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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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so richtig, du weißt schon, »befreundet«, noch nicht sehr lang also, aber ein bisschen was weiß ich schon über dich, und ich glaube, ich weiß auch, wo dein Problem liegt. Und denk dran, ich habe eine gute Drei in Anthropologie, ich weiß, wovon ich spreche. Wenn du nichts von meiner Theorie wissen willst, dann lies nicht weiter.
Schön. Jetzt kommts. Ich glaube, du hast Angst vorm Glücklichsein, Emma. Ich glaube, du hältst es für normal, dass dein Leben grau, trist und hart ist, du deinen Job und deine Wohnung hasst und weder Erfolg noch Geld noch, Gott behüte, einen Freund hast (hier eine kleine Exkursivität: Diese ganze Minderwertigkeitsnummer darüber, wie unattraktiv du bist, wird langsam langweilig, kann ich dir sagen). Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass du es genießt, enttäuscht zu werden und hinter den Erwartungen zurückzubleiben, weil es einfacher ist, stimmts? Scheitern und unglücklich sein ist leichter, weil du dich darüber lustig machen kannst. Nerve ich dich schon? Ich wette, ja. Aber ich bin noch längst nicht fertig.
Em, ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du in dieser schrecklichen Wohnung mit den komischen Gerüchen und Geräuschen und den nackten Glühbirnen oder im Waschsalon herumhängst, und übrigens gibt es heutzutage keinen Grund mehr, einen Waschsalon zu benutzen, sie sind weder cool noch politisch, sondern nur deprimierend. Ich weiß nicht, Em, du bist jung, praktisch ein Genie, und trotzdem hältst du den Gang zur Schnellwäscherei für das Nonplusultra der Unterhaltung. Also, ich finde, du hast was Besseres verdient. Du bist intelligent, witzig und nett (zu nett, wenn du mich fragst) und der bei weitem klügste Mensch, den ich kenne. Und (noch ein Schluck Bier – tief Luft holen), du bist außerdem eine Sehr Attraktive Frau. Und (mehr Bier) ja, damit meine ich auch »sexy«, obwohl mir beim Schreiben leicht flau wird. Aber ich werde es bestimmt nicht durchstreichen, bloß weil es nicht politisch korrekt ist, jemanden »sexy« zu nennen, weil es nämlich STIMMT. Du bist der Hammer, altes Mädchen, und wenn ich dir für den Rest deines Lebens nur noch eine Sache schenken könnte, wäre es das: Selbstvertrauen. Das Geschenk des Selbstvertrauens. Das oder eine Duftkerze.
Aus deinen Briefen und durch das Treffen nach dem Theaterstück weiß ich, dass du im Moment etwas unentschlossen bist, was du mit deinem Leben anfangen sollst, ein bisschen rat-, steuer-und ziellos, aber das geht schon in Ordnung, mit 24 ist das völlig normal. Genau genommen ist unsere ganze Generation so. Ich habe einen Artikel darüber gelesen, das liegt daran, dass wir nie im Krieg gekämpft oder zu viel vor der Glotze abgehangen haben oder so. Die einzigen nicht rat-, steuer-und ziellosen Leute sind todlangweilige Spießer und Karrieremenschen wie Ätz-Tilly-Killick oder Callum O’Neill mit seinem Computer-Refurbishing. Ich habe die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen, du glaubst vielleicht, ich hätte den Durchblick, habe ich aber nicht, ich mache mir auch Sorgen, nur nicht über Arbeitslosen-und Wohngeld, die Zukunft der Labour-Partei, was ich in zwanzig Jahren mache oder wie Mr Mandela in Freiheit zurechtkommt.
So, Zeit für eine weitere kleine Verschnaufpause vor dem nächsten Abschnitt, denn ich habe gerade erst angefangen. Dieser Brief steuert auf einen lebensverändernden Höhepunkt zu. Ich frage mich, ob du dafür schon bereit bist.
    Irgendwo zwischen den Personaltoiletten und der Küche schlüpfte Ian Whitehead in seine Stand-up-Nummer.
    »Hast du mal im Supermarkt an der Schnellkasse für maximal sechs Artikel angestanden, und vor dir war so ’ne alte Frau mit sieben Artikeln? Und du stehst da, zählst sie und kriegst soooo ’nen Hals …«
    »Ay caramba«, murmelte Emma leise und trat die Schwingtür zur Küche auf, wo ihnen ein heißer Schwall beißender, nach Jalapeños und warmem Bleichmittel riechender Luft entgegenschlug, die ihnen in den Augen brannte. Der klapprige alte Kassettenrekorder spielte laute Acid-House-Musik, während ein Somalier, ein Algerier und ein Brasilianer die Deckel von weißen Plastikeimern rissen.
    »Morgen, Benoit, Kemal. Hallo, Jesus«, grüßte Emma sie munter, und sie lächelten und nickten ihr fröhlich zu. Emma und Ian gingen zum Schwarzen Brett, an dem ein eingeschweißtes Schild hing, das zeigte, was zu tun war, wenn sich jemand am Essen verschluckte, »was kein Wunder wäre«. Daneben hing ein großes, am Rand ausgefranstes

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