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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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häufig schlecht …«, zischte sie nach etwa zehn Minuten eisigen Schweigens. »Aber ich weiß jetzt, woher das kommt – du bist verhext!«
    Da ich mir derartigen Schwachsinn häufig anhören musste, erschütterte es mich nicht allzu sehr, aber es veranlaßte mich immerhin, den Blick von dem faden Porree abzuwenden. Ich schaute Frau Gruber an, die mich fast verschlang mit ihren Augen.
    »Ich spüre es ganz deutlich«, knurrte sie, »diese negativen Schwingungen kann ich körperlich spüren …«
    Ich atmete schwer.
    »Ja, ja, Eva, ich weiß genau, dass du das nicht hören willst. Niemand will die Wahrheit hören, auch du nicht.«
    Ich legte die Gabel aus der Hand und machte es mir bequem auf meinem Stuhl. »Die Wahrheit, Frau Gruber?«
    »Oh ja!!«
    »Was für eine Wahrheit?«
    Meine Ballettmeisterin griff noch mal rasch zu ihrem Weinglas und leerte es in einem Zug, dann beugte sie sich vor und hob den Zeigefinger:
    »Hilary ist an allem schuld, mein liebes Kind, das weißt du genau! Sie hat dich verhext! Dieses Mädchen ist ein ganz billiges Flittchen, aber das fällt dir ja nicht auf, weil sie dich beherrscht, weil sie –«
    »Sie ist meine Freundin, Frau Gruber!« Meiner Ballettmeisterin derart schnöde ins Wort zu fallen, wäre mir früher nicht in den Sinn gekommen, aber dieses Mal konnte ich nicht anders. Unbedingt wollte ich Frau Gruber verständlich machen, was Hilary mir bedeutete, seit meiner Schulzeit hatte ich keine Freundin mehr gehabt, und ich brauchte jemanden, mit dem ich reden konnte.
    »Reden?«, schrie Frau Gruber. »Du kannst mit mir reden!«
    Dabei sprach sie nie mit mir, sie belehrte mich nur. Meine Probleme fand sie immer von vornherein absolut »lächerlich«.
    »Das sind sie ja auch!«, schimpfte sie, als ich das jetzt endlich zu sagen wagte. »Du bist ein Kind von siebzehn Jahren! Was für Probleme willst du haben?«
    »Ich bin schon lange kein Kind mehr, ich –«
    »Ach, so ist das!« Meine Ballettmeisterin sprang auf, als wäre ihr der Stuhl zu heiß geworden. »Da steckt ein Kerl dahinter! Wer, Eva? Ich verlange, dass du mir auf der Stelle seinen Namen nennst, Eva! Sofort! Eva??? «
    Dieser Verdacht nötigte mir nur einen müden Blick ab. Ein Kerl! Als meine Schulfreundinnen bereits mit einem Jungen »gingen«, wie das genannt wurde, trainierte ich noch artig, ohne nach rechts oder links zu schauen. Ich war nicht einmal richtig aufgeklärt, das Einzige, was man mir mit auf den Weg gegeben hatte, war eine Warnung im Hinblick auf meine Jungfräulichkeit: »Lass da bloß keine Stümper ran!«, hatte mir mein Vater eingeschärft. »Denk immer dran, Eva: Was steht vor dem Bett und zittert? – Ein Anfänger!« Und da sprach Frau Gruber von einem Kerl!? Dafür konnte ich wirklich nur einen müden Blick erübrigen.
    Diesen Blick wertete sie jedoch als deutliches Anzeichen zunehmender Renitenz. »Nimm dich in Acht!«, fuhr sie mich an. »Du bist nun mal nicht wie andere Mädchen. Du bisteine Tänzerin. Ich habe es dir immer schon gesagt: Karriere oder Liebe. Ein Und gibt es nicht. Solltest du irgendwann vor mir stehen und heiraten wollen, bringe ich dich um!«
    Die letzten Worte schrie sie, statt sie zu sprechen. Ihr Gesicht lief feuerrot an, und ihre ohnehin kleinen Augen waren plötzlich nur noch Schlitze. Sie meinte ernst, was sie da sagte, und diese Erkenntnis ließ eine Sehnsucht in mir erwachen: ich bekam Sehnsucht, mich zu übergeben.
    Also erhob ich mich von meinem Stuhl und lief zur Treppe, die in die erste Etage führte, wo mein Zimmer und das Bad waren. Da packte Frau Gruber mich am Arm.
    »So kommst du mir nicht davon!«, keifte sie. »Ich weiß nämlich Bescheid, Eva. Hilary hat dich eingeladen. Sie gibt heute Abend eine Party, und du hast zugesagt, zu kommen. Aber genau das wirst du nicht tun, Eva! Du wirst heute Abend nach der Vorstellung brav nach Hause kommen, und wenn du das nicht tust …«
    Den Nachsatz »… dann bilde ich dich einfach nicht weiter aus!«, konnte sie sich getrost ersparen, den kannte ich zur Genüge.
    An diesem Samstag hatte meine Ballettmeisterin eine Verabredung mit ihren »Freunden«. Diese Verabredungen endeten meist erst in den frühen Morgenstunden und verliefen sehr alkoholreich. Ich selbst tanzte an diesem Abend im Zigeunerbaron . Da Peter, mein allgegenwärtiger Partner, ausnahmsweise mit Grippe im Bett lag, waren meine Gedanken, zum ersten Mal in meinem Leben nicht kontrolliert zu werden und eine aufregende Nacht zu verleben, einfach zu gut, als

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