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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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sie Recht hatte, aber das wollte ich nicht zugeben. So saß ich stumm und in mich gekehrt da, die Augen halb geschlossen, die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine so eng übereinander geschlagen, dass sie nur unter Mühen wieder zu entknoten waren.
    Für Daniela sagte dieser Anblick natürlich mehr als jedes Wort. Deshalb sah sie sich dieses Bild der Verschlossenheit wohl auch eine ganze Weile auf das Genaueste an. Dann ließ sie aber schließlich doch Gnade walten, trat neben mich, und ich spürte ihre Hand auf meiner Schulter.
    »Ich will dir doch nur helfen«, sagte sie leise.
    »Mir kann keiner helfen.«
    »Doch, Eva, du kannst dir selbst helfen, du musst es nur wollen.«
    »Ich will aber nicht.«
    »Und warum willst du nicht? Weil du nicht haben kannst, was du haben willst? Du musst deine Ziele niedriger stecken, Eva, sonst kannst du sie nicht erreichen. Du musst einfach –«
    »Bescheidener werden?«, unterbrach ich sie.
    »Ja.«
    Daniela wusste nicht, was für ein Reizwort sie da benutzt hatte. Das Wort Bescheidenheit hatte mich schon in meiner Kindheit zur Raserei getrieben.
    Blüh wie das Veilchen im Moose,
    Bescheiden, sittsam und rein,
    Und nicht wie die stolze Rose,
    Die immer bewundert will sein.
    Das hatte mir in der dritten Volksschulklasse eine einfältige Schulkameradin ins Poesiealbum geschrieben. Seither war mein Verhältnis zur Bescheidenheit gespalten. Ich sah in ihr eine Tugend, die Minderbemittelte aus ihrer Not machten, denn wer so wie diese Schulkameradin über Dreien und Vieren auf dem Zeugnis nicht hinauskam, konnte leichten Herzens behaupten, sich damit »zu begnügen«.
    »Und noch etwas!«, fügte ich hinzu. »Ich habe Ihre psychologischen Spielchen endgültig satt. Zumal sie so primitiv sind, dass sogar ich sie durchschauen kann. Bin ich zornig, wollen Sie, dass ich meinen Zorn begründe, denn wer nachdenkt, ist offen, Fräulein Römer – habe ich Recht? Sobald ich mich aber öffne, schlagen Sie rein und nennen das dann auch noch Hilfe. Pfui, Teufel!«
    Damit erhob ich mich von meinem Stuhl, warf den Kopf in den Nacken und rauschte aus dem Büro.
    Das hatte ich ja schon häufiger getan. Dennoch war dieser Abgang etwas Besonderes, denn anders als sonst empfand ich nicht nur dümmliche Genugtuung dabei. Vielmehr sah ich plötzlich klar, ganz klar: Sobald ich in diesem Haus auch nur einen Hauch von Unsicherheit zeigte, wurde ich auf das Schamloseste ausgenutzt und angegriffen. Aktivierte ich indes all meine Angriffslust, schlug mir Ratlosigkeit entgegen, und man versuchte mich zu besänftigen. Folglich brauchte ich meine Wut, um mich vor der Wut der anderen zu schützen.
    »Und dat kapierse ers jetz?«, fragte Claudia.
    »Besser als nie!«, gab ich zurück.

KAPITEL 18
    Es war noch ziemlich früh am Morgen, als Doktor Behringer zu meiner Tür hereinkam. Unter dem Arm trug er ein Tannenbäumchen, das er strahlend auf meinen Nachttisch stellte.
    »Claudia macht sich nichts aus Weihnachten«, sagte er, »aber ich dachte mir, Sie hätten vielleicht ein bisschen Freude daran.«
    Sofort machte sich Skepsis in mir breit. »Ist irgendetwas?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    »Mmh«, säuselte er, »ich habe eine Überraschung für Sie.«
    »Na, dann lassen Sie mal hören!«, forderte ich ihn auf.
    Er räusperte sich. »Tja«, hob er dann an, »auch Ärzte können sich irren.«
    »Was Sie nicht sagen!«, erwiderte ich trocken.
    »Nur gut, wenn so ein Irrtum im Endeffekt dem Patienten zugute kommt.«
    »Das soll vorkommen?«
    »Ja, Eva … das kommt vor.«
    »Schön. Und wo bleibt die Überraschung?«
    »Ihre Laborwerte haben sich wieder stabilisiert.«
    »Was?« Ich mochte gar nicht glauben, was ich da hörte.
    »Ja, Eva!«, bekräftigte Behringer. »Es ist wirklich wahr, Sie dürfen hoffen. Dabei war Professor Mennert ganz sicher, Sie mit der falschen Wirkstoffkombination behandelt zu haben. Es sprach auch alles dafür. Ihre Werte verschlechterten sich von Tag zu Tag und …«
    Er schwatzte vor sich hin wie eine alte Klatschbase, und dabei warf er mir die Namen von Präparaten an den Kopf, sprach von Nebenwirkungen und von Begleiterscheinungen, von Resistenzen und von toxischen Reaktionen. Ich saß einfach nur da. Mein Kopf war leer. Erst als er mein regungsloses Gesicht sah, schien Behringer sich zu fragen, ob ich seine prächtige Laune wohl teilte.
    »Begreifen Sie überhaupt, was das alles für Sie bedeutet?«, erkundigte er sich.
    Ich wagte nicht, mich zu bewegen. Am liebsten hätte

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