Zwei Maenner fuer Miss Darcy
ein Ende bereiten wird. »Hör mal, wir können ihn nicht einfach wieder ins Meer zurückwerfen, oder?«
Conor sieht mich überrascht an. »Warum? Du bist doch keine Vegetarierin, oder? Nein, das bist du nicht, ich habe gestern Abend gesehen, dass du wie alle anderen auch Würstchen und Burger gegessen hast.«
»Nein, daran liegt es nicht. Ich fände es nur sehr schade, das ist alles. Der Fisch hat uns nichts getan, und jetzt wollen wir ihm sein Leben ruinieren, nur weil wir ihn gefangen haben.«
Conor grinst. »Wenn du hier bist, um das Leben eines Insulaners zu leben, dann muss ich dir leider sagen, dass das Fangen und Zubereiten von Fischen etwas ist, an das du dich gewöhnen musst. Der Fisch hier ist auch nicht anders als der Fisch, den du zuhause im Supermarkt kaufst oder in der Fischbude isst. Du siehst eben nur nicht, wie er gefangen wird.« Seine blauen Augen funkeln, als er mich freundlich anschaut. »Aber wenn es dein Wunsch ist, Darcy, dann werde ich den Fisch für dich wieder ins Wasser werfen.«
Ein letztes Mal schaue ich auf den Fisch hinunter, dann zu Conor hinauf.
»Nein, du hast Recht«, erkläre ich tapfer und recke das Kinn in die Höhe. »Ich habe meine Entscheidung schon getroffen, indem ich hergekommen bin, nicht wahr? Jetzt kann ich mich nicht jedes Mal drücken, wenn es mir in den Kram passt. Tu, was du tun musst, Conor … aber erwarte nicht, dass ich dir dabei zusehe.« Ich wende mich ab und beobachte Louis und Woody. Als ich mich wieder umdrehe, ist die Sache erledigt, und Conor hat den Fisch in seiner großen Segeltuchtasche verstaut.
Jetzt sieht er mich lächelnd an. »Weißt du noch, was du gerade gesagt hast? Darüber, das zu tun, was ich tun muss?«
»Ja?«
»Ich habe mich gefragt …«, fängt er an und tritt näher an mich heran, ein spitzbübisches Funkeln in den Augen. »Du bist hier der Boss – gibst du mir deine Erlaubnis, auf allen Gebieten hier auf der Insel das zu tun, was ich meiner Meinung nach tun muss?«
Ich kann nicht anders: Ich muss angesichts seiner Frechheit grinsen. »Vielleicht … das kommt ganz darauf an, worum es geht.«
Conor ist jetzt nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. Er sieht zu mir herunter, und ein vertrautes Grinsen macht sich in seinem Gesicht breit. »Oh, lass mich dir versichern, Boss, es ist nichts Schlimmes. Tatsächlich glaube ich sogar, dass es sehr gut sein könnte, wenn es passiert.«
Conor nimmt meine Hand.
»Komm«, sagt er. »Lass uns gehen und den anderen erzählen, was für eine talentierte Anglerin du an einem einzigen Morgen geworden bist!«
»Oder welch fachkundigen Lehrer ich hatte?« Ich sehe ihm in die Augen.
»Vielleicht sollte es aber auch unser kleines Geheimnis bleiben?«, flüstert Conor und beugt sich zu mir herunter. Seine Lippen sind so nah an meinen, dass ich spüre, wie sie sich beim Sprechen bewegen.
In Erwartung seines Kusses schließe ich die Augen, reiße sie jedoch schnell wieder auf, als ich merke, dass Conor seinen Kopf zurückgezogen und er sich wieder aufgerichtet hat.
Vor Scham würde ich am liebsten im Boden versinken und starre verlegen zu Boden, als mir Conors nackte Füße auffallen, die immer noch mit Sand verklebt sind. »Du … du solltest dir besser die Stiefel wieder anziehen«, stottere ich. »Hier am Strand ist es ziemlich kühl.«
»Das stimmt wohl«, grinst Conor und beugt sich zu seinen Stiefeln hinunter. »Schließlich will ich mich ja nicht verkühlen, oder?« Er lässt meine Hand los, bürstet sich den Sand von den Füßen und zieht sich dann schnell Socken und Stiefel an.
»Jetzt zufrieden?«, fragt er, immer noch grinsend.
»Ja«, erwidere ich und schäme mich, dass ich wie eine Mutter geklungen haben muss, die ihr Kind tadelt. »Viel besser.«
»Sollen wir dann mal los?«, fragt er und hält mir seine Hand hin.
»Klar.« Schüchtern ergreife ich Conors Hand, und zusammen laufen wir – mit Louis und Woody, die uns zwischen den Füßen umherhüpfen – über den Sandstrand zurück auf den Küstenweg. Conor trägt den Lachs, während ich in mir eine neuartige Sehnsucht herumtrage, die zum ersten Mal nicht auf eine Handtasche oder ein Paar Schuhe abzielt.
14
A uf Tara wird wieder gegrillt. Dieses Mal gibt es jedoch keine Würstchen oder Burger, sondern meinen Lachs, der stolz im Feuer liegt und in einem großen Paket aus Alufolie vor sich hinbrät.
Nach dem wunderbaren morgendlichen Sonnenschein hat sich das Wetter wie von Zauberhand bis zu diesem Ereignis gehalten.
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