Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Heute grillen wir allerdings auf einem neuen Grill, den Dermot extra gebaut hat, um meinen Riesenfisch unterzubringen. Dermot schien das nichts auszumachen, als wir ihn mit dieser Bitte überraschten; er scheint konfrontiert mit solchen Herausforderungen geradezu aufzublühen. Sofort hat er sich an die Arbeit gemacht und aus Steinen die Vorrichtung gebaut, die wir jetzt als Grill benutzen.
Das Wetter ist nicht das einzige Wunder, das sich heute ereignet hat. Wie schon gestern Abend sind wie aus dem Nichts plötzlich weitere Bierdosen aufgetaucht. Bei der Überfahrt hierher ist mir gestern gar nicht bewusst gewesen, wie viele Bierkisten wir mit unseren anderen Vorräten an Bord hatten. Doch jetzt, wo wir uns zum Sonnenuntergang rund um den Grill versammeln, an unseren Bierdosen nuckeln und uns am Feuer wärmen, bin ich eigentlich ganz froh darüber, dass jemand so weitsichtig gewesen ist und die Dosen mitgebracht hat. Sogar Eamon ist heute Abend zu uns gestoßen, um von meinem Fisch zu probieren. Im Augenblick sitzt er, aufgestützt auf seinen Gehstock, neben Dermot und beobachtet ihn beim Grillen.
Dermot kümmert sich heute Abend um den Lachs, der Rest des Essens ist bereits in meiner Küche vorbereitet worden. Wie es scheint, ist mein Cottage, weil es das größte ist, kurzerhand zu dem Ort bestimmt worden, an dem automatisch alle zusammenkommen.
Dermot hat aber nicht nur einen Grill gebaut, sondern auch mit Paddys Unterstützung ein paar neue Holzbänke aus umgefallenen Baumstämmen gezimmert – auf denen sich ein paar von uns gerade rund ums Feuer niedergelassen haben. Paddy hat mir eben ganz aufgeregt erzählt, wie er Dermot dabei geholfen hat, ein Viertel von jedem Baumstamm mit den entsprechenden Arbeitsgeräten zu entfernen. Danach haben sie die Stämme abgeschmirgelt, geebnet und poliert, sodass lange Bänke daraus entstanden. Und ich muss zugeben, wo ich jetzt auf einer solchen Bank sitze, dass sie wirklich ziemlich gemütlich sind.
Ich beobachte Conor, der auf der anderen Seite des Grills steht und sich mit Niall und Roxi unterhält. Insgeheim hoffe ich, dass er vielleicht zu mir herüberkommt und sich neben mich setzt, wenn er mit dem Gespräch fertig ist. Doch dann kommt Eamon zu mir herüber und schließt die Lücke.
»Wie geht’s dir, Darcy?«, fragt er und lässt sich neben mir nieder.
»Gut, Eamon, vielen Dank. Und Ihnen?«
»Oh, sehr gut, Mädchen, sehr gut. Du siehst heute Abend sehr hübsch aus.«
»Vielen Dank, ich habe mir auch ein wenig Mühe damit gegeben.« Ich habe meine Jeans und das Sweatshirt gegen ein langes Sommerkleid ausgetauscht, das ich mit einer passenden Strickjacke und Gladiatorensandalen kombiniert habe. Mir wird nur gerade ein bisschen kalt, als die Sonne nach und nach hinter der Insel untergeht, aber ich bin fest entschlossen, den Abend dennoch stilvoll zu Ende zu bringen.
»Und wie viel Mühe, junge Dame!« Er nippt an seinem Glas. »Du und deine Freundin dort drüben, ihr bringt hier richtig Farbe hinein.«
Ich schaue zu Roxi hinüber. Sie trägt schwarze Leggins mit Zebramuster, die sie auf dem Flohmarkt in Wembley gekauft hat, dazu einen leuchtend pinkfarbenen Pulli mit U-Boot-Ausschnitt und schwarze, kurze Lackstiefel. Obwohl es so langsam dunkel wird, lässt Roxi Tara wie ein Leuchtturm im Dämmerlicht erstrahlen. »Conor«, fährt Eamon fort, »hat erzählt, du glaubst, heute Morgen einen Delfin in der Bucht gesehen zu haben?«
»Ich glaube es nicht, Eamon, ich weiß, dass ich einen gesehen habe. Tatsächlich waren es sogar zwei Delfine.«
Mit der Hilfe seines Gehstocks dreht sich Eamon so um, dass er mir direkt ins Gesicht sehen kann. »Bist du dir absolut sicher?«
»Ja, hundertprozentig. Die Welpen und ich haben den Delfinen eine ganze Weile lang zugesehen.«
Eamon nickt langsam, während er wieder in die Ferne starrt. »Du könntest Recht haben«, murmelt er so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann.
»Was meinen Sie damit, ›du könntest Recht haben‹? Wovon reden Sie, Eamon? Ich weiß, dass ich Recht habe. Was ist denn so ungewöhnlich daran, hier einen Delfin entdeckt zu haben?«
Eamon dreht sich wieder zu mir um. »Weißt du, wann ich das letzte Mal vor der Küste Taras einen Delfin gesehen habe?«
Ich schüttele den Kopf.
»Beim letzten Besuch deiner Tante hier. Weder habe ich vorher noch nachher jemals wieder einen gesehen.«
Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. »Es könnte auch einfach nur ein Zufall gewesen
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