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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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Kantine sitzt nämlich so ein Pressefritze«, schnatterte sie los, »und der wollte vor der Vorstellung unbedingt noch mal eben mit Ihnen reden. Aber dem habe ich ja vielleicht Bescheid gesagt! Vor der Premiere, habe ich gesagt, da hat die Eva ganz andere Dinge im Kopf.«
    »Was für ein Journalist ist das denn?«, mischte Hilary sich ein.
    »Ari … Ari … irgend so ein Ari Dingsbums.«
    »Ari Penkert? Mein Gott, Schmidtchen, das ist ja Ari Penkert?«
    Hilary war völlig aus dem Häuschen.
    »Wo sitzt er denn?«, wollte sie wissen.
    »Ja, unten in der Kantine!«
    »Und was hat er an?«
    »Oh … ich …«
    »Macht nichts, Schmidtchen, ich find’ ihn schon. Wenn Sie nur mal schnell Sigrid rufen, dass sie mich schminkt, damit ich vor dem Training …«
    »Nein!!!«
    Mein Schrei gellte durch den Raum, und die beiden sahen mich erschüttert an. »Schluss mit dem Gequatsche!«, keifte ich. »Ruhe jetzt, ich will meine Ruhe.«
    Hilary stöhnte laut auf. »Merken Sie es, Schmidtchen? Unser Star ist gereizt.«
    Dieser Säuselton gab mir endgültig den Rest. »Und wenn schon!«, tobte ich. »Ist ja kein Wunder!«
    »Da hast du Recht«, erwiderte Hilary. »Schau dich mal an, Eva! Du bist so dürr, dass du eine sibirische Bergziege zwischen die Hörner küssen kannst.«
    »Da hat die Hilary Recht«, gab Frau Schmidt nun auch noch ihren Senf dazu. »So dünn sind Sie, Eva-Kind, sooooo dünn …!«
    Da war es um mich geschehen.
    »Raus!«, rief ich. »Raus!!! Alle beide!!! Raus!!! « Es war ein einziger verzweifelter Aufschrei. Während Frau Schmidt flugs das Weite suchte, tänzelte Hilary betont langsam zur Tür und warf mir im Hinausgehen ein maliziöses Lächeln zu.
    »Übrigens«, raunte sie, »auf Dauer soll Morphium ungesund sein.«
    Dieser Satz traf mich bis ins Mark. Nachdem Hilary fort war, setzte ich mich an meinen Schminktisch und weinte hemmungslos. Ich wusste ja selbst, dass meine Tabletten mich in eine Abhängigkeit brachten, aus der ich so schnell nicht herausfinden würde. Um das zu erkennen, brauchte ich ja bloß in den Spiegel zu sehen. Das Mädchen, das mir entgegenblickte, war eine Fremde. Unter ihren Augen lagen tiefe, dunkle Ringe, ihre Wangen waren ausgehöhlt, und der Mund zitterte. Er wollte etwas sagen, aber ich wollte nichts hören. So unmittelbar vor dem Ziel durfte ich einfach nicht aufgeben.
    Um Punkt sieben stand ich im Ballettsaal inmitten der gesamten Kompanie an der Stange. Keiner sprach ein Wort, die Mienen jedes Einzelnen waren vereist, mit starrem Blick absolvierte man das Exercice, das Jimmy zur Feier des Tages persönlich gab. Auch er wirkte verkrampft und bemühte sich vergeblich, Hilary und mir ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Das Premierenfieber hatte uns alle gepackt. Nach dem Training rannten wir hastig in die Garderobe zurück. Ich schlüpfte in mein Kostüm, ließ mich frisieren und schluckte zwei weitere Tabletten. Die Schmerzen waren unerträglich geworden.
    »Achtung!«, dröhnte es schließlich aus dem Lautsprecher. »Es ist jetzt genau neunzehn Uhr fünfundvierzig. Noch fünfzehn Minuten bis zum Beginn der Premiere Ballettabend I im großen Haus. Frau Martin und Herr Iwanow bitte zur Bühne!
    Ich wiederhole …«
    Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Das war er also, der Augenblick, auf den ich vierzehn Jahre lang gewartet und für den ich so viel geopfert hatte. Jetzt war er da, aber statt mich zu freuen, fühlte ich nur nackte Angst.
    Die Schmerzen wollten einfach nicht verschwinden. Hartnäckig wie nie zuvor geißelten sie meine Leistenbeugen und machten jede Bewegung zur Qual. Eine mir bislang unbekannte Panik befiel mich, ich hatte Angst zu versagen. So steckte ich meine Pillen vorsichtshalber in die Tasche meines Bademantels, ließ mir von allen Seiten »toi, toi, toi« wünschen und machte mich auf den Weg.
    Hinter der Bühne ging es äußerst geschäftig zu. Unmittelbar nach mir erschien Frau Gruber, flankiert von Jimmy und Peter.
    »So!«, tönte sie und installierte sich neben dem Inspizientenpult.
    »Wollen Sie da etwa die ganze Zeit stehen bleiben?«, fragte ich.
    »Natürlich! Ich will genau sehen, was für einen Mist du verzapfst!«
    »Aber, aber«, fiel Jimmy ihr ins Wort. »Eva ist hervorragend. Gestern hat sie –«
    »Sagen wir, sie hat Talent.«
    »Sie tanzt wie eine Göttin!«
    »Sie tut ja auch seit fünfzehn Jahren nichts anderes.«
    »Vierzehn!«, wandte ich zaghaft ein und erntete dafür einen bitterbösen Blick meiner

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