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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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Katastrophen-Lilli heute Geburtstag hat?«
    Ich hatte es nicht gewusst. Claudia gebärdete sich wie eine Diva, wenn es um ihr Wiegenfest ging. Niemandem verriet sie ihr wahres Alter; sie sagte jedem etwas anderes, und bisweilen konnte sie sich nicht einmal entscheiden, in welchem Monat sie geboren war.
    »Deshalb habe ich mich ja auch bei der Verwaltung erkundigt«, sagte Mennert, »in ihrem Krankenblatt stehen nämlich mindestens zehn verschiedene Daten.«
    »Also, so was!«
    »Ich wollte es Ihnen nur sagen. Schönen Tag noch!«
    Helma hob an mit lautem Organ, Gertrud und ich stimmten wie verabredet ein:
    »Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, liebe Claudia … hap-py – – – birth … day …«
    Die Worte blieben uns im Halse stecken, nicht einmal zu einem gequälten Sprechgesang reichte es mehr, Claudias Anblick ließ unsere Kehlen austrocknen. Stumm und missmutig blickte sie in die Runde, mit verkniffenem Mund und gerunzelter Stirn. Dann zog sie ihr Oberbett bis zur Nasenspitze herauf und blitzte uns aus Augen an, die aussahen wie die Mündungen von Maschinengewehren.
    Das stimmte sogar die sangesfreudige Helma ratlos. Hilfe suchend lugte sie zu Schwester Gertrud herüber, die geistesgegenwärtig den Blumenstrauß hinter ihrem Rücken hervorholte und Claudia mit ihrem bezauberndsten Lächeln beglückte. Als auch das keinerlei Wirkung zeigte, nahm Helma ihrer Kollegin brüsk die Blumen ab und stellte sich in Positur wie eine Festrednerin.
    »Liebe Claudia!«, tönte sie dann. »Wir haben erfahren, dass Sie heute Geburtstag haben, und aus diesem Grund … aus diesem Grund …«
    Sie geriet ins Stocken, was Claudia veranlasste, nun ganz unter der Bettdecke zu verschwinden. Da beschloss ich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Ich konnte Claudia einerseits bestens verstehen. Mir behagte es auch nicht sonderlich, »gefeiert« zu werden, erst recht nicht auf eine so plumpe Art. Andererseits hätte sie aber getrost ein wenig höflicher reagieren können, und deshalb riss ich Helma die leidigen Blumen aus der Hand und knallte sie Claudia aufs Bett.
    »Verdammt noch mal!«, brüllte ich dabei. »Du könntest wenigstens danke sagen!«
    Schon lugte Claudia wieder hervor, warf einen kurzen Blick auf die Blumen, sah mich, Schwester Gertrud und Schwester Helma an, grinste und meinte:
    »Leckt mich am Arsch!«
    Dann drehte sie uns in aller Gemütsruhe den Rücken zu, und so blieb sie liegen, auch nachdem Helma und Gertrud längst fort waren.
    »Du, … Evken, … den Willi hat geschrieben …!«, sagte Claudia, als wir allein waren.
    — »Was???«
    Es dauerte bestimmt zehn Sekunden, bis ich das, was ich da hörte, auch begriff.
    »Er bittet mich um Verzeihung«, sagte Claudia.
    »Ist nicht möglich!«
    »Dat hab ich auch zuers gedacht – steht aber hier!«
    »Und? Will er dich besuchen oder so?«
    Claudia sah mich mitleidig an. »Evken!«, krächzte sie dann. »Mein Willi tut doch nix, der tut doch nie wat, der is doch immer bloß am Reden.«
    »Ja, aber wenn er dir –«
    »Ach wat!«, unterbrach sie mich gleich wieder. »Lern mich den doch kennen! Wat der will, weiß ich genau. Der will,
dat ich ihn allet verzeih, damit er wieder ruhig pennen kann.«
    Sie griff unter ihr Kopfkissen und holte das zerknüllte Papierchen hervor, faltete es nun schätzungsweise zum einhundertfünfzigsten Mal auseinander, flog kopfschüttelnd über die Zeilen und knüllte den Brief dann zum einhunderteinundfünfzigsten Mal wieder zusammen.
    »Kannst du ihm denn verzeihen?«, fragte ich derweil.
    »So weit kommt dat noch!«, gab sie zurück.
    »Hilft es dir denn wenigstens, dass er geschrieben hat?«
    Sie atmete schwer und überlegte eine ganze Weile. »Nee!«, meinte sie dann und grinste wie der Ur-Schalk höchstpersönlich. »Mir hilft dat nich, Eva – aber den Willi.«
    Über so viel liebevolle Bosheit konnte man nur lachen.
    »Du bist wirklich ein guter Mensch!«, witzelte ich.
    »Dat find ich ja auch!«, parierte Claudia, warf das zerknitterte Briefchen kichernd in die Luft, fing es wieder auf und wollte es unter ihr Kopfkissen zurücklegen … da schrie sie plötzlich auf. Sie saß in dieser leicht verdrehten Stellung und schrie, wie ich sie noch nie zuvor hatte schreien hören. Es war ein schriller Schmerzensschrei, voller Angst und Schrecken.
    »Was hast du? Claudia?«
    Zuerst gab sie mir keine Antwort, saß nur da, die Augen fest geschlossen, den Mund weit geöffnet. Dann entspannte sie sich wieder,

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