Zwei Maenner fuer Miss Darcy
»Ist das hier etwa nicht die Inselversion von Big Brother ?«
Ah, jetzt verstehe ich! Die denken ernsthaft, hier in einem geheimen Reality-TV-Experiment gelandet zu sein!
»Tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen, aber nein, das ist es nicht. Hier wird keine Fernsehsendung aufgenommen, und wir werden nicht live auf Channel 4 übertragen.«
Enttäuschte Seufzer werden laut, als den Möchtegern-Inselbewohnern klar wird, dass ihnen am Ende ihres Aufenthaltes hier kein Exklusivvertrag mit Zeitschriften wie OK! oder Heat angeboten werden wird.
»Aber es hat auch ein Gutes, dass wir nicht gefilmt werden«, erkläre ich fröhlich. »Anders als die Kandidaten im Container dürfen wir fluchen, so viel wir wollen!«
Roxi schreit amüsiert auf, ansonsten trifft mein Scherz auf taube Ohren. Stattdessen kann ich in den meisten Gesichtern nichts als Spott und Hohn erkennen.
»So.« Ich schlucke schwer. »Nur interessehalber: Wie viele von euch haben gedacht, dass wir hier heimlich vom Fernsehen gefilmt werden?«
Mehr als ein Dutzend Leute heben die Hand. Autsch .
»Es tut mir wirklich leid, dass ich euch enttäuschen muss, aber wir kriegen das hier doch hin, oder? Tara ist ein wunderschönes Fleckchen zum Leben.«
Das scheint niemanden wirklich zu überzeugen.
»Das ist doch alles irrelevant«, tönt der rothaarige Mann wieder. »Nur weil die alle so naiv waren zu glauben, sie würden fürs Fernsehen gefilmt, wurden wir dennoch unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hergelockt. Ich finde, wir haben gute Gründe, dich zu verklagen.«
Oh Gott, das läuft nicht gut. Hilfesuchend sehe ich mich nach Niall um.
»Mr Bradley, Seamus. Bitte beruhigen Sie sich«, ergreift Niall mit seiner Anwaltsstimme das Wort und kommt nach vorn. »Ich bedauere sehr, dass einige von Ihnen hinsichtlich der Gründe ihres Aufenthalts hier auf Tara einem Irrtum aufgesessen sind. Ich kann Ihnen versichern, dass von uns zu keinem Zeitpunkt suggeriert worden ist, dass ein Fernsehsender in dieses Projekt hier eingebunden ist – auf welche Art auch immer. Und es gibt ganz bestimmt keinen Grund, hier irgendwen zu verklagen.« Niall schiebt sich die Brille auf der Nase hoch. »Und selbst wenn es einen Grund geben sollte«, erklärt er noch selbstsicherer und schaut zum Wütenden Seamus (wie ich ihn insgeheim getauft habe) hinüber, »dann kann ich Ihnen allen versichern, dass Sie keinerlei Aussicht auf Erfolg haben werden, denn Miss McCall hier hat alternative Arrangements in petto.« Niall wirft mir einen warnenden Blick zu.
»Welche alternativen Arrangements?«, fragt der Wütende Seamus und kneift die Augen zusammen. »Wenn wir hier keine Tiere halten oder Ackerbau betreiben können und kein Fernsehsender im Boot ist, was zum Teufel sollen wir denn dann hier tun?«
»Stimmt«, schaltet sich Daniel, der ehemalige Arzt, ein. »Wovon sollen wir leben? Schließlich können wir nicht von Luft und Liebe allein leben.«
»Vielleicht erwartet Miss McCall von uns, dass wir lediglich einen langen, ausgedehnten Urlaub hier verbringen?«, meldet sich Kathleen wieder zu Wort.
»Nein, natürlich erwarte ich nicht, dass ihr hier nur Urlaub macht. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine Menge Leute hier gern Ferien machen und währenddessen alles hinter sich lassen wollen, so wie ihr.«
»Was meinst du, Darcy?«, fragt Orla, die Lehrerin. Sie schaut mich ziemlich verwirrt an – wie alle anderen, die auf die Fortsetzung des Unsinns aus meinem Mund warten, inklusive Niall, Dermot, Conor, Paddy und Roxi. Eamon hat es wohlweislich vorgezogen, dieser Versammlung fernzubleiben. Sie alle fragen sich, was ich als Nächstes tun werde.
Ich hole tief Luft. »Ihr alle wisst, wie versessen ihr darauf gewesen seid, alles hinter euch zu lassen und hier auf dieser Insel zu leben. Stellt euch doch bloß mal vor, wie viele Leute auch einmal einen winzigen Teil dessen erfahren wollen. Aber eben nicht für ein ganzes Jahr, wie ihr – sondern stattdessen für einen kurzen Urlaub.« Ich lasse diesen Gedanken einen Moment lang so stehen. Dann fahre ich fort. »Ich würde Tara gern zu einer exklusiven Ferienanlage machen«, erkläre ich stolz und präsentiere damit meine Idee zum ersten Mal, seit sie mir gestern Morgen am Strand gekommen ist. »Wir werden kleine, aber feine Cottages auf der Insel an Urlauber vermieten, die dem Alltag eine Weile lang entfliehen wollen. Außerdem werden wir ein paar Freizeitangebote entwickeln, sodass es für jeden genügend Arbeit
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