Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
Vom Netzwerk:
Augen hielt.
    »Schau mal, da drüben. Ich glaube, das ist eine Kornweihe.«
    »Hmmm.«
    »Guck doch mal durch. Na los – da oben.«
    »Interessiert mich nicht. Ich schlafe.«
    »Wie kann dich das nicht interessieren? Sie ist wunderschön.«
    »Ich bin noch zu jung zum Vögelbeobachten.«
    Emma lachte. »Du bist echt albern, dass dus weißt.«
    »Schlimm genug, dass wir wandern gehen. Demnächst hören wir noch klassische Musik.«
    »Zu cool zum Vögelbeobachten …«
    »Danach kommt Gartenarbeit, als Nächstes kaufst du dir Jeans bei Marks & Spencer, und zu guter Letzt wirst du auch noch aufs Land ziehen wollen. Dann nennen wir uns gegenseitig ›Liebling‹. Ich habe es erlebt, Em. Der Weg führt ins Verderben.«
    Sie stützte sich auf einen Arm, beugte sich vor und küsste ihn. »Frisch mein Gedächtnis auf, warum heirate ich dich?«
    »Noch können wir absagen.«
    »Kriegen wir die Anzahlung zurück?«
    »Wohl kaum.«
    »Okay.« Wieder küsste sie ihn. »Lass mich drüber nachdenken.«
    Die Hochzeit fand im Spätherbst statt, eine kleine, diskrete standesamtliche Trauung im November, gefolgt von einer kleinen, dezenten Feier im engsten Familien-und Freundeskreis in ihrem örtlichen Lieblingsrestaurant. Sie betonten immer wieder, es sei keine richtige Hochzeit, sondern nur eine Ausrede zum Feiern. Die selbstverfassten Ehegelübde würden weltlich gehalten, nicht allzu sentimental sein und waren noch nicht ausformuliert worden; es kam ihnen peinlich vor, sich tatsächlich gegenüberzusitzen und all diese Versprechen füreinander zu schreiben.
    »Können wir nicht einfach das Gelübde benutzen, dass du für deine Ex-Frau geschrieben hast?«
    »Aber du gelobst schon noch, dass du mir gehorchen wirst, oder?«
    »Nur, wenn du mir gelobst, nie Golf zu spielen.«
    »Und willst du meinen Nachnamen annehmen?«
    »›Emma Mayhew‹. Könnte schlimmer sein, oder?«
    »Nimm doch einen Doppelnamen.«
    »Morley-Mayhew. Klingt wie ein idyllisches Dörfchen in den Cotswolds. ›Wir haben ein kleines Haus außerhalb von Morley-Mayhew.‹«
    So behandelten sie den glücklichsten Tag ihres Lebens: flapsig, aber insgeheim voller Vorfreude.
    Die Woche in Yorkshire war ihre letzte Urlaubsgelegenheit vor dem bescheidenen, diskreten großen Tag. Emma hatte einen Abgabetermin einzuhalten, und Dexter war unwohl dabei, das Café eine ganze Woche allein zu lassen, aber wenigstens hatten sie so die Chance, bei Emmas Eltern vorbeizuschauen, was für Emmas Mutter einem Besuch aus dem Königshaus gleichkam. Auf dem Tisch lagen Servietten statt des üblichen Küchenkrepps, es gab Biscuit-Torte, und im Kühlschrank stand eine Flasche Perrier. Nach Emmas Trennung von Ian hatte es ausgesehen, als könne Sue Morley nie wieder lieben, aber sie war fast noch vernarrter in Dexter und flirtete mit seltsam überdeutlicher Stimme wie bei einer koketten Zeitansage. Pflichtbewusst flirtete Dexter zurück, während der Rest der Morley-Familie stumm zu Boden starrte und sich das Lachen verkneifen musste. Sue war das egal; für sie war es, als sei ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen: Ihre Tochter heiratete tatsächlich Prinz Andrew.
    Wenn Emma Dexter mit den Augen ihrer Familie betrachtete, war sie stolz auf ihn: Er zwinkerte Sue zu, gab sich ihren Cousins gegenüber witzig und jungenhaft, schien ehrlich interessiert an den Koi-Karpfen ihres Vaters und den Chancen von Manchester United in der Champions League. Nur Emmas jüngere Schwester schien seinem Charme zu widerstehen und seine Aufrichtigkeit anzuzweifeln. Die geschiedene Marianne, alleinerziehende Mutter von zwei Jungen, war ständig gereizt, erschöpft und nicht in der Stimmung für eine Hochzeit. Abends unterhielten sie sich beim Geschirrspülen.
    »Würde mich echt interessieren, warum Mum so komisch spricht.«
    »Sie mag ihn halt.« Emma stieß ihre Schwester an. »Und du magst ihn doch auch, oder?«
    »Er ist nett. Ich kann ihn gut leiden. Ich dachte nur immer, er wäre ein notorischer Frauenheld oder so.«
    »Vor langer Zeit vielleicht. Jetzt nicht mehr.«
    Marianne rümpfte die Nase und musste sich sichtlich eine Bemerkung über Katzen und das Mausen verkneifen.
    Sie gaben die Suche nach dem Wasserfall auf und fuhren stattdessen in den örtlichen Pub, aßen Chips und spielten am Spätnachmittag ein paar ziemlich ausgeglichene Partien Poolbillard.
    »Ich glaube, deine Schwester mag mich nicht besonders«, sagte Dexter und bereitete das Rack für die entscheidende Partie vor.
    »Klar mag

Weitere Kostenlose Bücher