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Zwei sind eine zu viel

Zwei sind eine zu viel

Titel: Zwei sind eine zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Busch
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eines Wesens aus, das ganz oben an der Nahrungskette steht. Man hatte das Gefühl, der Raum wurde kleiner und der Sauerstoff knapper. „Das sehe ich.“ Bei so viel Mann schmolz Lucy d a hin.
    „ Äh … ja … also … ich …“
    Simon senkte den Blick auf ihn, als wäre er ein winziger Wurm. „Sie kö n nen gehen.“
    Tullmann blickte ihn an, als hätte er gerade die Wurzel aus 5674 gezogen und bis zur letzten Kommastelle aufgesagt. „Wie bitte? Aber ich bin noch nicht fertig mit …“ Er sah von Simon zu Lucy, weil er wohl ihren Namen vergessen hatte.
    Der Augenblick dehnte sich endlos aus. Die Luft knisterte und die Feinds e ligkeit zwischen den beiden Männern war geradezu greifbar.
    Simon trat einen Schritt näher an ihn heran. „Sie können gehen und sich morgen um neun in meinem Büro melden.“
    Seine Stimme war so scharf, als würde er ihn damit filetieren. Er hatte sich zwischen Tullmann und Lucy geschoben und sie genoss das ungewohnte G e fühl, beschützt zu sein. Wie machte der Mann das nur? Wie konnte er sie mit einer solchen Geste total umhauen? Er wirkte wie blanke zurückgehaltene Macht. Tullmann würde bei dem nächsten scharfen Blick zusammenzucken. Der Reporter wusste anscheinend, wann er auf verlorenem Posten kämpfte. Man beleidigte einen Simon Bogener nicht, es sei denn, man strebte eine B e schäftigung als Fußabtreter an.
    „ Gut, dann geh ich jetzt.“
    Er war schneller weg, als sie gucken konnte. Was auch gut war, denn sie hatte jetzt nur noch Augen für Simon. Der stand allerdings immer noch u n verändert mit verschränkten Armen da, und überlegte wohl, wie er die Situ a tion retten sollte. Sie konnte nicht umhin, sich ihn genau anzusehen. Er trug ein dunkelblaues Poloshirt von Ralph Lauren und eine graue Trainingshose. Seine Augen waren dunkel. Und die Haare leicht verschwitzt. Er hatte die verschränkten Arme gelöst und kam noch etwas näher. Er war ein Mann, der viel zu geben vermochte und ganz bestimmt nichts zu beweisen hatte.
    „ Lucy.“ Ein Moment tiefer Befangenheit breitete sich dunstartig zwischen ihnen aus. Er fuhr sich verlegen mit der Hand durch die feuchten Haare und lächelte charmant. „Das war sehr unprofessionell. Ich muss mich bei dir en t schuldigen.“
    In dem Moment setzten sich die Schmetterlinge in Lucys Bauch in Bew e gung. Sie wusste nichts zu sagen. Ein Teil von ihr wollte ihn küssen und um den Hals fallen, ein anderer wollte weit mehr.
    „ Lucy?“
    Er hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt. Was nicht dazu beitrug, dass sie ihre Stimme wiederfand. „Äh, ja. Alles okay, das macht doch nichts.“ Sie war wieder zurück und ihr war die Situation ein bisschen peinlich. Sie machte eine abwehrende Geste mit der Hand. Jetzt nur nicht rot werden. Zu spät!
    „ Ich denke, da ist eine Entschuldigung meinerseits fällig. Ich wusste nicht, wen wir heute für das Interview schicken würden. Und dass das Gespräch ein solcher Reinfall war, lag nicht an dir.“
    Sie nickte. „Ich denke, das war’s dann jetzt.“ Sie wollte wieder zur Tra i ningsfläche gehen, als er sie am Arm festhielt.
    „ Nein, bitte. Lass mich das Interview mit dir machen. Es wäre mir eine E h re. Außerdem habe ich schon lange keine Lokalpresse mehr gemacht. Ich verbringe die meiste Zeit mit Redaktionssitzungen, Redigieren oder Abte i lungsversammlungen.“ Er sah ihr in die Augen. „Bitte. Wir gehen etwas essen und ich stell dir ein paar Fragen“, bat er sie und blickte ihr ins Gesicht. Sein Blick lauernd und bittend zugleich. „Kann ich dich denn gar nicht mit einem guten Essen locken? Es wäre eine Entschädigung für den Stress von eben.“
    Sie sah in seine dunklen Augen und sie genoss es, dass er sich so ins Zeug legte. Bei seinem Lächeln wurde jeder Frau ganz anders. Natürlich hatte er sie schon, noch bevor er sie zum Essen eingeladen hatte, aber das brauchte sie ihm nicht zu sagen. „Okay, wann?“ Sie bemühte sich, ihre Freude nicht zu zeigen. Sie hatte ein Date mit Simon Bogener. Wow.
    Er sah auf seine Uhr. „Ich bin für heute fertig. Wie wäre es mit gleich? Gib mir nur eben Zeit zum Duschen.“
    Am liebsten hätte Lucy einen Luftsprung gemacht und gesagt, dass sie ihn auch ungeduscht nehmen würde. Aber sie war gut erzogen. „Gut, dann in einer halben Stunde.“ Sie konnte das selige Lächeln nicht aus ihrem Gesicht verbannen.
     
    *
     
    Simon saß im großen Konferenzraum von Rodenheim. Martin Krüger, sein stellvertretender Chefredakteur, war gerade

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