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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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professioneller Fotograf« klang definitiv nicht schlecht, fast so gut wie »Ich bin Kriegsberichterstatter« oder »Ich drehe Dokumentarfilme.«
    »Journalismus ist eine Möglichkeit.«
    »Oder das Geschäftsleben. Wolltest du nicht mit Callum irgendeine Firma gründen?«
    »Wir überlegen noch.«
    »Nur ›Firma‹ klingt ziemlich vage.«
    »Wie gesagt, wir denken noch drüber nach.« Tatsächlich hatte Callum, sein ehemaliger Mitbewohner, die Firma schon ohne ihn gegründet, irgendwas mit Computer-Refurbishing, das zu begreifen Dexter die Energie fehlte. Mit 25 wären sie Millionäre, hatte Callum beteuert, aber wie würde das in einer Bar klingen? »Ich mach was mit alten Computern.« Nein, professioneller Fotograf war das Beste, was ihm einfiel. Er beschloss, es ihr zu sagen.
    »Genau genommen denke ich ans Fotografieren.«
    »Fotografieren?« Seine Mutter lachte aufreizend.
    »He, ich bin ein guter Fotograf!«
    »… wenn du dran denkst, den Finger von der Linse zu nehmen.«
    »Solltest du mich nicht ermutigen?«
    »Und was für ein Fotograf ? Akt ?« Sie lachte rau. »Oder hast du vor, an Strukturen weiterzuarbeiten?«, und sie mussten stehenbleiben, während Alison sich eine ganze Weile auf der Straße vor Lachen bog und sich an seinem Arm festhalten musste, »all die Fotos von Kies !«, aber schließlich war es vorbei, sie richtete sich auf und wurde wieder ernst. »Dexter, nimms mir nicht übel …«
    »Ich hab mich mittlerweile sehr verbessert.«
    »Ich weiß, entschuldige.« Sie gingen weiter. »Wenn es das ist, was du willst, dann mach es.« Sie drückte Dexter den Arm, aber er schmollte. »Wir haben dir immer gesagt, du kannst werden, was du willst, wenn du nur hart genug arbeitest.«
    »Nur so ’n Gedanke«, sagte er trotzig. »Ich wäge meine Möglichkeiten ab, das ist alles.«
    »Tja, das hoffe ich, Lehrer ist zwar kein schlechter Beruf, aber wohl kaum deine Berufung, oder? Skandinavischen Mädchen, die dich anhimmeln, Beatles-Songs beizubringen.«
    »Es ist harte Arbeit, Mum. Außerdem habe ich dann was, worauf ich zurückgreifen kann.«
    »Hm, tja, manchmal frage ich mich, ob du nicht schon auf ein bisschen zu viel zurückgreifen kannst.« Sie schaute zu Boden, als sie es sagte, und die Bemerkung schien von den Steinplatten widerzuhallen. Sie gingen ein Stück weiter, bevor er sprach.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Ach, ich meine nur …« Sie seufzte und legte ihm den Kopf an die Schulter. »Ich meine nur, dass man das Leben ab einem gewissen Punkt ernster nehmen muss, mehr nicht. Du bist jung, gesund und siehst bei schwacher Beleuchtung nicht übel aus, schätze ich. Die Leute mögen dich, du bist klug, klug genug jedenfalls, vielleicht nicht im akademischen Sinn, aber nicht auf den Kopf gefallen. Und du hattest Glück, Dexter, so viel Glück, du bist behütet aufgewachsen, ohne Verantwortung, ohne Geldsorgen. Aber du bist jetzt erwachsen, und eines Tages sehen die Dinge vielleicht nicht mehr so …«, sie sah sich um und deutete auf die malerische kleine Gasse, die er sie entlanggeführt hatte, »… so heiter aus. Es wäre gut, wenn du darauf vorbereitet wärst. Du solltest dafür besser gerüstet sein.«
    Dexter runzelte die Stirn. »Meinst du jetzt einen Beruf?«
    »Das auch.«
    »Du klingst schon wie Dad.«
    »Ach du Schande, inwiefern?«
    »Dass man einen anständigen Job braucht, etwas, worauf man zurückgreifen kann, etwas, um den Tag auszufüllen.«
    »Nicht nur das, nicht nur ein Job. Eine Richtung. Ein Ziel. Irgendein Antrieb, eine Ambition. In deinem Alter wollte ich die Welt verändern.«
    Er rümpfte die Nase. »Daher der Antiquitätenladen«, und sie stieß ihm den Ellbogen in die Rippen.
    »Heute ist heute, damals war damals. Und werd ja nicht frech.« Sie nahm seinen Arm, und sie schlenderten weiter. »Ich will nur stolz sein auf dich, das ist alles. Ich meine, ich bin schon stolz auf dich und deine Schwester, aber, na ja, du weißt, was ich meine. Ich bin etwas betrunken. Lass uns das Thema wechseln. Ich wollte noch über etwas anderes mit dir reden.«
    »Was denn?«
    »Oh – zu spät.« Sie waren jetzt in Sichtweite des Hotels, drei Sterne, gediegen, aber nicht protzig. Durch die Rauchglasscheiben sah Dexter seinen Vater vorgebeugt in einem der Lobbysessel sitzen, er hatte ein langes, dünnes Bein nach oben gebogen, hielt eine Socke zusammengeknüllt in der Hand und begutachtete seine Fußsohle.
    »Großer Gott, er knibbelt in der Hotellobby an seinen Hühneraugen rum.

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