wetteifernd von hinnen, und der Zuruf des Hofmeisters hatte keine andere Wirkung, als daß er die Spanier aufmerksam machte.
    Die drei Parteigänger zu Pferde sprengten auch auf der Stell den zwei jungen Männern entgegen, indeß die drei anderen die zwei Reisenden vollends ausplünderten; denn als die jungen Männer näher kamen, bemerkten sie statt einen, zwei ausgestreckte Körper. Nun schoß de Guiche auf zehn Schritte weit zuerst, und verfehlte seinen Mann; auch der Spanier, welche auf Rudolf losritt, feuerte ab, und Rudolf empfand am linken Arm einen Schmerz, dem eines Geißelhiebes ähnlich. Er schoß auf vier Schritt weit seine Pistole ab, und der Spanier, mitten in die Brust getroffen, breitete seine Arme aus, und sank rücklings auf sein Pferd, das sich umwandte und mit ihm fortrannte. In diesem Momente sah Rudolf wie durch eine Wolke einen Gewehrlauf auf sich gerichtet. Da fiel ihm Athos' Rat ein, und er ließ das Pferd mit Blitzesschnelle sich bäumen; der Schuß knallte. Sein Pferd machte einen Seitensprung, brach auf allen vier Beinen zusammen und stürzte zu Boden, indem es Rudolfs Bein unter sich deckte und einklemmte. Der Spanier faßte sein Gewehr beim Laufe an, und wollte Rudolfs Kopf mit dem Kolben zerschmettern. Der konnte in seiner

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