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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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ich bei Ihrer Majestät der Königin von England sagen? Herr d'Artagnan ist ein Parteigänger Mazarins? Vergebt mir meine Offenheit, o Freund, ich hasse weder den Kardinal, noch tadle ich ihn, Und Eure Meinung bleibt mir jederzeit heilig. Seid Ihr etwa auch von der Partei dieses Mannes?«
    »Herr d'Artagnan steht im Dienste,« entgegnete Athos, »er ist Soldat und gehorcht der eingesetzten Gewalt. Herr d'Artagnan ist nicht wohlhabend und braucht seine Stelle als Leutnant, um leben Zu können. Die Millionäre, wie Ihr, Mylord, sind gar selten in Frankreich.«
    »Ach!« entgegnete de Winter, »ich bin jetzt ebenso arm und ärmer noch als er. Doch laßt uns auf Euch zurückkommen.«
    »Nun, Ihr möchtet wissen, ob ich ein Mazariner bin. Nein, tausendmal nein! Vergebt mir meine Offenheit, Mylord!« Lord Winter stand auf und drückte Athos an seine Brust.
    »Ich danke Euch, Graf,« sprach er, »ich danke Euch für diese erfreuliche Botschaft. Ihr seht, wie ich glücklich und entzückt bin. Ah, es freut mich, daß Ihr nicht Mazariner seid; überdies konntet Ihr auch das nicht sein. Doch vergebt mir nochmals, seid Ihr frei?«
    »Was meint Ihr unter frei?«
    »Ich frage Euch, ob Ihr nicht verheiratet seid?«
    »Ah, was das anbelangt, nein,« entgegnete Athos lächelnd. »Weil dieser junge Mann, der so schön, so fein, so einnehmend ist...«
    »Er ist ein Kind, das ich erziehe, und das nicht einmal seinen Vater kennt.«
    »Recht schön, Athos, Ihr seid immer noch derselbe – großherzig und edel.«
    »Sprecht, Mylord, was verlangt Ihr von mir?«
    »Sind die Herren Porthos und Aramis noch immer Eure Freunde?«
    »Setzt auch d'Artagnan hinzu, Mylord. Wir sind noch immer, wie einst, vier getreue Freunde; wie es sich aber darum Handelt, dem Kardinal zu dienen, oder wider ihn zu streiten, so sind wir noch zu zwei.«
    »Ist Herr Aramis mit d'Artagnan?« fragte Lord Winter.
    »Nein,« erwiderte Athos, »Herr Aramis tut mir die Ehre an und teilt meine Überzeugungen.«
    »Könntet Ihr mich wohl mit diesem liebenswürdigen und geistvollen Freunde wieder in Verbindung bringen?«
    »Allerdings, wenn es gefällig ist.«
    »Hat er sich verändert?«
    »Er hat sich dem geistlichen Stande gewidmet, weiter nichts.«
    »Da mußte er wohl auf große Unternehmungen Verzicht leisten.«
    »Im Gegenteil,« versetzte Athos lächelnd, »er war noch nie so sehr Musketier wie jetzt und Ihr werdet einen wahren Galaor finden. Wollt Ihr, daß ich ihn durch Rudolf hierher berufe?«
    »Ich danke, Herr Graf, man könnte ihn vielleicht zu dieser Stunde nicht zu Hause antreffen. Da Ihr aber für ihn bürgen zu können glaubt ...«
    »Wie für mich selber.«
    »Könntet Ihr mir auch zusagen, ihn mir morgen um zehn Uhr auf die Louvrebrücke zu führen?«
    »Ah, ah!« entgegnete Athos lächelnd, »habt Ihr ein Duell?«
    »Ja, Graf, ein schönes Duell, an dem Ihr hoffentlich teilnehmen werdet.«
    »Wohin gehen wir, Mylord?«
    »Zu Ihrer Majestät der Königin von England, die mir den Auftrag gegeben, Graf, Euch ihr vorzustellen.«
    »Kennt mich also Ihre Majestät?« »Ich kenne Euch.«
    »Das ist rätselhaft,« erwiderte Athos; »allein gleichviel, habt Ihr die Auflösung zu dem Rätsel, so frage ich nicht weiter danach. Wollet Ihr mir die Ehre schenken und bei mir zu Abend speisen?«
    »Ich danke, Graf,« antwortete Lord Winter, »ich bekenne, der Besuch dieses jungen Mannes raubte mir den Appetit und wird mir sicher auch den Schlaf rauben. Welches Unternehmen will er in Paris ausführen? Er kam nicht her, um mich hier zu treffen, da er von meiner Reise nichts gewußt hat. Vor diesem jungen Manne schaudert mir, in ihm liegt eine blutige Zukunft!«
    »Was tut er in England?«
    »Er ist einer der eifrigsten Anhänger des Oliver Cromwell.«
    »Nun errate ich alles; er kommt als Abgeordneter Cromwells.«
    »An wen?«
    »An Mazarin, und die Königin hat richtig geraten, man ist uns zuvorgekommen. Jetzt wird mir alles klar; lebt wohl, Graf, auf morgen.«
    »Allein die Nacht ist finster,« bemerkte Athos, als er Lord Winter von einer viel lebhafteren Besorgnis erschüttert sah, als er zeigen wollte, »und Ihr habt vielleicht keine Diener?«
    »Ich habe Tony, der wohl gut, aber unerfahren ist.«
    »Holla! Olivain, Grimaud, Blaisois! nehmt das Gewehr und ruft den Vicomte.«
    Blaisois war jener große Mensch, halb Diener, halb Landmann, den wir auf dem Schlosse Bragelonne sahen, als er meldete, daß das Mittagsmahl aufgetragen sei, und dem Athos den Namen seiner Provinz

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