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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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doch auf einen Wink der Königin, Platz zu nehmen, gab Athos das Beispiel des Gehorsams. Er war ernst und ruhig, Armins hingegen war entrüstet, da ihn diese königliche Not so sehr erbitterte; seine Augen forschten nach jeder bemerkbaren Spur von Dürftigkeit. »Ihr prüfet meinen Luxus,« sprach die Königin Henriette, indem sie ihren Blick trübselig herumwarf. »Madame,« versetzte Aramis, »ich bitte Ihre Majestät um Verzeihung, allein ich kann meine Entrüstung nicht verhehlen, daß die Tochter Heinrichs IV. dergestalt am Hofe Frankreichs behandelt werde.« »Ist dieser Herr kein Kavalier?« fragte die Königin Lord Winter. »Es ist der Herr d'Herblay,« erwiderte dieser. Aramis errötete und sagte: »Ich widme mich wohl dem geistlichen Stande, Madame, nichtsdestoweniger bin ich stets bereit, wieder Musketier zu werden. Da ich nicht wußte, daß mir die Ehre zuteil würde, Ihre Majestät zu sehen, so zog ich diesen Morgen das priesterliche Kleid an, darum bin ich aber nicht minder der Mann, den Ihre Majestät am getreuesten in Ihrem Dienste finden wird, was sie auch geruhen wolle, mir zu befehlen.« »Der Herr Chevalier d'Herblay,« sagte Lord Winter, »ist einer jener tapferen Musketiere Sr. Majestät des Königs Ludwigs XIII., von denen ich Ihrer Majestät erzählt habe.« Dann wandte er sich zu Athos und fuhr fort: »Dieser Herr hier ist der edle Graf de la Fère, dessen erhabener Ruf Ihrer Majestät Wohl bekannt ist.« »Meine Herren,« sprach die Königin, »ich hatte vor wenigen Jahren, Edelleute, Reichtümer und Herren um mich her versammelt, auf einen Wink meiner Hand stand mir alles das zu Diensten. Allein jetzt, blickt nur um mich, und es wird Euch wahrlich befremden, jetzt habe ich zur Ausführung eines Planes, der mir das Leben retten soll, nur Lord Winter, einen zwanzigjährigen Freund, und Euch, meine Herren, die ich zum ersten Male sehe, und die ich nur als meine Landsleute kenne.« »Es ist hinreichend.« versetzte Athos mit einer tiefen Verneigung, »wenn das Leben dreier Männer das Ihrige zu erhalten vermag.« »Dank, meine Herren, allein höret mich an,« fuhr sie fort, »ich bin nicht bloß die ärmste der Königinnen, sondern bin auch noch die unglücklichste der Mütter, die verzweiflungsvollste der Gattinnen, Meine Kinder, wenigstens zwei davon, der Herzog von York und die Prinzessin Charlotte, sind fern von mir und den Streichen von Ehrsüchtigen und Feinden ausgesetzt; der König, mein Gatte, führt in England ein so armseliges Leben, daß ich wenig sage, wenn ich Euch versichere, daß er den Tod als etwas Wünschenswertes sucht. Seht, meine Herren, hier ist der Brief, welchen er mir durch Mylord Winter geschickt hat; leset ihn.« Athos und Aramis weigerten sich. »Leset ihn,« sprach die Königin. Athos las nun mit lauter Stimme den Brief, welchen wir bereits kennen.
    »Nun?« fragte Athos, als er diesen Brief gelesen. »Nun,« entgegnete die Königin, »er hat es abgeschlagen.« Die zwei Freunde tauschten ein Lächeln der Verachtung aus. »Und was haben wir jetzt zu tun?« fragte Athos. »Fühlt Ihr einiges Mitleid für so viel Unglück?« sprach die Königin bewegt. »Ich hatte die Ehre, Ihre Majestät zu fragen, was Sie wünsche, daß der Chevalier d'Herblay und ich für Ihren Dienst tun sollen, wir stehen bereit.« »Ha, mein Herr! Ihr seid wahrhaft ein edles Herz,« rief die Königin mit dankerfüllter Stimme aus, indes sie Lord Winter mit einer Miene anblickte, womit er zu sagen schien: »Habe ich nicht für sie Bürgschaft geleistet?« »Doch Ihr, mein Herr?« fragte die Königin Aramis. »Madame,« entgegnete dieser, »ich folge dem Herrn Grafen überall, wohin er geht, ohne zu fragen, und ginge er in den Tod; wenn es sich aber um den Dienst Ihrer Majestät handelt,« fügte er bei, die Königin mit der ganzen Anmut der Jugend anblickend, »so will ich dem Herrn Grafen noch voranschreiten.« »Nun denn, meine Herren,« sprach die Königin, »so hört, um welchen Dienst es sich für mich handelt: Der König befindet sich allein mit wenig Edelleuten, welche er täglich zu verlieren fürchtet, unter Schottländern, welchen er nicht traut, wiewohl er selbst Schotte ist. Nun, ich fordere vielleicht zu viel, da ich zu fordern durchaus kein Recht habe: Reiset nach England zu dem Könige, seid seine Freunde, seid seine Hüter, zieht an seiner Seite in die Schlacht, bleibt im Innern seines Hauses um ihn, wo man täglich weit gefährlichere Schlingen für ihn legt, als alle Gefahren

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