Zwei Maenner fuer Miss Darcy
anderer, besserer Rastplatz in Sicht gerät. Jemanden wie ihn habe ich noch nie kennengelernt; er scheint vollkommen für den Moment zu leben. Auch wenn ich dies im Augenblick als recht erfrischend empfinde, so bin ich mir doch auf lange Sicht nicht sicher, ob mir das reicht.
»Was denn?«, fragt er.
»Das ist es auch nicht, was ich will – im Moment jedenfalls. Was aber nicht bedeutet, dass ich niemals Kinder haben oder mich irgendwo niederlassen und eine ordentliche Beziehung führen will.«
Jetzt setzt sich Conor auf. »Wie siehst du denn deine Zukunft, Darcy?«, fragt er und streicht mir ein paar Haarsträhnen seitlich aus dem Gesicht. »Du willst also nicht für immer und ewig hier auf Tara leben?«
»Auf keinen Fall!«, erwidere ich, ein wenig zu schnell vielleicht.
Conor grinst. »Ich dachte, dir gefällt es hier.«
»Das tut es auch. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, hier bis in alle Ewigkeit zu leben, das ist alles. Ich bin eben nicht der Typ dafür, auf einer Insel zu leben.«
»Dabei dachte ich, du passt hier hin wie ein echter Einheimischer.«
Ich starre Conor an. Will er mich etwa auf den Arm nehmen?
»Was denn?«, fragt er unschuldig. »Das finde ich wirklich. Was willst du denn dann mit der Insel anstellen, wenn du nicht hier lebst? Willst du sie verkaufen und dann von dem Erlös leben?«
Ich lasse den Blick über Tara schweifen – über den Strand vor mir, die Felsen, die die Insel schützen, und die Wellen, die ununterbrochen an die Felsen branden. Könnte ich all das an jemand anderen verkaufen?
»Das dachte ich mir schon«, sagt Conor und dreht sanft mein Gesicht zu sich hin. »Tara bedeutet dir einfach zu viel.« Dann beugt er sich vor und küsst mich, was mich jedes Mal einen Augenblick lang aus der Bahn wirft. »Du bist eben nicht wie ich.«
»Besorgt euch ein Zimmer!«, ruft Megan über den Sand hinweg zu uns herüber, als sie sieht, wie wir uns zusammenkuscheln. »Entweder das, oder ihr wartet, bis ihr allein seid.«
Einen Moment lang schließe ich die Augen. Wie kommt es nur, dass die Kids von heute schon so abgeklärt sind? Ich bin sicher, dass ich mit elf Jahren noch mit Barbie-Puppen gespielt habe.
»Wir unterhalten uns nur!«, rufe ich zurück und drehe mich zu Megan um.
»Ja, klar – das nennt ihr also unterhalten?« Für die Hunde schleudert sie einen Stock ins Meer. »Ich bin kein Kind mehr, wisst ihr? Im Oktober werde ich schon zwölf.«
Conor steht auf und hält mir seine Hand entgegen. »Komm schon, lass uns mal zu der Spielverderberin gehen. Vielleicht kann sie uns noch ein oder zwei Dinge übers Leben beibringen.«
»So wie ich Megan kenne, würde mich das nicht überraschen.«
»Conor?«, fragt Megan, nachdem wir den Strand entlanggelaufen sind und jetzt mit den Hunden im Sand sitzen.
»Ja, Megan?«
»Haben wir uns schon einmal irgendwo gesehen?«
»Das möchte ich bezweifeln.«
»Du kommst mir nur irgendwie so bekannt vor.«
Conor sitzt im Schneidersitz im Sand und mustert Megan. »Megan, meine Süße, es ehrt mich, dass du meinst, mich schon einmal irgendwo gesehen zu haben, aber ich kann reinen Gewissens behaupten, dich vorher noch nie gesehen zu haben. Daran könnte ich mich auf jeden Fall erinnern.«
»Ah, okay, vielleicht kennen wir uns dann aus einem früheren Leben«, erwidert Megan nüchtern und krault Woody den Bauch.
Überrascht werfen Conor und ich uns einen Blick zu.
»Was meinst du damit, Megan?«, frage ich sie.
»Wiedergeburt«, antwortet sie und schaut uns an. »Ihr kennt doch bestimmt die Theorie, dass man nach dem Tod als eine andere Person oder ein anderes Lebewesen wiedergeboren wird. Entweder als Mensch oder als Tier. Stell dir bloß mal vor, Woody und Louis könnten in einem früheren Leben deine Schwester oder dein Ehemann gewesen sein!«
»Ähm … ja.« Ich versuche, diesen Gedanken aus dem Kopf zu bekommen. »Ich weiß, was Wiedergeburt bedeutet. Aber was hat das mit Conor zu tun?«
»Ich hatte nur einfach gleich von Beginn an das Gefühl, ihn zu kennen.« Megan schaut verwirrt zu Conor hinüber. »Offenbar ist das so. Man trifft jemanden, den man nicht kennt und nie zuvor getroffen hat, der einem aber sofort sehr vertraut vorkommt. Das gleiche Phänomen ist der Fall, wenn man von Beginn an eine große Abneigung jemandem gegenüber verspürt; wahrscheinlich hatte man in einem früheren Leben schon Probleme mit dieser Person.«
Einen kurzen Augenblick lang kommt mir Eileen in den Sinn, doch ich verwerfe diesen
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