Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
und machen uns in Ruhe fertig. Auf
dem Hotelflur treffen wir Wiebke, das ist die junge Frau, die uns gestern behilflich
war. Die Rucksäcke geschultert, gehen wir zum Bahnhof. Der Bus ist pünktlich,
wir packen unsere Rucksäcke in den Laderaum und steigen in den Bus. Heute haben
wir mit den passenden Pillen, gegen Übelkeit, vorgesorgt und auch Tüten sind
mit an Bord. 3 Stunden dauert die Fahrt, eine gute Gelegenheit noch etwas
Schlaf nachzuholen. Deshalb bekomme ich auch nicht mit, wie sehr sich die Natur
verändert. In Lugo müssen wir umsteigen und gegen 15.00 Uhr sind wir in Sarria.
Hier geht jetzt die Suche nach einer Unterkunft los.
In Sarria ist kein Bett mehr zu bekommen, wir sind ziemlich ratlos und irren
suchend durch die Stadt. Jede Herberge ist ausgebucht. Das ist das erste Mal,
dass ich Angst habe kein Quartier zu bekommen. Als wir wohl jede Herberge
abgeklappert haben, entschließen wir uns zu finanziell drastischen Maßnahmen
und steuern das nächst beste Hotel an. Als es dort auch heißt „completo“,
steigt in mir eine leise Panik auf. Jetzt wird es eng. Im nächsten Hotel werden
wir vom Portier skeptisch beäugt. Er telefonierte einige Male und lässt uns im
Unklaren, was das zu bedeuten hat. Ich werde noch nervöser, muss aber meine
Befürchtungen vor den Kindern verbergen. Hoffentlich vertrödeln wir hier nicht
unsere Zeit. Schließlich winkt er uns zu sich und teilt uns selbstgefällig mit,
dass ein Zimmer frei ist. Er bemüht noch einmal die Preisliste, 82,- € soll uns
die Nacht kosten. Er zweifelt anscheinend, ob wir liquide sind, natürlich sind
wir das. Das ist hier ein Notfall und der ist in unserer Reisekasse mit eingeplant.
Schweren Herzens bezahlen wir die hoffentlich exklusiven Räumlichkeiten und
verbuchen die Ausgabe unter „Hochzeitstagausgaben“. Nur schade, dass mein Mann
nichts von dem schönen Zimmer hat. Das Zimmer hat einen kleinen Balkon und da
wir Pilger sind, sehen wir auch mit Pilgeraugen. Hier können wir schon mal
wunderbar unsere Wäscheleine spannen. Im Bad gibt es eine exquisite Badewanne.
Die Freude ist uns Dreien, beim Anblick der schönen Keramik ins Gesicht
geschrieben. Nacheinander genießen wir die Wellness - Oase, die ein
Außenstehender sicher als mittelklassig abgetan hätte. Egal, dass ist heute
unser Himmel, wir sind glücklich. Wie neu geboren machen wir uns in unserem
Reich breit. Martin zieht sich sämtliche Spanien- Sender rein und Juliane und ich
machen uns erst mal auf den Weg, um Proviant aufzutreiben. Wir finden einen
Supermarkt, es ist der erste richtige Großmarkt, den wir in Spanien betreten.
Da fühlen wir uns doch gleich wie zu Hause. Nur das Warenangebot ist natürlich
etwas anders als in Deutschland. Wir durchstreifen die Regale, vergleichen die
Preise, entdecken Dinge, die es zu Hause so nicht gibt und staunen wie die
Ossis nach dem Mauerfall.
Sogar Wipp-Express gibt es hier, ich glaub das bekommt man in Deutschland nicht
mehr zu kaufen. Das müssen wir haben, es landet im Einkaufswagen. Das macht uns
Spaß, wir müssen uns beim Einkaufen richtig zurückhalten. Wer soll das alles
schleppen. Wir müssen an unser Gepäck denken. So beenden wir unseren
Konsumrausch und bezahlen 38,- € für unsere eingekauften Güter. Martin hat im
Hotel inzwischen die Stellung gehalten und schaut gleich neugierig in alle
Tüten. Wir breiten unsere Schätze aus und da wir Hunger haben, improvisieren
wir auf dem großen Doppelbett ein kleines Picknick. Von jeder Köstlichkeit wird
probiert und aller Stress, den wir vorhin erlebt haben, ist verflogen. Nach
einer wunderbaren Entspannungspause fällt uns unsere Wäsche, die in der Wanne
auf Weiterverarbeitung wartet, wieder ein und das Wipp-Express darf jetzt
zeigen, was es drauf hat. Nun ja, hinterher wissen wir, warum wir das Produkt
nicht mehr in den deutschen Einkaufsregalen finden. Aber wir wollen nicht
meckern, es riecht alles wieder schön frisch. Uns Dreien geht es gut. Juliane
drängt, dass wir die Stadt noch erkunden. Wir haben es uns zur Angewohnheit
gemacht am Abend noch den Weg für den nächsten Tag auszukundschaften. Wir
rappeln uns also auf. Martin lehnt dankend ab, er ist über den lauffreien Tag
froh, will seine Ruhe haben. Wir schauen uns in der Stadt um. Sarria teilt sich
in Neu- und Altstadt auf. Wir sind im unteren Bereich und das ist die Neustadt.
Nichts Außergewöhnliches. Will man die Altstadt sehen, muss man einen steilen
Berg erklimmen. Dort oben gibt es hübsche, alte
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