Zwanzigtausend-Dollar-Date
Häppchen einfach hinein. Das winzige Stückchen Ziegenkäse zerging ihr auf der Zunge und harmonierte perfekt mit dem knackigen frischen Spargel. Genüsslich schloss Claire die Augen.
„Siehst du? Ich wusste, dass du das mögen würdest. Suzy ist …“
Weil sein Handy klingelte, brach er stirnrunzelnd ab. Als er auf dem Display nachsah, wer der Anrufer war, wirkte er überaus besorgt. Und für einen Moment erinnerte er Claire an den rastlosen jungen Mann, den sie früher gekannt hatte. Doch dann war der Eindruck verflogen, und Matt redete weiter. „Suzy gehört zu den talentiertesten Spitzenköchen an dieser Küste.“
Während er die Vorzüge des Restaurants rühmte – die Claire nur allzu bewusst waren –, stellte er sein iPhone auf Vibrieren. Er redete immer noch, als es einen schwachen Piepton von sich gab.
„Solltest du nicht rangehen?“, fragte sie, während ein Ober die Vorspeise servierte.
„Bei einem Date nehme ich keine geschäftlichen Anrufe an.“
Hungrig und gespannt auf die Speisen, wie sie war, fing Claire an zu essen. Sehr wahrscheinlich würde sie nie wieder etwas derart Köstliches bekommen, also sollte sie es genießen.
„Aber das hier ist kein richtiges Date. Und wenn ich nicht irre, wurdest du in den letzten zwei Minuten angerufen und hast eine SMS bekommen. Es muss also wichtig sein.“
„Es kann warten.“
Auf dem College hatte er mit so einer Leidenschaft für FMJ gearbeitet, dass die Arbeit nie warten musste. Er war wild entschlossen, technische Probleme zu lösen. Zu erfinden. All die Dinge zu verbessern, die verbessert werden sollten, und er glaubte, FMJ brauche dafür nur die entsprechenden Geldmittel und Rohstoffe.
„Worum geht es?“, hakte sie zu ihrer eigenen Überraschung nach. Nein, sie war nicht neugierig, nur höflich. „Was ist das für ein Projekt, an dem du da gerade arbeitest? Es muss so wichtig sein, dass jemand aus deinem Team am Samstagabend daran arbeitet. Also?“
Matt lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Keine Frau möchte beim Essen über irgendein ehrgeiziges Forschungsprojekt reden.“
Die Garnele, die sie gerade aß, blieb ihr fast im Hals stecken. Claire legte ihre Gabel beiseite und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. „Das habe ich zu dir gesagt.“
Er hob ihr sein Weinglas entgegen und trank dann einen großen Schluck. „Ich sollte dir dankbar dafür sein. Es ist mit der beste Rat, den ich je für den Umgang mit Frauen bekommen habe.“
„Matt, ich …“ Himmel, was hatte sie getan? Er hatte immer so gern über seine Arbeit geredet. „Das tut mir leid.“
„Sollte es aber nicht. Es war ein großartiger Ratschlag.“ Er aß von seiner Vorspeise, ohne im Mindesten davon begeistert zu sein.
„Es war kein Ratschlag. Es war …“
Als sie ihn verlassen hatte, war ihre größte Sorge, dass er ihr folgen würde, weil er sie nicht gehen lassen wollte. Deshalb hatte sie Dinge gesagt, die ihn verletzen würden. Sie hatte darin die einzige Möglichkeit für eine klare Trennung gesehen.
Jetzt, als er ihre eigenen Worte zitierte, wurde ihr etwas klar: Womöglich hatte sie selbst dazu beigetragen, dass nach ihrer Trennung dieser aalglatte Playboy aus ihm geworden war, den sie so verabscheute.
„Du warst nie langweilig.“
„Lass den Ehrgeiz stecken, und nimm lieber die Brieftasche heraus. Hast du nicht genau das gesagt? Tja, du würdest nicht glauben, wie gut das bei den meisten Frauen funktioniert.“
Sein bitterer Unterton entging ihr nicht. Ihr Verhalten hatte offenbar sein Frauenbild beeinflusst.
„Matt, als ich gegangen bin …“ Wie konnte sie ihm klarmachen, was damals wirklich los gewesen war? „Ist dir je in den Sinn gekommen, dass es überhaupt nicht um dich ging, als ich dir den Laufpass gegeben habe?“ Weil seine Miene ausdruckslos blieb, suchte Claire seinen Blick. „Es ging nicht darum, dass du technikbegeistert warst oder zu schlau oder langweilig. Nichts dergleichen.“
„Worum ging es dann?“
„Es ging um mich und meine Familie und …“
„Genau. In eurer Familie laufen alle davon. Das hast du immer gesagt, stimmt’s? Das ist also deine Entschuldigung? Du konntest nicht anders und bist davongelaufen?“
Claire holte tief Atem.
Sie hatte Matt verlassen, um nach Hause zurückzukehren und ihrer jüngeren Schwester beizustehen. Sicher wusste er das inzwischen. Jeder in der Stadt wusste schließlich, was damals alles geschehen war. Als sie sich von ihm trennte, sagte sie
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