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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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Schüssel nach seiner Ehefrau. „Der Haferbrei ist kalt“, knurrte er zähnefletschend. Zitternd zog Sylvie ihre mageren Schultern hoch und wich dem Wurfgeschoss aus, das knapp an ihrem Kopf vorbeiflog und gegen die Mauer hinter ihr krachte. Der schleimige Brei floss zäh die Wand hinunter und tropfte klatschend auf die Eichendielen. Edgar schlürfte Met in gierigen Schlucken und wischte sich den Speichel an seinen wulstigen Lippen mit dem Ärmel ab. „Hol mir heißen Brei, du nutzlose Schlampe!“ Er rülpste laut.
    Mit zitternden Fingern bückte Sylvie sich nach der Schale und huschte in gebückter Haltung aus der Halle, in der Befürchtung, er werfe noch einen Gegenstand nach ihr. Ihr Gemahl war völlig unberechenbar. Sie wusste nie, wann seine Stimmung umschlug und er einen Wutanfall bekam. Sie hielt der Küchenmagd die Schale hin, versuchte ruhig zu atmen und sah zu, wie der Dampf aus dem Topf mit blubberndem Haferbrei stieg. Dem werde ich’s zeigen!, dachte sie erbittert, als die Magd den Brei in die Schüssel schöpfte. Besser gesagt, Emmeline würde es ihm zeigen. Jeden Tag betete sie inständig, dass ihr Hilferuf Barfleur erreicht hatte und ihre Schwester bald käme. Die willensstarke, furchtlose Emmeline würde Edgar die Stirn bieten und sie aus dieser Hölle befreien. Als der Kaufmann Geoffrey aus Barfleur vor ein paar Wochen um Unterkunft bat, hatte Sylvie darin ein Zeichen des Himmels gesehen. Die Rettung war nah. Heimlich hatte sie dem Mann eine Botschaft zugesteckt und ihm zugeflüstert, dass die Nachricht von äußerster Dringlichkeit sei.
    „Beeil dich, du faules Stück!“ Sie zuckte unter Edgars schneidenden Worten zusammen und stellte die dampfende Schale Haferbrei vor ihn hin. Er tauchte den Löffel ein und schob ihn in den Mund.
    „Pfui Teufel!“ Er spuckte den Brei prustend über den Tisch.„Zu heiß! Kannst du denn nichts richtig machen?“ Der Blick seiner boshaften Knopfaugen durchbohrte sie hasserfüllt. Sylvie schüttelte benommen den Kopf. Wieso hatte sie in diesem unappetitlichen Monster je einen attraktiven Mann gesehen? Als sie ihn kennengelernt hatte, den ältesten Sohn aus wohlhabendem anglo-normannischen Adelsgeschlecht, dessen Vater von Wilhelm dem Eroberer für seine Gefolgschaft mit riesigen Ländereien und wehrhaften Burgen im Süden Englands belohnt worden war, hatte sie geglaubt, vor ihr liege eine gesicherte Zukunft und ihr Leben im Dienste der Herrschenden sei vorbei. Edgar war ein gut aussehender junger Mann gewesen, aufmerksam und liebevoll … und er war reich. Sie hatte sich geschämt, ihn ihrer Familie vorzustellen, die in ärmlichen Verhältnissen lebte. Sie wollte nicht, dass er ihre verwitwete Schwester kennenlernte, die nichts mehr von Männern wissen wollte und sich nur noch dem Handel und ihrem Schiff widmete, oder ihre verhärmte Mutter, die immer noch um den tragischen Tod ihres Ehemanns trauerte. Edgar hatte Sylvie Reichtum versprochen – und sie wie ein Märchenprinz entführt. Sie hatte es kaum erwarten können, ihr armseliges Dasein gegen ein sorgloses Leben in Wohlstand und Luxus einzutauschen. Es hatte sie auch nicht gestört, ihre kleine Tochter Rose zurückzulassen, deren bloße Existenz ihr tagtäglich vor Augen führte, wie dumm sie war, sich mit dem falschen Mann eingelassen zu haben.
    „Hörst du schlecht?“, brüllte Edgar, dem der Speichel aus dem Mund troff. „Putz die Schweinerei auf!“
    „Ich hole eine Magd“, murmelte sie und wollte gehen.
    „Nein! Du wischst das weg! Das war deine Schuld.“ Edgar sprang jäh auf, die Bank hinter ihm stürzte krachend zu Boden. Er packte Sylvie grob an ihren dünnen Armen und rüttelte sie heftig. Sie leistete keinen Widerstand.
    „Ich sagte, du sollst das aufwischen!“ Plötzlich ließ er von ihr ab und schlug ihr seine fleischige Faust ans Ohr. Sylvie schrie vor Schmerz auf, die Tränen sprangen ihr aus den Augen. Gib ihm nicht die Genugtuung, deinen Schmerz zu zeigen, befahl sie sich und biss sich die Lippen blutig. Sie dachte an den Brief an ihre Schwester, der einzige Hoffnungsschimmer, an den sie sich klammerte. Zum ersten Mal seit langer Zeit wagte sie ein Widerwort.
    „Du hast kein Recht, mich so zu behandeln. Ich bin deine Ehefrau!“, stieß sie hervor und presste die flache Hand gegen ihre Ohrmuschel, um den stechenden Schmerz zu lindern.
    „Pah! Was für eine Ehefrau! Dürr wie ein Rechen im Bett. Ich komme mir vor, als schlafe ich mit einem Skelett.“ Sylvie zuckte unter

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