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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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gerade groß genug, um meinen Busen herausragen zu lassen. Das gab mir den Rest.
    »Nein!«, kreischte ich und wollte noch herunter von dem Tisch.
    »Was ist denn?«, schimpfte der »Frauenmörder«.
    »Das Tuch!«
    »Welches Tuch?«
    Er ergriff meine Beine und hielt sie ganz fest, die Schwester ergriff meinen rechten Arm, und der Narkosearzt schnallte meinen linken Arm mit einem schweren Lederriemen fest. Das trieb mich nur noch in größere Panik.
    »Ich will hier weg!!!«, brüllte ich wie von Sinnen.
    »Geben Sie ihr die Spritze!«, befahl der Chef.
    »Nein, nein, nein …!«
    So sehr ich auch in den letzten Monaten gelitten hatte, meine Beine wussten plötzlich, was sie mir in diesem denkwürdigen Augenblick schuldig waren. Mit einem mordsmäßigen Ruck löste ich sie aus der Umklammerung des Frauenmörders, ich sah noch, wie der Narkosearzt die Injektionsnadel einstechen wollte, winkelte die Knie an und schlug sie ihm mit voller Kraft – mit Verlaub – in die Weichteile. Im gleichen Moment wurde es totenstill im Raum. Ich sah, wie sich der arme Mann vor Schmerzen krümmte, wie sein Gesicht die Farbe seines Kittels annahm und er vergeblich versuchte zu atmen, sich aufzurichten, etwas zu sagen. Da schämte ich mich.
    »Das Tuch!«, winselte ich wie zu meiner Entschuldigung. Frauenmörder nickte. »Schon gut«, sagte er. Dann schnallte er meine Beine fest und kümmerte sich um seinen lädierten Kollegen.
    »Geht es wieder?«
    »Ja«, keuchte der. Als ich ihn daraufhin kindlich verzweifelt ansah und um Entschuldigung bat, lachte er schon wieder. »Entschuldigen Sie sich lieber bei meiner Frau!«
    Dann setzte er mir die Spritze. Ich war in dem Moment so sehr mit der Reue über meine Tat beschäftigt, dass ich es gar nicht richtig mitbekam. Ehe ich mich versah, war es geschehen.
    Als ich wieder zu mir kam, verspürte ich wahnsinnige Halsschmerzen. Der Intubationsschlauch hatte sie verursacht, der während der Operation in die Luftröhre geschoben wurde, damit man im Notfall künstlich beatmen konnte. Die Schmerzen waren so groß, dass ich zunächst glaubte, nur noch aus meinem schrinnenden Schlund zu bestehen. Erst allmählich wurde ich mir meines restlichen Körpers bewusst. Ich schlug die Augen auf. Das Zimmer war von überstrahlender Helligkeit, es war also Tag. Claudia saß auf ihrem Bett und häkelte, ich war also in meinem Zimmer. Das ließ mich erste Hoffnung hegen. Nach schweren Operationen kam man meist erst am Abend zu sich, und zwar auf der Wachstation. Als ich dann auch noch feststellte, dass ich weder an einer Infusion hing noch ein Schlauch aus meinem Bett ragte, entfachte die Hoffnung gar ein wildes Herzklopfen, so etwas wie Erleichterung machte sich breit. Vorsichtig tastete ich unter die Bettdecke, aber meine Brust war nicht zu fühlen. Da waren nur Gaze, Mull, Bandagen und Pflaster, und all meine Hoffnung und Erleichterung schwanden. Unruhe befiel mich, ich bekam Angst, verzweifelte Angst.
    Mühsam versuchte ich, mich aufzurichten, und das ließ Claudia aufmerksam werden. »Bisse wach?«, fragte sie geistreicherweise.
    Ich antwortete nicht.
    »Mensch, Eva, lech dich hin! Wat soll den Scheiß?«
    Da ich nach wie vor das schicke Leinenhemd trug, war es nicht allzu schwierig, den Oberkörper freizumachen. Ich riss einfach an den Bändchen, und morsch, wie sie waren, krachten sie schon beim ersten Versuch aus allen Nähten. Als ich dann das viele Verbandszeug sah, begann ich, vor Angst zu zittern.
    »Mensch, Eva«, motzte Claudia derweil. »Wat willse denn? Die Titte is dran und gesund, war nur ne Zyste. Lech dich wieder hin!«
    »Das will ich selbst sehen«, lallte ich. So postnarkotisch verschlafen ich auch war, meine Wut war durchaus wach. Gestern hatte sie meine Brust noch einen süßen kleinen Busen genannt, jetzt schimpfte sie ihn »Titte«. Das nahm ich Claudia übel.
    Vor meinen Augen drehte sich alles im Kreise, und unerklärliche Geräusche klangen im Raum. Das erleichterte es mir nicht gerade, den so sorgsam angelegten Verband zu lösen. Mit einer Hand stützte ich mich ab, und mit der anderen riss ich an dem Leukoplast, bis es in langen Fetzen herunterhing. Dabei wurden die Umdrehungen immer schneller und die Klänge immer lauter, aber ich hielt durch, und es lohnte sich, dass ich durchhielt, denn als endlich auch die letzte Lage Mull zu Boden fiel, da sah ich sie – sie war ganz … meine Brust … sie war ganz da! Rund um die Mamille sah ich einen fein säuberlichen Schnitt, der von

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