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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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Erdgeschoss.
    Plötzlich trat mir ein junger Mann in den Weg. Er war noch sehr jung, fast noch ein Kind, und recht hübsch. Seine dunklen Locken fielen ihm tief in die Stirn, und seine schwarzen Augen glänzten wie im Fieber. Er trug einen gestreiften Bademantel und Pantoffeln und … ich schrie laut auf. Unterhalb seines Adamsapfels war ein Loch, und in diesem Loch steckte ein Plastikröhrchen, das er jetzt, wo ich es bemerkt hatte, mit fast wollüstiger Bedächtigkeit entfernte. Im gleichen Moment stieß er einen schrillen Pfeifton aus, der just aus diesem Loch zu dringen schien, und dabei lachte er über das ganze Gesicht, dass mir ein eisiger Schauer über den Rücken lief. »Nein!«, kreischte ich nur noch. Dann rannte ich wie von Sinnen den Rest der lebensbedrohlichen Treppe hinunter, denn mir war, als hätte ich den Teufel persönlich gesehen … auf Pantoffeln.
    Dieser Schreck saß mir noch in allen Gliedern, als ich die Röntgendiagnostik erreichte, wo mich bereits der nächste erwartete.
    Kabine drei war etwa einen Quadratmeter groß. Ich zog mich aus und wartete etwa eine Viertelstunde, dann wurde die Tür aufgerissen. Im Rahmen stand ein Bulle von Kerl mit den geschätzten Sichtmaßen von zwei Metern und zwei Zentnern und mit einer grünen Plastikschürze vor dem gewaltigen Bauch, wie man sie sonst nur auf Schlachthöfen sieht.
    »Eva Martin!!!«, brüllte er. Seine Stimme klang wie das Dröhnen eines Presslufthammers.
    »Ja.«
    Ich sprang auf die Füße, und dabei fühlte ich mich wie ein bedrohtes Vögelein, doch selbst das erregte in meinem Gegenüber kein Mitleid. Wie eine deutsche Eiche stand er vor mir und konstatierte im Brustton der Überzeugung:
    »Sie sind schwanger!«
    »Ich?«, fragte ich höflich nach.
    »Ja!«
    »Aber nein!«
    »Doch!«
    »Sie müssen sich irren, ich –«
    Der Schlächter brach in diabolisches Gelächter aus. »Ich irre mich nie«, grölte er. Dabei riss er mir das Formular aus der Hand und forderte mich auf, ihm zu folgen.
    Der Raum, in den er mich führte, war abgedunkelt. In der Mitte stand ein riesiger, metallen glänzender, hydraulischer Tisch. Um ihn herum waren unheimlich brummende Apparate installiert, deren Signallämpchen in den abenteuerlichsten Farben blinkten und strahlten. Ich fühlte mich völlig ausgeliefert.
    »Stellen Sie sich dahin!«, kommandierte der Schlächter und wies auf das Fußende besagten Tisches.
    »Für Sie brauche ich ja nur einen Schmalfilm!«, lachte er.
    Der Eva im Paradies muss es seinerzeit wohl ebenso ergangen sein. Plötzlich wurde mir klar, dass ich nackt war, und plötzlich schämte ich mich. Es war mir vorher gar nicht bewusst gewesen. Ich hatte in diesem Mann einen Arzt gesehen, und Ärzte sahen ihrerseits immer nur die Patienten und nie die Frau Patientin. So hieß es zumindest. Dass es zu Unrecht so hieß, hatte mir dieses grobschlächtige Ungeheuer jedoch soeben bewiesen, und der Erfolg war meine Scham und ohnmächtige Wut.
    Ihm fiel das nicht einmal auf. Er durchforstete mein Formular zur Person und schrie aufgebracht nach einer Schwester. Die war auch sogleich zur Stelle.
    »Was wird denn hier überhaupt gemacht?«, brüllte er sie an. »Keine Ahnung!«, gab die junge Frau gelangweilt zurück. »Wer ist denn die Patientin?«
    »Martina …«
    »Eva Martin!«, korrigierte ich erbost.
    »Ach ja, ’schuldigung!«
    Dann wandte er sich mit ungebrochener Vehemenz wieder der Schwester zu. »mdp?«, brüllte er sie an.
    »Nein«, stöhnte die, nachdem sie in eine Liste geschaut hatte, » KE !«
    »Mmh!«, meinte der Schlächter. » KE , so, so … na, dann stehen Sie mir hier falsch!«
    Sofort fühlte ich mich schuldig, und all meine Wut war dahin. Ich glitt zurück in grenzenlose Scham und Schüchternheit.
    Ich musste mich auf einen Tisch legen.
    »Auf die Seite!«, lautete die Order. »Und die Beine anziehen! Und vor allem anders herum, Mädchen, ich will nicht Ihre Vorderseite, ich will Ihre Rückseite!«
    Schmerzliche Erinnerungen an Schwester Berta wurden in mir wach. Als ich den riesigen Kübel sah, den der Schlächter hervorzerrte, als ich die breiige Flüssigkeit sah, die dieser Kübel enthielt, da … da schloss ich die Augen und bat Gott um ein Wunder. Aber das Wunder geschah nicht, und mir blieb nichts erspart.



KAPITEL 6
    Was das KE noch nicht ganz schaffte, gelang der mdp, die am nächsten Tag durchgeführt wurde, dann auf Anhieb: Ich verlor die Nerven.
    Wie ein zorniges Kind hockte ich auf der Bettkante und heulte

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