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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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du bist mit dem King of Comedy unterwegs, aber ich wollte dir nur sagen, wenn du nach Hause kommst, allein, meine ich, also, ich gehe jetzt doch nicht mehr zur Premiere. Ich bin den ganzen Abend zu Hause, für den Fall, dass du vorbeikommen willst. Ich meine, ich würd mich freuen. Ich spendier dir ein Taxi, du kannst hier übernachten. Also. Egal, wann du heimkommst, ruf mich an, nimm dir ’ne Taxe. Das ist alles. Ich hoffe, wir sehen uns nachher. Alles Liebe und so. Machs gut, Em. Tschüss.
    Nach dem ersten Gang sprachen sie über die gute alte Zeit vor gerade einmal zwei Jahren. Während Emma sich Suppe und Fisch bestellte, hatte sich Ian für ein Menü aus Kohlenhydraten entschieden, beginnend mit einer Riesenportion Pasta mit Fleisch, die er unter einer Parmesanlawine begrub. Das und der Rotwein hatten ihn etwas ruhiger gemacht, so dass Emma sich auch entspannte und auf dem besten Weg war, sich die Kante zu geben. Warum auch nicht? Hatte sie sich das nicht verdient? In den letzten zehn Monaten hatte sie hart für etwas gearbeitet, an das sie glaubte, und obwohl einige der Schulpraktika ziemlich heftig gewesen waren, wusste sie, dass sie eine gute Lehrerin war. Bei dem Vorstellungsgespräch am Nachmittag hatte man das offenbar ähnlich gesehen, denn der Schuldirektor hatte wohlwollend genickt und gelächelt, und obwohl sie es nicht aussprach, wusste sie, sie hatte den Job in der Tasche.
    Warum also nicht mit Ian feiern? Während er sprach, musterte sie ihn und kam abermals zum Schluss, dass er um Klassen besser aussah als früher; sie musste nicht mehr an einen Bauern denken, wenn sie ihn ansah. Er hatte nichts Feines oder Schwächliches an sich; bei einem Kriegsfilmcasting würde man ihn vielleicht als mutigen englischen Soldaten besetzen, der Briefe an seine Mutter schreibt, wohingegen Dexter – was wäre? Ein weiblich angehauchter Nazi. Trotzdem, sie mochte die Art, wie Ian sie ansah. Liebevoll, das war das richtige Wort. Liebevoll und betrunken, und sie fühlte sich schwergliedrig, heißblütig und ebenfalls liebevoll.
    Er schenkte ihr den Rest Wein ein. »Und, triffst du dich noch mit der alten Truppe?«
    »Eigentlich nicht. Neulich ist mir Scott in diesem schrecklichen italienischen Restaurant Heil Cäsar über den Weg gelaufen. Es ging ihm gut, er war immer noch angepisst. Abgesehen davon versuche ich es zu vermeiden. Das ist so ähnlich wie Gefängnis – am besten hält man sich von den alten Zellengenossen fern. Anwesende natürlich ausgenommen.«
    »So schlimm wars auch wieder nicht, oder? Da zu arbeiten?«
    »Na ja, zwei Jahre meines Lebens waren für die Katz.« Laut ausgesprochen schockierte sie die Erkenntnis, aber sie tat es mit einem Achselzucken ab. »Keine Ahnung, es war wohl einfach keine glückliche Zeit, schätze ich.«
    Wehmütig lächelnd stupste er ihre Hand an. »Hast du mich deshalb nie zurückgerufen?«
    »Hab ich nicht? Weiß nicht, vielleicht.« Sie hob das Glas an die Lippen. »Jetzt sind wir ja hier. Schwamm drüber. Wie läufts denn mit der Stand-up-Karriere?«
    »Och, ganz okay. Ich habe da so eine Improtheater-Sache am Laufen, total spontan, völlig unvorhersehbar. Manchmal bin ich einfach überhaupt nicht komisch! Aber das ist ja der Spaß am Improvisieren, stimmts?« Emma war sich da nicht so sicher, nickte aber. »Am Dienstagabend trete ich im Mr Chuckles in Kennington auf. Etwas härter, zeitgemäßer. So eine Nummer über Werbung à la Bill Hicks? Darüber, wie dämlich Fernsehwerbung ist? …«
    Wieder zog er seine Nummer ab, und Emmas Lächeln gefror. Es würde ihn umbringen, wenn sie ihm sagte, dass er sie vielleicht zweimal zum Lachen gebracht hatte, seit sie sich kannten, und das eine Mal war er nur die Kellertreppe hinuntergefallen. Er war ein Mann mit viel Sinn für Humor, allerdings kein bisschen komisch. Bei Dexter lag der Fall anders: Witze interessierten ihn nicht die Bohne, wahrscheinlich hielt er Humor, wie ein politisches Gewissen, für leicht peinlich und uncool, trotzdem lachte sie in seiner Gegenwart ständig, schüttete sich aus, ja bepisste sich buchstäblich vor Lachen. Während des Griechenlandurlaubs hatten sie zehn Tage am Stück gelacht, nachdem sie das kleine Missverständnis geklärt hatten. Wo Dexter wohl gerade war?, fragte sie sich.
    »Hast du ihn mal im Fernsehen gesehen?«, wollte Ian wissen.
    Wie auf frischer Tat ertappt zuckte Emma zusammen. »Wen?«
    »Deinen Freund Dexter, in dieser beknackten Sendung.«
    »Ein paar Mal. Wenn es gerade

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