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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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aussetzt. Wieso gehst du nicht auch dieses Wagnis ein?“ Plötzlich verzog sie das Gesicht, krümmte sich und presste die Hände an ihren Leib. „Verflixt! Diese Tage sind eine Strafe Gottes!“
    „Was ist los?“ Emmeline kam sich sehr unbeholfen vor.
    „Hast du ein paar Leinentücher für mich übrig?“ Matildas Gesicht war schmerzverzerrt.
    „Nein, nur die Fetzen, die ich trage“, entgegnete Emmeline verständnislos.
    „Nein, Dummerchen. Meine Monatsblutung setzt jeden Moment ein, und ich habe nicht genug Tücher.“
    „Nein.“ Emmeline furchte die Stirn. „Ich habe nicht daran gedacht, welche mitzunehmen.“
    „Macht nichts. Ich bitte eine Magd, mir welche zu besorgen.“ Langsam richtete Matilda sich auf. „Ich lasse mir in der Küche einen Kräutertee aufbrühen. Diese Krämpfe bringen mich noch um. Aber sie werden mich nicht daran hindern, das Festmahl zu genießen.“ Sie klatschte in die Hände. „Nun beeil dich, Emmeline. Man erwartet uns.“
    „Wie sehen deine Pläne aus, Stephen?“ Talvas lehnte sich in dem reich geschnitzten Lehnstuhl an der Hochtafel zurück und ließ den Blick über die Burgbewohner im Saal schweifen, die dicht gedrängt an langen Tischen schmausten und dem Met zusprachen.
    Stephen spießte ein Bratenstück auf sein Messer und schob es in den Mund. „Ich bin mir nicht sicher, wie lange dieser Frieden mit Maud anhält. Aber einstweilen habe ich mir eine Ruhepause verdient.“ Er kaute zufrieden. „Hmm, welch ein Genuss nach unseren kargen Essensrationen im Feldlager.“ Er wischte sich den Mund an der Leinenserviette ab. „Matilda würde gern noch ein paar Tage auf Hawkeshayne mit dir verbringen.“
    Talvas schmunzelte. „Und mit ihrer neuen Freundin.“
    „Du sprichst von Emmeline. Ja, die beiden Frauen scheinen sich ausgezeichnet zu verstehen.“ Stephen schlug Talvas jovial auf die Schulter. „Also, was hältst du davon? Kannst du Matilda und mich noch ein paar Tage ertragen?“
    „Du bist mir stets willkommen, mein Freund, das weißt du.“
    „Und was ist mit dem Mädchen?“
    „Was soll mit ihr sein?“, entgegnete Talvas achselzuckend.
    „Tu bitte nicht so, als sei sie dir gleichgültig. Wie sind deine Pläne mit ihr?“
    „Das weiß ich noch nicht.“ Talvas drehte den Stiel seines Silberkelchs spielerisch zwischen den Fingern, bevor er einen tiefen Schluck nahm.
    „Wird Emmeline bleiben oder kehrt sie in die Normandie zurück?“
    „Das liegt allein bei ihr“, antwortete Talvas trocken. „Es dürfte dir nicht entgangen sein, dass sie ihre eigenen Regeln bestimmt.“
    „Das ist mir aufgefallen.“ Stephen lachte in sich hinein. „Und keine könnte besser zu dir passen als sie.“
    „Wir werden sehen.“ Ein Farbfleck am anderen Ende der Halle erregte seine Aufmerksamkeit. „Wenn man vom Teufel spricht …“, brummte er. Matilda und Emmeline betraten die Halle, den Mittelgang durch die Reihen der dicht besetzten Bänke und Tische auf die Hochtafel zu und zogen bewundernde Blick auf sich. Die Farben ihrer Gewänder leuchteten wie bunte Blumen: schimmernde Seiden vor dem eintönigen Grau und Braun der Burgbewohner. Allmählich erstarben die Gespräche, bis es ganz still wurde in der Großen Halle. Alle Gesichter waren ihrer neuen Königin Matilda und der tapferen Frau zugewandt, die ihr Land vor der Herrschaft von Kaiserin Maud bewahrt hatte. Einer nach dem anderen erhob sich, und bald standen alle Männer und Frauen und verneigten sich in tiefem Respekt vor den Damen.
    „Gütiger Himmel“, murmelte Stephen. „Diese Frau ist eine atemberaubende Schönheit.“
    Talvas’ Blick streifte die anmutige Gestalt seiner Schwester, und bei Emmelines Anblick blieb ihm fast das Herz stehen. Der grüne Faltenwurf ihres Bliauts umspielte ihre schlanke Figur schmeichelnd, betonte ihre schmale Taille und die Rundungen ihrer Hüften. Ihr blondes Haar trug sie zu einem geflochtenen Kranz über der glatten Stirn, von einem hauchdünnen Seidenschleier bedeckt, der ihre Schultern umwallte wie glitzernder Nebel. Verlangen züngelte in ihm hoch. Ein überwältigender Wunsch, sie bei der Hand zu nehmen und mit ihr zu fliehen, weit weg von all den Menschen. Er zwang sich zur Ruhe, stellte den Kelch ab, schob den Stuhl zurück und verließ die Hochtafel.
    Er nahm Emmeline bei den Händen.
    „Talvas!“ Überrascht blickte sie zu ihm auf, ihre rosigen Lippen umspielte ein Lächeln, ihre Augen glänzten vor Sehnsucht und Liebe.
    „Ich habe dich den ganzen Tag nicht

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