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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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haben. Ich habe auf den Ordnungsplan geguckt, und Ian, du bist mit Toilettenputzen dran.«
    Seine Kollegen machten sich über ihn lustig. »Warum immer ich?«, jammerte Ian.
    »Weil du so toll darin bist«, sagte seine beste Freundin Emma Morley, und er ergriff die Gelegenheit, ihr den Arm um die gebeugten Schultern zu legen und scherzhaft so zu tun, als wollte er sie mit dem Messer erstechen.
    »Wenn ihr beide fertig seid, kommst du bitte zu mir ins Büro, Emma?«, sagte Scott.
    Die anderen kicherten anzüglich, Emma machte sich von Ian los, und Rashid, der Barkeeper, drückte die Playtaste des fettigen Kassettenrekorders hinter der Bar, La Cucaracha , die Küchenschabe, ein Witz, der schon lange nicht mehr lustig war und sich bis zum Erbrechen wiederholte.
    »So, dann mache ich es mal kurz und schmerzlos. Setz dich.«
    Scott zündete sich eine Zigarette an, und Emma stieg auf einen Barhocker gegenüber dem großen, unordentlichen Schreibtisch. Eine Wand aus Kisten voller Wodka, Tequila und Zigaretten – Waren, die als besonders leicht »klaubar« galten – nahm dem kleinen, finsteren Raum, der nach Aschenbecher und Enttäuschung roch, das Licht der Julisonne.
    Schwungvoll legte Scott die Füße auf den Tisch. »Tatsache ist, ich gehe.«
    »Wirklich?«
    »Die Zentrale hat mich gefragt, ob ich eine neue Filiale des Heil Cäsar in Ealing übernehmen will.«
    »Heil Cäsar?«
    »Eine neueröffnete Großkette moderner Italiener.«
    »Namens Heil Cäsar?«
    »Ja.«
    »Warum nicht gleich Bei Mussolini.«
    »Sie machen mit der italienischen Küche, was sie auch mit der mexikanischen gemacht haben.«
    »Was, sie versauen?«
    Scott sah verletzt aus. »Mach mal halblang, Emma, ja?«
    »Tut mir echt leid, Scott. Herzlichen Glückwunsch, gut gemacht, ehrlich …« Sie brach ab, als ihr klar wurde, was als Nächstes kommen würde.
    »Der Punkt ist …« Er verschränkte die Finger, beugte sich über den Schreibtisch, was er sich von den Geschäftsmännern im Fernsehen abgeguckt hatte, und verspürte einen kleinen erregenden Machtrausch. »Man hat mir aufgetragen, meinen Nachfolger zu ernennen, und darüber wollte ich mit dir reden. Ich möchte jemanden, der nicht sofort alles hinschmeißt. Jemand Zuverlässiges, der nicht einfach nach Indien abhaut, ohne Bescheid zu geben, oder alles für einen aufregenden Job sausen lässt. Jemand, bei dem ich mich darauf verlassen kann, dass er ein paar Jahre bleibt und sich mit Haut und Haaren … Emma, was … weinst du etwa?«
    Emma schlug die Hände vor die Augen. »Tut mir leid, Scott, hast mich zum falschen Zeitpunkt erwischt, das ist alles.«
    Halb mitfühlend, halb verärgert runzelte Scott die Stirn. »Hier …«, er riss eine Rolle grobes, blaues Küchenpapier aus einer Großpackung. »Beruhige dich erst mal …«, und er warf die Rolle über den Schreibtisch, so dass sie Emma an der Brust traf. »Hab ich was Falsches gesagt?«
    »Nein, nein, nein, es ist was Persönliches, Privates, das hin und wieder hochkommt. Wie peinlich.« Sie presste sich zwei raue, zusammengeknüllte, blaue Papiertücher auf die Augen. »Tut mir leid, tut mir leid, sprich weiter.«
    »Bei dem Tränenausbruch habe ich den Faden verloren.«
    »Ich glaube, du warst dabei, mir zu erzählen, dass mein Leben nirgendwohin führt«, sagte sie halb lachend, halb weinend. Sie nahm sich ein drittes Stück Küchenpapier und hielt es sich vor den Mund.
    Scott wartete, bis ihre Schultern nicht mehr bebten. »Bist du an dem Job interessiert oder nicht?«
    »Du meinst …« Sie legte die Hand auf einen Zwanzig-Liter-Behälter Thousand Island Dressing, »… all das könnte eines Tages mir gehören?«
    »Emma, wenn du den Job nicht willst, sags einfach, aber ich mache ihn jetzt seit vier Jahren …«
    »Und du hast ihn wirklich gut gemacht, Scott …«
    »Die Bezahlung ist angemessen, du müsstest nie wieder die Toiletten schrubben …«
    »Und ich weiß das Angebot zu schätzen.«
    »Warum dann die Sturzflut?«
    »Ich bin bloß etwas … deprimiert, das ist alles.«
    »Deprimiert.« Scott runzelte die Stirn, als hörte er das Wort zum ersten Mal.
    »Du weißt schon. Etwas down.«
    »Aha. Verstehe.« Er überlegte, ihr väterlich den Arm um die Schultern zu legen, aber dafür hätte er über ein 50-Liter-Fass Mayonnaise klettern müssen, deshalb beugte er sich nur weiter über den Schreibtisch. »Ist es … Liebeskummer?«
    Emma lachte kurz auf. »Wohl kaum, Scott, es ist nichts, du hast mich bloß an einem Tiefpunkt

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