Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Nutzen könnte ich auf einer abgelegenen Insel mitten im Nichts sein?«
Das stimmt schon; geriete Nialls schmächtiger Körper zu nah an die Klippen, könnte er schnell vom leichtesten Windstoß hinuntergeweht werden. Doch während der letzten Wochen ist er so nett zu mir gewesen, und ich habe so viel damit zu tun gehabt, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, dass ich seine Hilfe gar nicht zu schätzen wusste. Wenn es also das wäre, was er wirklich will, dann …
»Warum sagen Sie nicht einfach Ihrem Vater, dass Sie sich eine einjährige Auszeit nehmen?«, schlage ich vor, als mir dieser Geistesblitz kommt. »Ich wette, Sie haben sich noch nie eine Auszeit gegönnt. Wahrscheinlich sind Sie direkt nach der Schule zur Uni gegangen und von da aus dann in die Anwaltskanzlei.«
Niall nickt. »Ja, aber …«
»Kein Aber. Wenn Sie das wirklich wollen, Niall, was hält Sie dann davon ab? Sie haben selbst gesagt, dass Ihr Vater sich mittlerweile gut von seiner Krankheit erholt hat. Er schuldet Ihnen eine Auszeit dafür, dass Sie die Kanzlei in letzter Zeit so gut wie allein geführt haben.« Ich wackele streng mit dem Finger, als er mich wieder unterbrechen will. »Und diese andere Ausrede können Sie getrost vergessen. Was glauben Sie wohl, was ich zum Leben auf der Insel beisteuern kann? Wir könnten zusammen herausfinden, wie man dieses Leben lebt – ich bin sicher, ich werde währenddessen mehr als genügend Fehler machen. Und Sie können mir dabei helfen, die finanziellen Dinge zu regeln, wenn Sie schon einmal dort sind, nicht wahr? Wahrscheinlich sogar besser als von Dublin aus.«
Niall denkt darüber nach.
»Außerdem brauche ich jemanden, der mir den Rücken stärkt, wenn ich eine Meinungsverschiedenheit mit Dermot haben sollte. Was – und es tut mir sehr leid, das sagen zu müssen – wahrscheinlich relativ häufig passieren wird, wenn ich mir den heutigen Tag so anschaue.«
Beim letzten Teil meiner kleinen Ansprache muss Niall grinsen, bevor er wieder ernst wird. »Ich weiß es einfach nicht, Darcy«, antwortet er kopfschüttelnd.
»Bitte, Niall. Ich könnte dort drüben einen Freund gebrauchen. Sonst ist Dermot die einzige Person, die ich kenne.«
»Vergessen Sie Eamon nicht.« Niall grinst bis über beide Ohren.
Ich verdrehe die Augen. »Vielen Dank für den Hinweis. Ein ganzes Jahr mit Bob, dem Baumeister, auf Wachstumshormonen und Irlands Antwort auf Robinson Crusoe – das wird ein Spaß.«
Niall muss lachen. »Sie bringen mich zum Lachen, Darcy. Ach, was soll’s – ich bin dabei. Unter einer Bedingung allerdings – nämlich, dass ich mich mit meinem Vater einigen kann.«
Ich schlinge die Arme um ihn und drücke ihn fest. Irgendwie lässt die Aussicht, dass Niall mitkommt, alles ein bisschen weniger beängstigend wirken.
»So, dann wären wir schon drei«, erkläre ich und erlöse ihn von meiner Umarmung. »Jetzt müssen wir nur noch zwölf andere finden …«
9
B ist du sicher, dass du das alles brauchst?«, fragt Niall und mustert ein weiteres Mal den Kofferraum des Minivans, während wir die schmale Straße zum Hafen hinunterfahren. »Mir ist klar, dass wir für ein ganzes Jahr hinüberfahren, aber willst du die Sachen tatsächlich alle anziehen?«
»Das ist nicht alles nur Kleidung!« Ich halte den Blick während der Fahrt stur auf die Straße vor uns gerichtet. Diese irischen Straßen bestehen aus lauter Kurven und Windungen, und ich habe keine Lust, mit einem davongelaufenen Schaf zu kollidieren, das gerade die Straße überquert. »Ich habe auch Make-up, Beauty-Produkte und Vorräte dabei.«
»Welche Vorräte? Du weißt schon, dass wir Nahrungsmittel bekommen werden? Zweimal pro Woche wird ein Boot zum Festland übersetzen.«
Niall und ich legen das letzte Stück unserer Wegstrecke gemeinsam zurück, bevor wir die Zivilisation verlassen und ein Jahr lang auf der Insel leben werden. Mein Magen fühlt sich an, als würde ich gleich in eines jener Fahrgeschäfte einsteigen, bei denen sich die Eingeweide über den ganzen Platz verteilen und man für dieses Vergnügen dann auch noch zahlen muss.
Die wenigen Wochen, seitdem ich Tara mit Dermot und Niall besucht habe, sind wie im Fluge vergangen, und es ist so viel passiert, dass ich es kaum geschafft habe, den Überblick zu behalten.
Ich bin nach England zurückgekehrt und habe gleich am nächsten Morgen bei Goddess meine Kündigung eingereicht. Bevor ich die Gelegenheit hatte, es mir anders zu überlegen, und bevor Samantha die
Weitere Kostenlose Bücher