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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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wollte.
    »Erinnern Sie sie noch mal dran!«, bat ich. »Nicht, dass sie es vergisst!«
    »Keine Sorge!«, erwiderte Helma und ging, worauf ich erleichtert aufatmete. Erst dann sah ich mich um.
    Bis zu diesem 25. August 1977 war die Hölle eine Höhle für mich gewesen, in deren Mitte ein Feuer glühte, auf dem der Teufel und seine Großmutter in einem riesigen Topf Pech zum Sieden brachten. Mit dem 25. August 1977 änderte sich dieses Bild. Von nun an war die Hölle meiner Albträume die Isotopen-Abteilung.
    Die Atmosphäre in diesem Kellergeschoss war bedrückend. Es gab kein Fenster, also kein Tageslicht. Unter der Decke hingen zwar Neonröhren, doch spendeten sie hier nur ein trübes Licht. Die Wände waren grau gestrichen, der Linoleumboden hatte eine schmutzige Farbe, der Gang, auf dem mein Bett stand, war eng. Blickte ich nach links, blickte ich auf kahles Mauerwerk und auf eine weiße Holzbank. Darauf saß eine Frau zusammengesunken und schluchzte. Niemand nahm Notiz von ihr, denn außer mir war niemand da. Rechts von mir waren drei Türen. Auf der ersten war ein kleines Warndreieck zu sehen mit der Aufschrift Kontrollbereich Radioaktiv – Kein Zutritt, auf der zweiten prangte ein signalgelbes Metallschild: Gefahrengruppe 3 – Kein Zutritt, und auf der dritten und letzten Tür stand mit schwarzer Schrift geschrieben: Zentrale Sterilisation – Kein Zutritt. Das wirkte so bedrohlich, dass ich mich fühlte wie die Hauptdarstellerin in einem Science-Fiction-Thriller über die Endzeit. Alles war so kalt, so steril und so fremd; es fehlte nicht mehr viel, und ich wäre aus meinem Bett gesprungen und geflüchtet. Bevor es dazu kommen konnte, öffnete sich jedoch eine der Türen, und eine Krankenschwester trat auf den Gang hinaus. Nach einem flüchtigen Blick zu der weinenden Frau auf der Holzbank wandte sie sich mir zu.
    »Frau Martin?«, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln.
    »Ja …«
    »Schwester Elisabeth!«
    »Guten Morgen …«, stammelte ich.
    Sie lächelte nur noch freundlicher. »Na, dann kommen Sie mal!«
    Mit einer flinken Bewegung löste sie die Bremse meines Bettes und schob es geschickt durch eine der Türen. Ehe ich mich versah, schlug das schwere Eisen hinter uns ins Schloss. Verwirrt sah ich mich um.
    Wer sich hier unten auskannte, sprach von den »Katakomben«, eine sehr zutreffende Bezeichnung, wie ich jetzt begriff. Wieder befand ich mich in einem Gang, und auch hier gab es nur trübes Licht, auch hier war alles grau in grau und bedrückend. Vor allem aber gab es hier keinen Fluchtweg, sodass man sich wie in einer unterirdischen Begräbnisstätte fühlte. Rechts und links waren die Mauern, vor uns sah ich eine metallene Wand, auf die wir zusteuerten. Der Schweiß trat mir auf die Stirn. Ich hatte Angst, ich wollte schreien, ich holte schon Luft, ganz tief holte ich Luft …
    »Wenn man das hier zum ersten Mal erlebt«, erklärte mir Schwester Elisabeth, »wirkt es befremdend, nicht wahr?«
    Ich schluckte die viele Luft und den Schrei hinunter, wagte aber nicht, ihr zu widersprechen.
    Sie lachte. »Ja, ja, das kann ich mir denken, Frau Martin. Dabei ist es halb so schlimm.«
    Zu meiner Rechten sah ich plötzlich eine merkwürdige Apparatur. Die Schwester schob ein Plastikkärtchen in einen Spalt, wodurch die metallene Wand sich öffnete.
    Hier waren die Wände weiß, und in dem hellen und klaren Licht sah ich die Menschen an den verschiedensten Geräten stehen.
    »Ist das die Frau Martin?«, wurde gefragt.
    »Jawohl!«, antwortete Elisabeth.
    Ich musste von meinem Bett auf eine Liege umsteigen und mich ausziehen.
    »Ich zeichne jetzt ein, wo bestrahlt wird«, erklärte mir eine junge Frau, »darauf hat man Sie ja sicher vorbereitet.«
    Ich nickte artig, lächelte verbindlich und sah zu, wie sie meinen Bauch zum Kunstwerk stilisierte, indem sie mit einem Spezialstift Kringel und Kreuze darauf malte.
    »Geht das wieder ab?«, fragte ich vorsichtig.
    »Wenn es abgehen soll!«, erwiderte sie.
    Ich seufzte. Diese Antwort hätte von mir sein können. Etwa zehn Minuten später ähnelte mein Bauch einem modernen Gemälde, und ich wurde »eingeschleust«, wie es eines der Mädchen nannte. Zu diesem Zweck schob man mich vor eine merkwürdige Tür. Sie schien aus Glas zu sein, doch konnte man nicht hindurchsehen, sondern blickte auf das eigene Spiegelbild. Die junge Frau mit der künstlerischen Ader drückte auf einen Knopf.
    »Ja?«, ertönte eine Lautsprecherstimme.
    »Frau

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