Zwei sind eine zu viel
den ‚Pros’ gestartet sein.“ Lucy strich sich zufrieden die Haare aus dem Gesicht. „Das ist doch die beste Bestätigung dafür, dass er nur w e gen mir kommt, oder?“
Boston - Marathon?
Ihr wurde schlagartig bewusst, dass Simon sie tatsächlich absichtlich auf dem Laufband hatte gewinnen lassen.
Und wieso baggerte er jetzt ihre Schwester an? Macht man so was?
Sie schnappte nach Luft und das lag diesmal nicht am Laufband. Bestimmt hatte er seinen Spaß an ihr gehabt, sich hinter ihrem Rücken ins Fäustchen gelacht. Wütend pustete Emma ein paar Strähnen hoch, die ihr immer wieder in die Stirn fielen.
Boston - Marathon!
So ein Schwein!
Sie fühlte sich verraten und zutiefst verletzt. Wie hatte sie so naiv sein kö n nen? Süß und naiv. Das beschrieb sie am besten. Gut, dass Lucy nicht wusste, wie beschämend die Situation war, in der sie sich befand.
Seine Konzertkarten konnte er behalten, sollte er es wirklich schaffen, we l che zu bekommen. Wer wollte auch schon zu einem ausverkauften Rose n stolz Konzert. Sie nicht!
„ Okay Lu, ich freu mich für dich. Und er kommt bestimmt auch nur wegen dir. Das sehe ich auch so, aber jetzt lass Joe und mich weiterlaufen.“ Ihre Stimme klang hölzern. Sie wollte, dass Lucy endlich wegging. Wie sie es has s te, dass sie sich nach ihm verzehrt hatte und vollkommen vernarrt in ihn g e wesen war. Naiv beschrieb sie nicht mal ansatzweise.
Lucy bekam nichts von Emmas Gedanken mit. Sie schenkte ihr ein seliges Lächeln und winkte glücklich, als sie verschwand.
Wie konnte sie sich nur so von Simon veralbern lassen? Warum hatte sie nicht mal nachgedacht und auf ihre innere Stimme gehört? Natürlich war er besser trainiert als sie. Wie konnte sie annehmen, dass sie ihm mit ihrem Übergewicht, dem fetten Hintern und der Kondition einer Schnecke etwas vormachen konnte?
Er war ein großer, starker Mann, athletisch gebaut und sah zu allem Übel auch noch super aus. Es tat verdammt weh, wenn sie sich vorstellte, dass S i mon seine Show in vollen Zügen genossen hatte.
Er hatte sie vorgeführt. Eindeutig.
Na warte.
Am vergangenen Abend hatte Emma noch lange darüber nachgedacht, wie sie Simon seine Gemeinheit heimzahlen könnte. Mord, Verstümmelung und Sachbeschädigung hatte sie verworfen. Schließlich war er ihr Chef und sie brauchte den Job auch noch, nachdem sie mit ihm fertig war. Erst mal wollte sie im Internet nachsehen, ob es auch wirklich stimmte, dass Simon letztes Jahr den Boston-Marathon gelaufen war. Die Hoffnung war zwar gering, aber es könnte ja sein, das Lucy sich irrte.
Als sie die Startseite des Boston-Marathons aufrief, stieg erneut Wut in ihr auf, die sie dachte, schon längst auf dem Laufband abgelaufen zu haben. Der Boston-Marathon fand immer am dritten Montag im April statt und hatte etwa zwanzigtausend Starter. Jeder Teilnehmer musste sich vor der Anme l dung qualifizieren. Männer zwischen achtzehn und vierunddreißig mussten nachweisen, dass sie einen Marathon in drei Stunden und zehn Minuten la u fen konnten, ansonsten durften sie gar nicht erst starten. So stand es hier. Sie fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Ein Marathon hat doch i r gendwas mit zweiundvierzig Kilometern zu tun, oder? Wie sollte man so viele Kilometer bewältigen, wenn man nicht den Bus nehmen durfte? Sie ließ den Kopf sinken und kam sich immer dümmer vor.
Sie machte einen letzten, verzweifelten Versuch und rief die Ergebnisliste des letzten Jahres auf. Vielleicht war ein Simon Bogener gar nicht gestartet.
Man durfte schließlich hoffen.
Eine kurze Internetrecherche später war ihr ganz anders. Simon hatte im letzten Jahr den sechsten Platz in seiner Altersklasse erreicht, er war unter drei Stunden gelaufen. Hier stand es schwarz auf weiß. Ihr wurde schwindlig. Was für eine Sportskanone. Sie bewegte sich dagegen mit dem Tempo einer Wanderdüne.
Verflixt und zugenäht, warum traf es immer sie? Emma seufzte. Sie hatte genug gesehen. Bevor sie den Rechner ausschaltete, druckte sie die Au s schreibung von 2014 aus.
Am nächsten Morgen, es war ein Freitag – der Tag vor dem Konzert –, wu r de Emma von FedEx aus dem Bett geklingelt. Sie unterschrieb mit einem Gähnen und riss auf dem Weg zur Toilette den Umschlag auf.
Heraus fielen zwei Konzertkarten. Und ein Zettel auf dem stand: Hole dich um 19:00 Uhr ab, Simon.
VIP-Ticket. Das hieß Loge, die e rsten zehn Reihen vor der Bühne.
O verdammt! Das würde richtig wehtun.
Dass sie die Karten
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