Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
zerkratzen, aber am schlimmsten war eigentlich die Aktion von den vier Idioten, die aus lauter Zerstörungswut den Verschlag zertrümmert haben.«
    »Und die Sie dann ein wenig in die Schranken gewiesen haben, Herr Grimal?« Anja schaute ihn leicht spöttisch an.
    »Nennen Sie mich Kris, sonst muss ich immer über meine Schulter schauen, ob mein Vater hinter mir lauert.«
    Anja kicherte wieder, wurde aber gleich darauf ernst.
    »Diese Vorstellung scheint Ihnen nicht zu gefallen.«
    »Nein.«
    Da er einsilbig seinen Kaffee trank, fragte sie weiter: »Diese Männer – kannten Sie die, Kris?«
    »Ja, ich kannte sie.«
    »Und Sie haben sie nicht angezeigt?«
    »Nein.«
    »O, sind Sie sehr auskunftsfreudig. Ein rechtes Plappermäulchen.«
    »Und Sie sind eine Neugiernase.«
    »Ich erfülle nur meine Pflicht. Warum haben Sie die Schläger nicht angezeigt?«
    »Weil ich mit der Polizei nichts zu tun haben will.«
    »Eine dunkel befleckte Vergangenheit?«
    »Ich übe auf meine Umgebung einen äußerst schlechten Einfluss auf. Sie sollten Raufer schleunigst von hier entfernen.«
    »Och nein. Wir versuchen, wenn wir Tiere vermitteln, immer auf eine gewisse charakterliche Ähnlichkeit zu achten.«
    »Jetzt haben Sie mich vernichtet, Anja.«
    »Ja, gut, nicht? Wer waren die Kerle?«
    »Sie sind aufdringlich, neugierig, impertinent.«
    »Danke.«
    Kris seufzte. »Also gut. Es waren Bobby, eigentlich Robert Krümel, und drei seiner Freunde. Ich bin nicht ganz unschuldig daran, dass sie ausgerechnet hier ihr Mütchen kühlen mussten.«
    »Eine persönliche Sache?«
    »Ja, eine persönliche Sache.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ohne Zweifel.«
    »Muss man bei Ihnen eigentlich erst den dritten Gradder Befragung anwenden, wenn man eine einfache Antwort haben will?«
    »Ich widerstehe auch fortgeschrittener Folter.«
    »Aber sicher nicht einem freundlichen Lächeln, nicht wahr?«
    Anja klimperte mit ihren Wimpern, was Kris hübsch fand. Er grinste sie an.
    »Sie flirten.«
    »Natürlich. Wenn es um das Wohlergehen der Tiere geht, ist mir jedes Mittel recht.«
    Kris schenkte ihr ein raubtierhaftes Grinsen. »Gut zu wissen.«
    Er hatte das Vergnügen, Anja sanft erglühen zu sehen.
    »Na gut. Dann hören Sie die Geschichte aus meiner schwarzen Vergangenheit. Ich habe Bobby vor vielen Jahren einmal die Nase gebrochen.«
    »Bei einer Rauferei.«
    »Natürlich. Er hatte mir meine Freundin ausgespannt. Was sollte ich also machen, mh?«
    »Nichts anderes selbstverständlich. Und deshalb hat er den Futterplatz verwüstet?«
    »Ach nein, ich glaube, da spielten noch einige andere Faktoren eine Rolle. Die gebrochene Nase – das ist fünfzehn Jahre her. Danach trennten sich unsere Wege. Bobby machte eine Lehre als Metzger, zog in eine andere Stadt. Ich begann meine Ausbildung und so weiter. Aber vor einem halben Jahr tauchte er hier wieder auf und meldete sich inmeinem Studio an. Zusammen mit seinen drei Kumpanen. Es gab nach wenigen Wochen gewisse Differenzen in der Auffassung, wie sich das soziale Zusammenleben der Mitglieder gestalten sollte, und so sah ich mich gezwungen, ihn und seine Freunde des Hauses zu verweisen.«
    »Ich verstehe. Doch könnten Sie dieses ›und so weiter‹ noch etwas näher erläutern?«
    »Nein.«
    »Sehr eloquent.«
    »Ja.«
    »Dann lassen wir es darauf beruhen. Die Aktion sollte also eine Vergeltungsmaßnahme für den Rauswurf sein.«
    »Auch. Aber die Jungs gehören auch zu einer Gruppe, die Natur- und Tierschützern nicht eben freundlich gesinnt sind. Weshalb die ganze Sache doppelt motiviert war.«
»Und trotzdem haben Sie die Verbrecher nicht angezeigt?« Anjas Stimme troff vor Empörung.
    »Ich habe meine Gründe dafür.«
    »Pff!«
    Sie stand auf und ging zu Raufer, der wohlig, vom Camembert gesättigt, auf seiner Decke lag und die Tauben beobachtete.
    »Ich weiß nicht, ob ich dich hierlassen soll, mein Freund. Die Einstellung zu Recht und Ordnung in diesem Haus gefällt mir nicht.«
    Raufer drehte zwar seine Ohren in ihre Richtung, starrte aber weiter die Tauben an.
    »Lassen Sie ihn ruhig hier. Bis Weihnachten halte ich es schon mit ihm aus«, erklärte Kris.
    »Bis Weihnachten«, schnaubte sie. »Und dann jagen Sie ihn wieder auf die Straße, damit die verdammten Schlägertypen wieder auf ihn einprügeln.«
    »Ich werde Bobby vorher genau über den Zeitpunkt informieren.«
    »Gott, sind Sie zynisch.«
    »Finden Sie? Ich wollte das nur machen, damit ich wieder mal in eine richtig schöne Rauferei verwickelt

Weitere Kostenlose Bücher