Zwei Maenner fuer Miss Darcy
beobachte, wie sie mühelos mit Woody und Louis im Schlepptau den Weg zum Sandstrand hinunterläuft, verspüre ich ein weiteres Mal dieses Ziehen rund ums Herz.
Eigentlich, Megan, verstehe ich sogar sehr genau , was du meinst …
30
N ach langen Verhandlungen zwischen Dermot und Eileen haben sie sich darauf geeinigt, dass Megan bleiben und Eileen sie nach den Sommerferien hier abholen wird. Megan scheint sich darüber zu freuen, bei ihrem Vater und auf Tara bleiben zu können. Tatsächlich gewöhnt sie sich schnell an das Leben auf der Insel, viel schneller als irgendwer von uns, als wir vor ein paar Monaten hergekommen sind.
Vor ein paar Monaten .
Ich kann es kaum fassen, dass wir jetzt schon seit beinahe vier Monaten auf Tara sind. Es kommt einem schon so normal vor, dass Megan durch ihre Anwesenheit genau den frischen Wind ins Spiel bringt, den wir brauchen, um unser Inselleben aufzupeppen. Der Alltag wird nämlich langsam ein bisschen langweilig, wenn man jeden Tag immer das Gleiche tut – selbst wenn andauernd neue Besucher anreisen. Megans aufgeweckte, fröhliche Art und ihre punktgenauen Ansichten bringen Leben in die Bude. Alle freuen sich über ihre Anwesenheit – besonders Paddy, der ganz vernarrt in sie ist. Dermots Verhalten hat sich vollkommen verändert: Seit ihrer Ankunft ist er beinahe freundlich und sympathisch, was für ihn einen großen Fortschritt bedeutet.
Heute Nachmittag sind Conor und ich mit Megan zum Strand hinuntergegangen, während Dermot eines der Feriencottages repariert.
»Kannst du dich noch erinnern, wie es ist, elf Jahre alt zu sein?«, frage ich Conor, als wir im Sand sitzen und Megan dabei zuschauen, wie sie begeistert mit Louis und Woody im Wasser planscht. »Erinnerst du dich noch an dieses unglaubliche Gefühl der Freiheit? An diese Unwissenheit, was einen im Leben erwarten wird? Keinerlei Sorgen oder Verpflichtungen zu haben? Wäre es nicht wunderbar, man könnte zu diesem Leben zurückkehren?«
Conor seufzt und lehnt sich zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. »Wer sagt denn, dass man unbedingt elf Jahre alt sein muss, um so zu leben?«, fragt er und streckt sich im Sand aus.
»Willst du etwa andeuten, dass du jetzt so lebst, Conor Fitzgerald?«
»Ich gebe mein Bestes.«
»Als Erwachsener ist das doch gar nicht möglich. Man hat einfach zu viele Verpflichtungen, an die man rund um die Uhr gebunden ist – wie zum Beispiel Job und Familie.«
»Nicht unbedingt.« Conor öffnet ein Auge und blinzelt mir in der grellen Nachmittagssonne zu.
»Du willst mir ernsthaft weismachen, absolut keine Verpflichtungen zu haben? Nichts, was dich an einen Ort oder eine Person bindet?«
»Nö«, erwidert Conor entschlossen, dieses Mal mit geschlossenen Augen. »Und das gefällt mir sehr gut.«
Schweigend mustere ich ihn. Conors Bemerkung sollte mich eigentlich beunruhigen; denn immerhin sagt er damit, dass unsere Beziehung ihm praktisch nichts bedeutet. Aber habe ich je ernsthaft mehr von Conor erwartet als das, was wir jetzt zusammen haben?
Conor macht die Augen wieder auf. »Du bist ja ganz still geworden. Ist alles in Ordnung?«
»Ja, klar.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Vielleicht empfindest du jetzt noch so, aber eines Tages wirst du deine Meinung noch ändern, wenn du dich irgendwo niederlassen und eine Familie gründen willst.«
»Das bezweifle ich.« Conor stützt sich auf seine Ellbogen. »Versteh mich nicht falsch, Darcy: Kinder wie Megan sind super, und es macht mir wirklich Spaß, mit ihr Zeit zu verbringen. Eigentlich kann ich es gar nicht glauben, dass ein so kluges, intelligentes Kind wie Megan von einem Neandertaler wie Dermot gezeugt worden ist.«
Ich werfe Conor einen tadelnden Blick zu. Warum muss er Dermot immer so heruntermachen? So schlimm ist er nun auch wieder nicht. Er kann sogar sehr nett sein, wenn er will, besonders, was Megan betrifft.
»Aber«, fährt Conor fort, »ein kleines Häuschen, das von einem weißen Lattenzaun umgeben ist, zwei Kinder, die im Garten spielen, und eine Ehefrau, die mir drinnen am Herd das Abendessen kocht – so stelle ich mir meine Zukunft einfach nicht vor.«
Ich muss über Conor lachen, doch auf eine gewisse Art und Weise bin ich irgendwie auch erleichtert. Sosehr ich es auch genieße, mit Conor zusammen zu sein, so erinnert er mich doch stets an die Seemöwen, die zeitweilig auf Taras Felsen hocken. Ich habe immerzu das Gefühl, dass er sich jederzeit in die Lüfte schwingen könnte, sobald ein
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