Zwei Maenner fuer Miss Darcy
die von motivierten Freiwilligen eintrafen, die alle verzweifelt versuchten, für Tara ausgewählt zu werden, hatte ich nicht gerechnet. Fairerweise muss man sagen, dass ein hoher Prozentsatz der Bewerbungen von ziemlich schrägen Typen stammte, mit denen ich wahrscheinlich nicht einmal zwei Minuten in einem Aufzug hätte verbringen wollen, geschweige denn ein ganzes Jahr auf einer Insel. Doch Niall und mir ist es gelungen, die Sonderlinge und Verrückten auszusortieren und die wenigen Bewerber herauszufiltern, die wir persönlich kennenlernen wollten.
Zusammen mit Dermot veranstalteten Niall und ich eine Vorstellungsrunde in Dublin, bei der wir Leute trafen, die geradezu perfekt waren für ein Leben auf einer Insel, und solche, die weniger perfekt waren. Obwohl natürlich meine Vorstellung von einer idealen Person für einen einjährigen Aufenthalt auf einer einsamen Insel nicht gerade Dermots Vorstellungen entsprach – und umgekehrt. Wie gewohnt zog es Niall vor, in dieser Angelegenheit vollkommen unparteiisch zu bleiben.
Nach den Vorstellungsgesprächen war mir eigentlich klar, wer ausgewählt werden sollte, mit uns zusammen dieses Erlebnis zu teilen. Doch wie immer musste Dermot mal wieder alles verkomplizieren.
»Aber warum ?«, frage ich ihn erneut, als wir in der Lounge unseres Hotels, in dem wir die Vorstellungsgespräche abgehalten haben, um den Tisch herumsitzen und unsere Auswahl besprechen. »Was stimmt denn dieses Mal nicht?« Ich werfe einen Blick auf die Bewerbung, mit der Dermot herumwedelt. Beigefügt ist ein Foto von einem fröhlich dreinschauenden Mann mit Pausbacken.
»Warum bitte soll dieser Fastfood-Ketten-Fanatiker mit nach Tara kommen?«, fragt er und fuchtelt mit der Bewerbung vor meiner Nase herum. »Darcy, du brauchst dort Leute, die arbeiten können, damit wir uns auf der Insel so weit wie möglich selbst versorgen können – und nicht Typen, die alle Vorräte auffuttern, bevor wir überhaupt irgendwelche ansammeln konnten!«
Ich versuche krampfhaft, Ruhe zu bewahren, doch ein langer Tag liegt hinter uns, der nun in eine lange, quälerische Nacht übergeht. Habe ich das Richtige getan, als ich Dermot gebeten habe mitzukommen? Schon jetzt scheint er jede Menge Schwierigkeiten zu machen, dabei sind wir noch nicht einmal auf der Insel. »Dermot, wir suchen Leute nicht einfach nur danach aus, wer am härtesten arbeiten kann – diese Leute sind doch keine menschlichen Packesel! Wir müssen mit ihnen ein ganzes Jahr lang auskommen und uns gut miteinander verstehen!«
Dermot starrt mich ein paar Sekunden lang an, bevor er dann den Kopf schüttelt. »Ich hatte mich schon gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis du wieder auf die reine Typenfrage zurückfällst«, erwidert er und lässt einen Packen Bewerbungen wieder auf den Tisch fallen. »Du hast die praktische Seite des Insellebens schon wieder vergessen und willst dort stattdessen eine irische Seifenoper veranstalten, bei der wir alle jeden Morgen gegenseitig bei uns auf eine Tasse Tee oder Kaffee vorbeischauen!«
»Nein, das habe ich nicht!« Meine Beherrschung ist mit einem Mal wie weggeblasen. »Ich weiß sehr genau, was wir hier zu tun versuchen; ich habe die Situation voll unter Kontrolle. Und wage es ja nicht zu behaupten, bei mir sei alles eine Typfrage! Du hast keine Ahnung, welcher Typ ich bin, du … du kennst mich doch kaum!«
»Eigentlich«, grinst Dermot süffisant, »bekräftigst du gerade meinen Standpunkt ziemlich deutlich.«
Ich starre ihn böse an und schnappe mir mein Getränk.
Niall schafft es ein paar Minuten später mit seinen besten Verhandlungsstrategien im Stil der Vereinten Nationen, die Diskussion wieder zu eröffnen. Als sich die Debatte jedoch bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages hinzieht und wir immer noch zu keinem Ergebnis gekommen sind, habe ich das Gefühl, ein Machtwort sprechen zu müssen.
»Dermot.« Ich gebe mir alle Mühe, diplomatisch zu bleiben. »Ich habe mir deinen Standpunkt angehört, und ja, bei ein paar dieser Leute muss ich zugeben, dass du durchaus Recht hast. Aber«, fahre ich fort, als sich dieser triumphierende Ausdruck wieder auf seinem Gesicht breitmacht, »bei einigen verstehe ich dein Problem einfach nicht. Was hast du zum Beispiel gegen Conor einzuwenden?«
Die letzte Person, die an jenem Tag unser Vorstellungszimmer betreten hatte, war Conor gewesen, der süße Typ, der uns bei unserem ersten Besuch mit dem Motorboot auf die Insel gebracht hatte.
Weitere Kostenlose Bücher