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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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ich damit.“ Er beugte sich über sie, seine Selbstbeherrschung war geplatzt wie eine Seifenblase. Er musste sie besitzen, nur dieses eine Mal, um sie vergessen zu können. Seine Lippen legten sich fordernd auf die ihren, duldeten keinen Widerspruch. Er legte sie mit sanftem Druck ins Heu, seine Hände streiften ihr den Pelz von den Schultern, entblößten die zarte Linie ihres Schlüsselbeins, den Ansatz ihres Busens.
    „Talvas … ich …“
    Unter der schwindelerregenden Macht seines Kusses löste sich ihre Spannung, ihr Widerstand schmolz, sie öffnete sich ihm wie eine Blüte unter der Sonne. Ihr Vorsatz nach Giffards Tod, sich nie wieder von einem Mann berühren zu lassen, sich nie wieder einem Mann hinzugeben, zerbrach in tausend Scherben unter der ersten sengenden Berührung seiner Finger. Ein spitzer Laut entrang sich ihr, als er seine Hand unter den Pelz schob, auf ihren flachen Bauch legte und über die Rundung ihrer Hüfte strich. Er presste ihren Rücken in das duftende Heu, das Kettenhemd drückte sich in ihr weiches Fleisch. Sein Kuss vertiefte sich, er fieberte danach, sie zu besitzen. Emmeline grub die Finger in sein volles Haar, zog ihn näher zu sich. Irgendwann löste er den Kuss, hob den Kopf, blickte ihr tief in die Augen und legte seine großen Hände um ihr zartes Gesicht.
    „Du gehörst mir“, raunte er heiser.
    Emmeline erstarrte, ihre Finger lösten sich aus seinem Haar, ihre Arme sanken wie leblos ins Heu. Der Glanz ihrer Augen erlosch.
    „Das sagte Giffard auch immer.“

12. KAPITEL
    Talvas fuhr mit einem Ruck hoch und strich sich mit der Hand über die Stirn, um einen klaren Kopf zu bekommen. „Mein Gott, Emmeline! Was hat der Schuft dir angetan?“
    Sie rückte von ihm ab, zog die Knie zur Brust, als wolle sie sich verkriechen. Ihr aschfahles Gesicht, ihr leerer Blick zerrten an seinem Herzen. Talvas sehnte sich danach, sie tröstend in die Arme zu nehmen und zu streicheln, fürchtete aber, sie könne sein Mitgefühl falsch verstehen, seine Zärtlichkeit würde noch mehr peinigende Erinnerungen in ihr aufwühlen.
    „Verzeih mir, Emmeline“, flüsterte er betroffen. Ihr goldblonden Locken umwallten sie wie ein goldener Schleier. Gehetzt blickte sie zu ihm auf. Er wusste nicht, was er tun sollte. Ihr Schweigen, ihre Verschlossenheit ängstigten ihn. Ihre zierliche, zusammengekrümmte Gestalt erinnerte ihn an eine zerbrochene Puppe. Ihre Augen glänzten feucht. Unwillkürlich hob er die Hand und wischte die Tränen in ihren Augenwinkeln fort.
    Sie zuckte zusammen und wich zurück. „Es tut mir leid“, murmelte sie mit belegter Stimme.
    „Aber nein“, wehrt er ab. „Es war meine Schuld.“
    „Es waren nur diese Worte, Talvas.“ Geistesabwesend kratzte sie an einem Lehmklumpen an der Holzwand, der halb herausgebrochen war, bis er in einer Staubwolke zu Boden fiel.
    „Schreckliche Worte, wenn sie diese Wirkung auf dich haben“, sagte Talvas leise. „Was ist geschehen?“
    Sie hüllte sich tiefer in den Pelz, wie um sich zu schützen. Nach einer Weile begann sie zu sprechen. „Ich habe Giffard geheiratet, um nach dem Tod meines Vaters nicht in Not und Armut zu enden. Ich musste mich auch um meine Mutter kümmern.“ Ihre Stimme klang tonlos, beinahe leiernd.„Es war nicht mein Wunsch, aber ich hielt es für meine Pflicht.“
    Ein brennender Ast brach knisternd zusammen und verursachte einen Funkenregen. Talvas trat mit dem Absatz auf die Glut, die über die Steinumrandung hinausgeschossen war. Das Schweigen zog sich in die Länge.
    „Ich habe einen schweren Fehler gemacht“, fuhr Emmeline im Flüsterton fort. „Meine Mutter und ich wären zurechtgekommen, hätte mich nicht die Angst vor einer unsicheren Zukunft gepackt. Wir waren der Überzeugung, einen Mann zu unserem Schutz zu brauchen. Wie konnte ich nur so töricht sein!“ Sie suchte Talvas’ Blick. „Alles wäre besser gewesen als die Hölle, die ich in meiner Ehe mit Giffard ausgestanden habe.“
    Talvas’ Eingeweide krampften sich zusammen.
    „Als die Männer Giffards Leichnam ins Haus brachten, durchbohrt von einem verirrten Jagdpfeil, weinte ich vor Glück, nicht vor Trauer. Ich hätte aufjauchzen mögen vor Erleichterung, konnte es kaum fassen, dass dieser Mann mich nie wieder demütigen, mir nie wieder wehtun konnte.“
    Talvas senkte den Blick auf ihre zierlichen Füße, die unter dem Pelz hervorlugten. Die Narben und der leicht verdrehte Knöchel waren deutlich zu sehen. „Wie ist das passiert?“,

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