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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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energische Nase und volle, rote Lippen, der Bartwuchs war kräftig und gleichmäßig, reizte zum Darüberstreichen.
    Bertram merkte natürlich, wie eingehend ich ihn betrachtete. Obwohl er so etwas bestimmt gewöhnt war, machte es ihn in dieser ganz besonderen Situation nervös. Seine schönen Hände zitterten sogar, als er die Zigarette vorzeitig im Aschenbecher zerdrückte.
    Im gleichen Augenblick öffnete sich die Tür von Zimmer 107. Behringer schob eine Bahre auf den Flur hinaus. Ina lag darauf. Sie war nur halb zugedeckt, und um den Kopf trug sie eine weiße Manschette, es hätte ebenso gut ein Verband sein können.
    »Herr Schuster!« Behringers Stimme klang freundlich, fast fröhlich.
    Bertram stand hastig auf. Seine Hände waren wohl feucht, denn er strich mit den Handflächen über seine Hosenbeine. Dann straffte er sich, holte tief Luft und ging zögernd auf Ina zu. Mit jedem Schritt wurde er sicherer, und mit jedem seiner Schritte erhob ich mich höher von meinem Stuhl. Meine Augen brannten, denn ich wagte nicht, die Lider zu schließen, ich hatte Angst, etwas zu verpassen. Ich wollte das Spiel mitbekommen, das Behringer hier spielte. Sein Gesicht blieb undurchdringlich. Seine Züge schienen eingefroren, und er ließ Bertram nicht aus den Augen. Wie der Lauf eines Revolvers war sein Blick auf den Besucher gerichtet, und der bemerkte das nicht einmal. Der sah nur Ina, die hübsche, zarte Ina, mit der er früher mal im Sand und im Bett gelegen hatte. Vielleicht versuchte er, sich ihrer Berührungen zu erinnern, ihrer Stimme, ihres Körpers. Vielleicht wunderte er sich aber auch, dass dieser Körper jetzt keine Regung zeigte, dass er erstarrt dalag. Da begriff er.
    Abrupt blieb er stehen, und sein Rücken, seine Arme, seine Beine wurden steif. Da war nicht einmal mehr ein Zucken. Behringer nahm diese Wandlung genüsslich zur Kenntnis. Seine eben noch so eisigen Gesichtszüge tauten auf, und um seinen Mund spielte ein Lächeln der Genugtuung. Dann bedeckte er Inas Gesicht mit dem Laken.
    »Fahren Sie ruhig wieder nach Hause!«, sagte er zu Bertram. »Und verzeihen Sie, dass wir Sie belästigt haben.«
    Ich fing an zu zittern. Es begann in meinem Bauch, oberhalb des Nabels, und es drohte sich auszudehnen, sodass ich nur noch mit letzter Kraft die rettende Zimmertür erreichte.
    »Ich glaube an die Liebe,
    Ich glaube fest daran,
    Dass Liebe ganz alleine nur
    Die Welt verändern kann …«
    Udo Jürgens dröhnte mir mit enormer Lautstärke entgegen. »Mach das aus!«, schrie ich sofort. »Mach das aus!!!«
    Dann erst sah ich Claudia. Sie stand in ihrem Bett, splitterfasernackt, den Rücken an die Wand gelehnt, die Arme weit von sich gestreckt. Ihre Augen blickten glasig, fremd und unheimlich, sie schien nicht bei Sinnen zu sein.
    Ängstlich trat ich näher, schaltete die Musik ab, hockte mich an die äußerste Ecke meines Bettes.
    »Claudia? – Claudia???«
    Nach einer Weile lächelte sie mich an.
    »Weiße wat, Eva … Jesus war en Mann …!«
    »Und?«
    »Dein Gott wusste ebent, wen er kreuzigen ließ. Dat hätt er ma mit alle Kerle machen müssen.«
    »claudia!!!« Ich schrie so laut, dass ich glaubte, die gesamte Klinik hätte davon aufwachen müssen. Ich wusste zwar, dass Claudia »entschiedene« Atheistin war, aber bisher hatte sie mir Gotteslästerungen erspart.
    »Jawoll!«, kreischte sie mit wachsender Begeisterung. »All dat Männerpack kreuzigen und verbuddeln, dicke Steine drüber rollen und –«
    »Hör auf!!!«
    »Ich fang ja ers an, jetz fang ich an, jetz!« Sie schlug ihren Kopf gegen die Wand und schrie wie eine Wahnsinnige. »… Wenn et dich gibt, du Satan von Gott, dann mach dat den Bertram verreckt, verreckt, verreckt!!! «

KAPITEL 13
    Claudias lästerliche Ansichten über Gott und das Christentum machten mir in den ersten Tagen nach Inas Tod sehr zu schaffen, und ich konnte kaum mehr an etwas anderes denken. Claudia fand das lächerlich.
    »Gott is ne Erfindung von glückliche Menschen«, erklärte sie mir. »Wenn de lang genuch hier liechs, kapierse dat von alleine.«
    »Aber man muss doch beten können, ich meine –«
    Sie lachte so laut, dass mir das Wort vor Schreck im Halse stecken blieb.
    »Wat meins du, wat dat hilft, wenn dir den Dreck bis annen Hals steht? Nix hilft dat dann! Wenn et hart auf hart kommt, dan is son Vatterunser nix mehr wert, glaub mir dat!«
    Sie beharrte auf ihrem Standpunkt, und ich auf meinem. Es gab in dieser Frage nur eine einzige Brücke: Was die Kirche

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