Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Sommer

Zwei Sommer

Titel: Zwei Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Keil
Vom Netzwerk:
diesem bösen Spiel, schreibe ihr Mails, obwohl mir nie etwas einfällt, reagiere auf ihre Blödsinnsfragen im Chat, habe ihr sogar ein exklusives Vortanzen bei meiner Tanzlehrerin verschafft, und alles nur, damit sie die Klappe hält. Es ist nicht unbedingt großartig, auf die Loyalität einer Giftnatter angewiesen zu sein.
    Aber heute kann ich nicht. Ich habe einfach keine Kraft mehr übrig für Vanessa. Ich beschließe, stattdessen Antonia anzurufen. Bestimmt hat sie Lust, sich mit mir die Nacht um die Ohren zu schlagen. Und wenn ich sie heute nicht mehr erreiche? Dann bleibe ich einfach zu Hause und ziehe mir irgendeinen Film rein. Oder zwei. Oder drei? Je schneller Sonntag wird, umso besser.
    Meine Eltern sind mal wieder auf einer ihrer bescheuerten Vorzeigepartys, auf der sich meine Mutter vermutlich wieder hemmungslos betrinken wird, um meinen Vater zu vergessen.
    Ich habe es aufgegeben, meine Mutter für ihr Leben zu bedauern. Sie ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Und solange sie sich das Make-up von ihm sponsern lässt, um sich die Falten zuzukleistern, die er ihr eingegraben hat, braucht sie auf mein Beileid sowieso nicht zu hoffen.
    Ich wünschte, Olli wäre bei mir. Er würde den ganzen Kummer einfach wegküssen. Er bräuchte mich nur anzusehen und ich wüsste: Alles wird gut.
    Er ist im Augenblick der Einzige, den ich nicht belüge. Er ist der Mensch, der mich daran erinnert, warum ich mich auf diesen Spießrutenlauf eingelassen habe und warum ich es fertiggebracht habe, Marie zu verraten. Kunststück. Er war ja der Grund für diese Leichtsinnigkeit, die nun nichts mehr von mir übrig gelassen hat als Chaos.
    Toni geht nicht ans Telefon. Entweder macht sie Pärchenabend mit Johannes oder sie ist mit den anderen im Flowers , unserer Stammdisco. Aber dann hätte sie mich doch angerufen, oder?
    Ich denke einen Augenblick darüber nach hinzufahren. Es würde das Warten verkürzen und mich auf andere Gedanken bringen. Aber wenn Toni nicht dort ist, stünde mir eine eher deprimierende Veranstaltung bevor. Ich mag es nicht, in gefühlsduseliger Stimmung inmitten loser Bekanntschaften auf mich allein gestellt zu sein.
    Außerdem hoffe ich insgeheim darauf, dass es plötzlich an der Tür klingelt und er vor mir steht, mit der befreienden Botschaft auf den Lippen: Das Versteckspiel hat ein Ende. Ich habe ihr die Wahrheit gesagt.
    Ich sehe das ganz genau vor mir:
    Isabella: (ihre Wimperntusche vom vielen Weinen verschmiert, stellt eine Weinflasche auf die Treppe) Olli?
    Olli: (fällt Isabella um den Hals, hält sie fest in seinen Armen und streichelt ihr zärtlich über den Rücken) Isa! Jetzt lass ich dich nie wieder los.
    Isa: (löst sich sanft aus seiner Umarmung, fährt ihm mit den Fingern durch sein dunkles weiches Haar, ihre Hände zittern vor Nervosität) Ich hab es ja gewusst! Ich wusste, du würdest heute Nacht zu mir kommen.
    Olli: (nimmt ihre Hände in seine) Du weinst ja.
    Isa: (schaut zu Boden) Weil mein Glück mir so wehtut.
    Olli: (wischt ihr die Tränen vom Gesicht) Meine Allerschönste. (hebt ihr Kinn, beginnt sie erst zaghaft, dann leidenschaftlich zu küssen)
    Isa: (lässt es geschehen und wird schwerelos dabei)
    Olli: (nimmt Isabellas Gesicht in seine Hände) Du und ich, wir gehören zusammen, weißt du?
    Isa: Ich weiß.
    Warum sollte ich ihm misstrauen? Er hat mir erzählt, dass er sich heute Abend mit ihr trifft. Er konnte ja nicht wissen, dass ich es sowieso schon wusste.
    Warum sollte ich ihm nicht glauben, dass er sich heute endgültig von ihr trennen will? Kaum, dass ich nach meinem Horrorshopping mit Marie mein Handy wieder angeschaltet hatte, rief er an. Und beteuerte, dass er es ihr sagen würde, dass er nur auf den richtigen Zeitpunkt wartet und dass er mich nicht verlieren will.
    Klingt abgedroschen ohne Ende, ich weiß. Und meine Rolle in diesem abgeschmackten Klassiker gefällt mir ganz und gar nicht. Klingt nach: ewige Geliebte. Aber zum Glück ist das Leben kein Film und zum Glück sitzt auch kein geiferndes Publikum vor dem Fenster, das auf meine Niederlage lauert.
    Ich muss ihm einfach vertrauen. Anders ist es auch gar nicht zu ertragen, ihn in diesem Augenblick bei ihr zu wissen. Ich muss stark sein und mit ihm auf den richtigen Zeitpunkt warten. Ich muss vor allen Dingen aufhören, mich wie ein Ungeheuer zu fühlen. »Gefühle sind nicht dumm, sie sind da.« Das waren doch Maries Worte! Und sollte man beste Freunde nicht beim Wort nehmen? Oje, Weißwein macht mich

Weitere Kostenlose Bücher