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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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gesenktem Gewehr auf die Spanier los, die eine Anhöhe einnahmen. Als wir uns ihnen auf dreißig Schritte genähert hatten, wandte sich der Prinz gegen seine Soldaten und sprach: ›Kinder, Ihr werdet eine wütende Ladung zu überstehen haben, dann aber, seid unbesorgt, habt Ihr alle diese Leute wohlfeilen Kaufes.‹ – Es herrschte ein solches Stillschweigen, daß Freunde und Feinde diese Worte vernahmen. Dann schwang er den Degen und rief: – ›Lasset die Trompeten erschallen!‹ Kurz darauf ein Krachen, als hätte sich die Hölle aufgeschlossen, und diejenigen, welche nicht getötet wurden, verspürten die Hitze der Flammen. Ich öffnete wieder die Augen und verwunderte mich, daß ich nicht getötet, oder aufs allerwenigste verwundet sei; ein Drittel der Eskadron lag auf den Boden gestreckt, verstümmelt und bluttriefend. In diesem Momente begegnete ich dem Blicke des Prinzen; ich dachte nur noch an eines, daß er mich nämlich angeblickt habe. Ich setzte beide Sporen ein und befand mich sogleich mitten unter den Reihen der Feinde.«
    »Und war der Prinz mit dir zufrieden?«
    »Wenigstens sagte er es, mein Herr, als er mich beauftragte, Herrn von Châtillon nach Paris zu begleiten, welcher der Königin diese Neuigkeit mit den erbeuteten Fahnen zu überbringen hatte. – Ha, mein Herr,« sprach Rudolf plötzlich, »ich erinnere mich an etwas, das ich vergessen habe, mitten unter dem Eifer, Ihnen meine Taten zu erzählen; daß ich nämlich bei Ihrer Majestät der Königin von England einen Edelmann traf, welcher, als ich Ihren Namen aussprach, ein Geschrei der Überraschung und Freude erhob; er nennt sich einen Ihrer Freunde, befragte mich um Ihre Wohnung und wird Sie besuchen.«
    »Wie nennt er sich?«
    »Ich getraute mich nicht, ihn zu befragen, mein Herr, allein wiewohl er sich sehr artig ausdrückt, ist er doch nach seinem Akzent zu schließen ein Engländer.«
    »Ha!« rief Athos.
    Und er neigte seinen Kopf, als suche er eine Erinnerung auf. Als er dann die Stirne wieder erhob, waren seine Augen überrascht von der Gegenwart eines Mannes, der vor der halbgeöffneten Türe stand und ihn mit freundlicher Miene anblickte.
    »Lord Winter!« rief der Graf aus.
    »Athos, mein Freund!« Und im Augenblicke hatten sich die zwei Männer umarmt; dann faßte ihn Athos an den beiden Händen, blickte ihn an und sprach: »Was ist Euch. Mylord? Ihr scheint ebenso trübselig zu sein, als ich erfreut bin?«
    »Ja, lieber Freund, es ist wahr, und ich sage noch mehr, daß Euer Anblick meine Kümmernis verdoppelt.« Und de Winter blickte herum, als ob er die Einsamkeit suchte. Rudolf begriff, daß sich die zwei Freunde zu unterreden hatten und ging gelassen fort. »Solange wir allein sind,« sagte de Winter, »sprechen wir von uns. Er ist hier.«
    »Wer?«
    »Der Sohn der Mylady.« Athos ward abermals erschüttert durch diesen Namen, der ihn wie ein verhängnisvolles Echo verfolgt, und schwieg einen Augenblick, die Stirne gerunzelt, dann sprach er mit ruhigem Tone. »Ich weiß es.«
    »Ihr wißt es?«
    »Ja, Grimaud begegnete ihm zwischen Bethune und Arras, und eilte spornstreichs hierher, um mir seine Anwesenheit zu melden.«
    »Grimaud kannte ihn also?«
    »Nein, sondern er war am Sterbebette eines Mannes, der ihn kannte, des Scharfrichters von Bethune!« rief Lord Winter.
    »Wißt Ihr das?« fragte Athos verwundert.
    »Er ging diesen Augenblick von mir weg,« antwortete de Winter; »er hat mir alles gesagt. O, mein Freund, was war das für ein schrecklicher Auftritt! Warum haben wir nicht das Kind mit der Mutter vertilgt!«
    »Was fürchtet Ihr?« sagte Athos, von seinem instinktartigen Schrecken, den er anfangs fühlte, sich fassend; »sind wir nicht hier, um uns zu verteidigen? Dieser junge Mann machte kaltblütig den Mord zu seinem Handwerke; er tötete den Scharfrichter von Bethune in einem Anfall von Wut, aber jetzt ist seine Rache gesättigt.« Herr de Winter lächelte traurig, schüttelte den Kopf und sagte: »Ihr kennt also dieses Blut nicht mehr?«
    »Bah,« versetzte Athos, indem er gleichfalls zu lächeln versuchte, »es wird in der zweiten Generation an Grausamkeit verloren haben. Überdies, Freund, hat uns die Vorsehung gewarnt, daß wir auf unserer Hut seien. Wir vermögen da nichts weiter zu tun, als abzuwarten. So warten wir denn,; allein, wie ich anfangs sagte, reden wir von Euch. Was bringt Euch nach Paris?«
    »Einige Angelegenheiten vom Wichtigkeit, welche Ihr später erfahren sollet. Allein, was hörte

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