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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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Ihre Krankheit in der Remission zu halten. Nur … man hindert ja eine Bombe nicht auf Dauer an der Explosion, indem man den Zünder festhält. Und um das Ding zu entschärfen, brauchen wir das hier.«
    Er hielt mir ein Blatt Papier unter die Nase, auf dem eine Vielzahl kaum lesbarer und unaussprechlicher Worte geschrieben stand.
    »Das ist Ihr neuer Therapieplan«, klärte er mich auf. »Wir haben ihn nach den Resultaten der vorangegangenen Behandlung erstellt und können deshalb sicher sein, dass Sie gegen diese Präparate noch nicht resistent sind.«
    »Aber –«
    »Schauen Sie es sich genau an!«
    Unwillig schüttelte ich den Kopf und legte das Blatt gleich wieder auf den Schreibtisch zurück. Ich hielt es für unsinnig, auf Worte zu starren, die ich ohnehin nicht verstand, und überdies konnte es mir völlig gleichgültig sein, von wie viel Milligramm welchen oral oder intravenös verabreichten Giftes mir in Bälde übel werden würde.
    Professor Mennert sah mir wohl an, dass ich so etwas dachte, und er sah es offenbar nicht gern.
    »Haben Sie Ihr Pulver schon verschossen?«, fragte er spitz.
    »Nein«, wich ich aus, »aber …«
    »Aber was?«
    »Geht es nicht ohne Chemotherapie?«
    Er sah mir fest in die Augen. »Nein!«, antwortete er dann. »Ohne haben Sie nicht den Hauch einer Chance.«
    »Und mit?«
    Sofort wich er mir aus, senkte den Blick, faltete die Hände wie zum Gebet.
    »Seien Sie bitte ehrlich!«, fügte ich deshalb hinzu.
    »Es wird aber hart, Eva.«
    »Macht nichts. Wie viel Prozent habe ich? Ich muss es einfach wissen.«
    »Zehn zu neunzig – mehr nicht!«
    Er sagte das mit all der Offenheit, die ich ihm abgerungen hatte, und wie schon so oft in meinem Leben konnte ich jetzt, da es zu spät war, mit dieser Offenheit kaum fertig werden.
    Zehn zu neunzig!
    Mit vielem hatte ich gerechnet, aber nicht damit. Auf dreißig Prozent war ich eingestellt gewesen, auch fünfundzwanzig hätte ich noch lächelnd verkraftet, aber zehn?
    »Besser als nichts!«, hörte ich mich plötzlich sagen und spürte, wie ich mich damit selbst überlisten wollte. »Immerhin zehn Prozent besser als nichts!«
    Mennert lächelte. Vermutlich sah er mir an, wie sehr ich kämpfte.
    »Es wird sehr schwer werden«, flüsterte er mir deshalb zu, »aber Sie können es schaffen, Eva, vorausgesetzt –«
    »Ich werde es schaffen!«, unterbrach ich ihn. Ich war mir dessen auf einmal ganz sicher. »Ich werde es schaffen, Herr Professor, … nur … was kommt dann?«
    »Dann müssen wir abwarten.«
    »Und wenn wir das getan haben?«
    Mennert schien verwirrt. Er wusste wohl einfach nicht, worauf ich hinauswollte, und deshalb erklärte ich mich ohne Umschweife.
    »Gehen wir davon aus, dass die Therapie hundertprozentig anschlägt«, hob ich an. »Was würden Sie dann mit mir machen? Mir den Krebs aus dem Körper schneiden?«
    Der Professor wurde blass vor Schreck. »Also, Sie haben Vorstellungen«, stieß er atemlos hervor, »Sie erwarten Dinge, Eva, die … ich habe es Ihnen ja schon einmal gesagt, Sie erwarten immer ein bisschen zu viel.«
    »Das behaupten alle.«
    »Sehen Sie!«
    »Aber sie irren sich alle. Ich erwarte nämlich gar nicht viel und erst recht nicht zu viel: Ich erwarte alles !«
    »Und wenn nichts dabei herauskommt?«
    »War das alles !«
    Mennert schmunzelte über dieses Wortspiel und lehnte sich zurück. »Wenn es so ist«, meinte er, »können wir ruhig Medizinergarn spinnen. Also: Wenn die Therapie hundertprozentig anschlagen würde , Eva, dann würden wir bestrahlen.«
    »Und dann?«
    Er war sichtlich fassungslos. »Dann?«, wiederholte er. »Dann –«
    »Müssen wir wieder abwarten, Herr Professor, das ist mir schon klar. Aber stellen Sie sich vor, das hätten wir nun auch schon hinter uns, und die Bestrahlungen wären hervorragend verlaufen … was dann?«
    Er zögerte geraume Zeit, bis er mir eine Antwort gab, und dabei ließ er mich keine Sekunde aus den Augen.
    »Rein theoretisch«, sagte er endlich, »rein theoretisch könnten wir dann operieren.«
    »Und dann wäre ich gesund?!«
    »Sagen wir …«
    »Danke, Herr Professor!«
    Am 23. Januar 1977 um zehn Uhr morgens waltete Professor Mennert seines Amtes.
    Viel war dazu nicht zu sagen, denn da man einige der Präparate aus dem vorherigen Therapieplan übernommen hatte, waren nicht nur die formschönen, bunten Pillen alte Bekannte für mich, ihre Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen waren es auch. Sie kamen zu mir wie alte Tanten, die man lieber von hinten

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