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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Gemahls mitzuteilen habt.« »Wohlan, Madame,« entgegnete von Winter, »der König wünscht, Sie möchten die Gesinnung des Königs und der Königin rücksichtlich seiner Person erforschen.« »Wie Ihr wißt,« erwiderte die Königin, »ist der König leider noch ein Kind – und die Königin eine schwache Frau; Herr von Mazarin ist alles.« »Will er etwa in Frankreich die nämliche Rolle spielen, welche Cromwell in England spielt?« »O nein, er ist ein geschmeidiger und schlauer Italiener, und während Cromwell über die beiden Kammern waltet, hat er im Gegensatze bei seinem Kampfe mit dem Parlament kein andere Stütze als die Königin.« »Das ist dann ein Grund mehr, daß er einen König beschirmt, den die Parlamente verfolgen.« Die Königin schüttelte mit Bitterkeit den Kopf und sagte: »Nach meiner Ansicht, Mylord, wird der Kardinal für uns nichts tun, ja sogar gegen uns sein. Meine und meiner Tochter Anwesenheit in Frankreich ist ihm bereits lästig, um wieviel mehr dann die des Königs. Mylord,« fuhr Henriette schwermütig lächelnd fort, »es ist traurig, das zu sagen, und beinahe beschämend, allein wir haben diesen Winter im Louvre ohne Geld, ohne Wäsche und fast ohne Brot verlebt, und haben oft aus Mangel an Heizung das Bett nicht verlassen.«
    »Das ist häßlich!« rief von Winter aus, »die Tochter Heinrichs IV., die Gemahlin des Königs Karl! Warum, Madame, haben Sie sich nicht an den ersten besten von uns gewendet?« »Das ist die Gastlichkeit, welche der Minister einer Königin beweist, und die von ihm ein König ansprechen will.« »Mut gefaßt, Madame!« sprach von Winter, »Mut! verzweifeln Sie nicht. Die Interessen der Krone Frankreichs, welche in diesem Augenblicke so sehr erschüttert ist, bestehen darin, den Aufruhr der nächsten Nachbarn zu unterdrücken. Mazarin ist Staatsmann, und wird diese Notwendigkeit einsehen.« »Seid Ihr aber versichert,« entgegnete die Königin mit einer Miene des Zweifels, »daß man Euch nicht zuvorgekommen ist?« »Wer sollte mir denn zuvorgekommen sein?« fragte von Winter. »Nun, Joyce, Priedge und Cromwell.« »Ein Schneider, ein Fuhrmann, ein Bierbrauer! Ach, Madame, ich hoffe, der Kardinal würde sich nicht mit solchen Leuten in Verbindung einlassen.« »Hm, warum das nicht?« fragte die Königin. »Allein für die Ehre des Königs und der Königin...« »Gut, so laßt uns hoffen, er werde etwas für diese Ehre tun,« antwortete die Königin. »Ein Freund besitzt eine solche Beredsamkeit, Mylord, daß Ihr mich beschwichtiget; so reicht mir denn die Hand und lasset uns zum Minister gehen.« »Madame,« sprach von Winter, »diese Ehre beschämt mich. »Doch wie,« sagte Madame Henriette stehenbleibend, »wenn er sich am Ende weigerte, und wenn der König die Schlacht verlieren würde?« »So müßte sich Ihre Majestät nach Holland flüchten, wo sich, wie ich sagen hörte, Se. Hoheit der Prinz von Wallis befindet.« »Und könnte ich dann auf viele Diener rechnen, wie Ihr seid?« »Leider nicht,« entgegnete von Winter, »allein, ich habe den Fall vorausgesehen und kam, um in Frankreich Verbündete zu suchen.« »Verbündete?« fragte die Königin, den Kopf schüttelnd, und stieg in ihren Wagen.

Der Brief Cromwells
    In dem Momente, als die Königin Henriette die Karmeliterinnen verließ, um sich nach dem Palais-Royal zu begeben, stieg am Tor dieser königlichen Residenz ein Reiter vom Pferd und bedeutete die Wachen, er habe dem Kardinal Mazarin etwas von Wichtigkeit mitzuteilen. »Haben Sie einen Audienzbrief?« fragte der Türhüter, der dem Bewerber entgegenschritt. »Ich habe wohl einen, jedoch nicht von dem Kardinal von Mazarin.« »So treten Sie ein und fragen Sie nach Herrn Bernouin,« sagte der Türhüter.
    War es zufällig oder hielt sich Bernouin auf seinem gewöhnlichen Posten und hörte alles, da er hinter der Türe stand. »Mein Herr,« sagte er, »ich bin es, den Sie suchen. Von wem ist der Brief, den Sie Sr. Eminenz überbringen?« »Von dem General Oliver Cromwell,« entgegnete der Ankömmling, »wollen Sie doch Sr. Eminenz diesen Namen nennen und mir dann Antwort bringen, ob sie mich empfangen will oder nicht.« Er nahm dabei die finstere und stolze Haltung an, welche den Puritanern eigen ist.
    Nachdem Bernouin auf die ganze Persönlichkeit des jungen Mannes einen prüfenden Blick geworfen hatte, ging in das Kabinett des Kardinals und überbrachte ihm die Worte des Boten. »Ein Mann, der einen Brief von Oliver Cromwell bringt?«

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