Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Alptraum von vorhin sein! Ich kneife mir fest in den Arm in der Hoffnung, gleich aufzuwachen. Was aber leider nicht geschieht.
»Eamon«, wiederhole ich leise und schaue auf ihn hinunter. »Bitte, du kannst uns jetzt nicht verlassen. Wir brauchen dich doch hier auf Tara! Ich brauche dich!«
Doch Eamon antwortet nicht.
Woody und Louis kommen um den Fels herumgelaufen. Nach einem Blick auf Eamon lassen sie die Schwänze sinken und legen sich mit gesenktem Kopf sofort neben ihm hin.
Ich gehe neben Eamon in die Hocke und nehme seine Hand. »Oh, Eamon«, schluchze ich. Tränen strömen mir übers Gesicht und tropfen auf sein Tweedjackett. »Du warst meine einzige Verbindung zu Molly. Mein letzter Rest Familie. Und jetzt bist du tot.«
38
B in ich wirklich der Richtige, um das zu tun?«, fragt Dermot, als wir gerade Eamons Cottage betreten wollen. »Mir ist nicht ganz wohl dabei.«
»Mir macht es auch nicht sonderlich viel Spaß, Eamons Sachen zu durchsuchen, aber wir müssen vor der Beerdigung nächste Woche herausfinden, ob er irgendwelche Verwandten hatte. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
Nach den traumatischen Erlebnissen an diesem schicksalhaften Morgen wurde Eamons Leichnam vom Klippenrand weggebracht und in einen schlichten Sarg gelegt, den Dermot und Paddy sofort gebaut hatten, nachdem sie von seinem Tod erfahren hatten. Am darauffolgenden Tag wurden wir Zeuge, wie sein Sarg in einem Boot von Tara weg aufs Festland gebracht wurde, wo er jetzt in einem Beerdigungsinstitut aufgebahrt liegt, bis nächste Woche die Trauerfeier in der kleinen Dorfkirche stattfindet.
Alle sind tief bestürzt.
»Für jemanden, der sein Leben so weit zurückgezogen von allen anderen gelebt hat, scheint Eamon doch einen tiefgreifenden Eindruck bei allen hinterlassen zu haben«, stellt Niall fest.
»Er hat nie viel geredet, aber was er sagte, war immer wichtig«, erkläre ich und muss wieder an ihn denken.
Wir diskutieren, ob es für Megan wohl das Beste wäre, für den Augenblick erst einmal zu Eileen zurückzukehren. Doch Megan beharrt darauf, bleiben zu wollen. Zu all der Trauer um Eamon kommt auch noch die komplizierte Aufgabe, den anderen Conors plötzliche Abreise von der Insel zu erklären. Schließlich erzähle ich allen, dass sich sein Fernweh gemeldet habe und er weiterziehen musste. Die meisten Inselbewohner akzeptieren diese Begründung.
Nicht aber Roxi.
»Das ergibt doch keinen Sinn, Darcy«, stellt sie fest, als ich versuche, sie mit dieser Begründung für seinen Weggang abzuspeisen. »Der Typ war verrückt nach dir.«
»Nein, war er nicht«, seufze ich, als mir klar wird, dass ich ihr gleich die Wahrheit hätte erzählen sollen. »Er hatte es nur auf mein Geld abgesehen – oder zumindest auf den Gedanken daran.«
Dann erkläre ich Roxi die ganze traurige Geschichte.
»Und du lässt ihn damit davonkommen?«, platzt es aus ihr heraus, nachdem ich alles erzählt habe. »Hätte er mir das angetan, hätte ich seine Eier gepackt und sie an einem Fahnenmast hoch über Tara flattern lassen … Der arme Eamon.« Sie bekreuzigt sich und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Eamons Tod hat sie schwer getroffen. Dann holt sie tief Luft. »Was für ein Dreckskerl!«
Traurig nicke ich. »Ja, Dreckskerl trifft es ziemlich gut. Aber ich wollte nicht noch mehr Unruhe stiften, indem ich einen Riesenwirbel mache. Denn immerhin mussten wir uns nicht nur darum kümmern, sondern auch noch eine Beerdigung organisieren.«
»Stimmt.« Roxi zuckt mit den Schultern. »Oh, Darcy!« Sie schlingt mir so wild die Arme um den Hals, dass sie mich fast erwürgt. »Es tut mir so leid, dass das alles so schiefgegangen ist. Aber selbst ich habe ihn für einen anständigen Kerl gehalten.«
»Danke«, erwidere ich und versuche, mich aus ihrer Umarmung zu befreien. »Ich glaube, ich werde die Hoffnung auf einen Mann nun begraben.«
»Nein!«, ermahnt mich Roxi und wackelt drohend mit dem Zeigefinger. »Sag doch so etwas nicht. Ich schwöre dir, Darcy: Eines Tages wirst du Mr Right schon noch finden!«
»Das sagst du schon seit Jahren, Roxi. Ich glaube, das Thema ist für mich abgehakt.«
Roxi kneift entschlossen die Augen zusammen. »Hmmm, das wollen wir doch mal sehen!«
Nachdem alle in Sachen Conor auf dem Laufenden sind und die Organisation der Beerdigung in die Wege geleitet ist, fällt Dermot und mir die Aufgabe zu herauszufinden, ob Eamon noch irgendwo Familie besitzt, die wir wegen seines Todes benachrichtigen
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