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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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Martin!«
    »Okay!«
    Ein Summton erklang, die merkwürdige Tür öffnete sich, man schob mich mit den Füßen voran hindurch, und die merkwürdige Tür schloss sich wieder hinter mir, und dann … dann packte mich das Grauen! Ich befand mich auf einmal in einem »Loch«, ein anderes Wort gibt es dafür wohl nicht. Es war stockfinster und totenstill darin und so eng, dass es mir nicht gelang, mit den Händen die Seiten meiner Liege zu umklammern: Ich stieß mit den Fingerknochen rechts wie links an die Wand. Sofort glaubte ich, nun elend ersticken zu müssen, denn wo so wenig Platz und keinerlei Licht war, konnte meines Erachtens auch keine Luft sein. Ich spürte schon, wie es mir die Kehle zuschnürte, wie meine Lungen vergeblich pumpten und pumpten … Da erklang plötzlich wieder dieser Summton, und vor mir öffnete sich eine Tür.
    »Guten Tag, Frau Martin! Ich bin Professor Leppich!«
    Vor mir stand ein gut aussehender Mann von etwa fünfundvierzig Jahren. Er war eingehüllt in eine Art von Rüstung, die metallisch glänzte und mehrere Zentimeter dick war. Bei jeder noch so geringfügigen Bewegung klatschte sie gegen seinen Körper, der irgendwo darunter verborgen sein musste.
    »Ja …«, hauchte ich ängstlich.
    Der Professor lächelte. »Hat man Ihnen erklärt, was hier auf Sie zukommt?«
    »Ja …«
    Ich richtete mich auf und sah mich um. In dem Raum, in dem ich mich jetzt befand, gab es nur ein einziges Möbelstück, einen Tisch, wie ich ihn aus der Röntgenabteilung kannte. Ich blickte Leppich ins Gesicht und versuchte, mich zusammenzunehmen.
    »Ja«, fing ich meinen Satz dann noch mal an, »Professor Mennert hat mir das hier so weit erklärt … dass schichtweise bestrahlt wird und so … von außen nach innen … ich meine …«
    »Schön!«, unterbrach Leppich mein Geschwafel. »Dann legen Sie sich bitte da rüber!«
    Er wies auf den Tisch in der Mitte des Raumes, und ich lief auf weichen Knien darauf zu.
    »Haben Sie Angst?«, wollte Leppich wissen.
    Ich zögerte. »Nei… ja!«
    Er lachte. »Ist ja auch ein bisschen utopisch hier!«
    Mehr sagte er dazu nicht. Denn er ging wieder zur Tagesordnung über.
    »Sie wissen, dass Sie ganz ruhig liegen bleiben müssen, Frau Martin?«
    »Ja.«
    »Aber bitte: Sie dürfen sich wirklich nicht bewegen!«
    »Ich weiß!«
    Ich kletterte auf den Tisch, legte mich hin und streckte meine Glieder. Ich wollte mich unbedingt entspannen, aber es gelang mir nicht. Stattdessen wurde ich immer unruhiger, und dann sah ich auch noch diesen bizarren Apparat, der mir bis dahin noch gar nicht aufgefallen war. Der Professor stellte daran herum, drückte da etwas ein, zog da etwas heraus, und mit jedem Drücken und mit jedem Ziehen verlor ich ein Stück mehr von meinem seelischen Gleichgewicht.
    »Was ist das?«, flüsterte ich. »Was ist das?«
    Leppich gab mir keine Antwort darauf, aber das war auch nicht nötig. Im Grunde wusste ich genau, was es mit diesem bizarren Apparat auf sich hatte, ich hätte es nur gern von Leppich bestätigt bekommen: Das war sie also, die Kobaltbombe, eine Bombe im wahrsten Sinne des Wortes, zielsicher wie eine atomare Mittelstreckenrakete. Leppich richtete ihren Kopf geradewegs auf meinen Bauch. Dann lächelte er mich plötzlich an. »Wenn etwas ist, brauchen Sie es nur zu sagen, Frau Martin, ich kann jedes Wort hören und sehe Sie auch.«
    »Wie?« Ich war völlig durcheinander.
    »Wenn etwas ist«, wiederholte er deshalb noch einmal, »brauchen Sie es nur –«
    »Oh ja!« Ich wollte seine Zeit nicht länger beanspruchen, als unbedingt erforderlich war.
    Das wusste er zu würdigen. »Schön!«, meinte er nämlich.
    »Dann fangen wir jetzt an!« Er durchquerte mit schepperndem Gewand den Raum und verließ ihn durch eine Glastür. Neben dieser Tür war ein Fenster, wie in einem Tonstudio. Erst als Leppich das Licht löschte, konnte ich ihn nicht mehr sehen. Ich hielt den Atem an. Um mich herum war
es finster und stumm, in mir flirrte die Angst. Tausend Kleinigkeiten wurden mir plötzlich bewusst. Da war dieser eigentümliche Geruch, der mir bisher noch gar nicht so aufgefallen
war. Da war diese Technik, diese erschreckend große Technik, und da war ich, diese kleine, winzige Eva, die einem Fortschritt ausgeliefert war, dessen Grenzenlosigkeit und Logik ängstigte und einsam machte. Unendlich einsam fühlte
ich mich, ich … ich vernahm plötzich ein kaum hörbares Surren. Es passte zu dem Flimmern und Schwirren, das in mir war, denn es hatte so gar

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