Zwei Maenner fuer Miss Darcy
fahre ich fort, »freue ich mich, dass ihr alle jetzt endlich hier seid, um mit uns gemeinsam ein – wie ich hoffe – aufregendes Abenteuer zu beginnen, indem wir hier auf Tara leben und arbeiten.« Ich halte inne und räuspere mich. »Ich weiß, dass wir in der Anzeige, mit der wir für das Leben hier geworben haben, von einem Leben als Selbsterzeuger gesprochen haben, mit einem Bauernhof, Tieren und dergleichen. Leider hat es auch diesbezüglich ein paar Probleme gegeben.«
Ein unzufriedenes Murmeln wird in der Menge laut, begleitet von noch mehr zweifelnden Blicken und hochgezogenen Augenbrauen.
»Ist das deine Art und Weise, uns mitzuteilen, dass die Tiere aus einem Zoo stammen werden, der schließen muss?«, ruft ein rothaariger Mann über die Köpfe der anderen hinweg. »Wir müssen uns nun um Elefanten statt um Schafe kümmern?«
Eine Woge des Gelächters erhebt sich aus der Menge.
Ich mustere den Mann. Ich bin sicher, dass Dermot ihn ausgesucht hat.
»Oh nein, nichts dergleichen!« Verzweifelt bemühe ich mich um einen zuversichtlichen Tonfall, als ich mich wieder an die Gruppe wende. »Wie es scheint – und ich wusste selbst nichts davon, bis ich vor ein paar Tagen hergekommen bin –, sind die Bedingungen hier auf Tara nicht geeignet, um den gewöhnlichen Typ Bauernhof-Vieh zu halten oder die meisten der Getreidesorten anzubauen, die wir zum Überleben brauchen. Offensichtlich ist das der Grund, warum die Gemeinde in der Vergangenheit hier nach und nach ausgestorben ist.«
Ein paar Leute in der ersten Reihe schauen einander bei »ausgestorben« entsetzt an.
»Natürlich gibt es jetzt viel mehr Möglichkeiten und Wege, Nahrungsmittel hier zu uns auf die Insel zu schaffen, als früher«, erinnere ich alle rasch. »Wir werden keineswegs verhungern. Wir werden viel mehr Annehmlichkeiten genießen können als unsere Vorfahren. Wir haben zum Beispiel Kühlschränke und Tiefkühler, um unser Essen zu lagern. Kein Robbentran und keine rohen Kartoffeln für uns! Ein paar Fahrten zum Tesco, und schon haben wir für mindestens eine Woche ausgesorgt. Ihr kennt doch alle den Werbeslogan: ›Einmal hin, alles drin.‹« Ich lache über meinen eigenen Witz in der Hoffnung, damit die Stimmung ein wenig aufhellen zu können.
Was aber nicht funktioniert.
»Glaubt bloß nicht all dieses Geschwätz, mit dem sie uns hier alle abspeisen will!«, ruft der gleiche Mann wie eben und fuchtelt wütend mit seinem Hot Dog in der Luft herum. »Was du uns also eigentlich sagen willst, ist, dass du uns alle unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hergelockt hast, nicht wahr?«
»Nein.« Ich versuche, einen kühlen Kopf zu bewahren, was mir aber angesichts der anhaltenden Kritiksalven dieses Mannes zunehmend schwerer fällt. »Wie ich eben schon sagte: Ich selbst habe davon bis vor einigen Tagen noch nichts gewusst. Erst als mich ein Einheimischer darauf hinwies, habe ich davon erfahren.«
»Aber du hast uns alle trotzdem herkommen lassen?«, entgegnet der Mann vorwurfsvoll und sticht mit dem Hot Dog in meine Richtung, als sei dieser ein Schwert, das zum tödlichen Hieb ansetzt.
Ich halte seiner Provokation stand und sehe davon ab, ihm die mit Ketchup bedeckte Wurst aus der Hand zu schlagen. »Die Wahrheit ist, dass ich gar keine andere Wahl hatte. Wenn man einmal hier ist, gibt es nicht viele Möglichkeiten, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, falls euch das nicht schon aufgefallen ist. Und die meisten waren zu diesem Zeitpunkt schon längst auf dem Weg hierher.«
»Hat das was mit den Leuten vom Fernsehen zu tun?«, ruft eine Frau aus der Gruppe.
»Mit den was ?«, frage ich verwirrt.
»Mit den Leuten vom Fernsehen«, wiederholt sie. »Haben die das Format der Sendung geändert? Ist das der Grund, warum wir jetzt keine Tiere halten können und dergleichen?«
»Tut mir leid.« Ich schüttele den Kopf. »Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was du meinst.«
Ein paar der neuen Inselbewohner werfen einander besorgte Blicke zu.
»Darum sind wir aber doch hier, oder?«, fragt jetzt ein anderer Mann. »Hör mal, du darfst wahrscheinlich nichts darüber sagen, weil es das Prinzip der Sendung ist, schon klar, aber die meisten von uns haben schon längst erraten, worum es hier geht und warum wir alle hier sind.«
»Welche Sendung? Welches Format?«, frage ich. »Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was ihr meint.«
»Wir … Wir werden also nicht mit versteckter Kamera gefilmt?«, mischt sich die Frau wieder ein.
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