Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
nackten Mann gesehen.« Sie griff nach Seife und Schwamm, rieb sie aneinander, bis sich dicker, betörend duftender Schaum bildete. »Ich übertreibe nicht, wenn ich vor dir einräume, dass du der bei Weitem attraktivste Mann bist, den ich je hatte.«
Sie fuhr mit dem Schwamm über sein Schienbein. Er zuckte überrascht zusammen.
»Verzeih mir. Bist du etwa kitzlig?«
»Nein«, erwiderte er schroff, als hätte sie ihn soeben einer der sieben Todsünden bezichtigt.
Sie strich mit dem seifigen Schwamm abermals über sein Bein, und wieder zuckte sein Knie.
Sie musste lachen. »Ich glaube, du bist kitzlig.«
»Vielleicht bin ich das«, räumte er ein.
» Vielleicht?« Sie lehnte sich an den Wannenrand, drückte den Schwamm auf ihren eigenen Arm und seifte sich von der Schulter bis zum Handgelenk ein. »Du weißt es nicht?«
»Ich vermute …« Ihm versagte die Stimme, da sie den Kopf zurückbog, um ihr Dekolleté einzuschäumen. Er beobachtete, wie ein Rinnsal aus Schaum zwischen ihren Brüsten hinunterperlte. Unter der Wasseroberfläche pulsierte seine Erektion. »Ich vermute, ich bekam nie Gelegenheit, es herauszufinden.«
Ihre Hand erstarrte in der Bewegung, presste den Schwamm gegen ihr Brustbein. »Du hattest nie die Gelegenheit, es herauszufinden? Das vermag ich mir schwerlich vorzustellen.«
Er zuckte nachlässig mit den Schultern. »Ich habe noch nie zuvor gemeinsam mit einer Frau gebadet.«
»Fürwahr, aber du brauchtest gewiss nicht mit einer Frau zu baden, um …« Sie setzte sich unvermittelt auf, dabei verursachte sie selber einen kleinen Wasserfall, der sich am Boden ergoss. »Du hast gesagt, dass es bei dir sehr lange zurückliegt.«
»Ja«, meinte er gedehnt.
»Jahre, hast du gesagt.«
Er nickte.
»Wie viele?«
Rhys musste überlegen. »Elf? Das könnte hinkommen.«
Sie starrte ihn an. »Elf Jahre. Du hast seit elf Jahren keine Frau mehr geliebt?«
»Offen gestanden vermag ich mich nicht zu entsinnen, dass ich jemals eine Frau ›geliebt‹ hätte. Gleichwohl habe ich nicht wenige beschlafen, als ich jünger war. Dirnen zumeist.«
»Zumeist«, wiederholte sie und fuhr mit dem Schwamm über ihren anderen Arm. Sie schien in ihren Gedanken zu abgelenkt, um sich dem prickelnden Seifenvergnügen hinzugeben, doch das hielt Rhys nicht davon ab, ihren Anblick zu genießen.
»Ja, zumeist.« Er hoffte, dass sie von seiner Aufrichtigkeit nicht brüskiert war, indes führte an der Wahrheit kein Weg vorbei. Immerhin war sie seine zukünftige Gemahlin. Wenn sie ihm eine Frage stellte, dann wollte er ihr wahrheitsgemäß antworten.
Jedenfalls, was die meisten Dinge betraf.
Er räusperte sich und fuhr fort: »Meine Erste war ein Mädchen aus Eton. Sie war neugierig, und ich war sechzehn. Aber die Erfahrung war so maßlos grässlich für uns beide, dass ich mich danach an Dirnen gehalten habe. Keine Jungfrauen mehr.«
»Wie kam es, dass aus ›keine Jungfrauen mehr‹ schließlich ›keine Frauen mehr‹ wurde?«
Er senkte den Kopf, schöpfte mit den hohlen Händen Wasser und warf es sich ins Gesicht. Als er wieder auftauchte, schüttelte er sich und sagte: »Ich trat der Armee bei.«
»Ich vermute, selbst Soldaten finden gelegentlich Zeit für Frauen. Ich meine, zumindest für das eine oder andere Schäferstündchen dann und wann, über einen Zeitraum von zehn Jahren müsste das doch drin sein.«
»Die meisten hielten es so.«
»Aber du nicht?«
»Nein.« Kaum hatte er das gesagt, schwante ihm, dass es so klang, als wäre er bemitleidenswert. Oder, schlimmer noch, als fehlte es ihm an Mannhaftigkeit und Potenz. Er beeilte sich hinzuzufügen: »Versteh mich bitte nicht falsch. Es verhält sich wahrlich nicht so, dass ich aufgehört hätte, Frauen zu begehren. Indes verbrachte ich den Großteil jener Jahre damit, im Heer zu kämpfen oder von meinen Verwundungen zu genesen, von daher mangelte es mir tatsächlich an Gelegenheiten. Und mehr noch … ich schätze, ich hatte es zu meinem ehernen Grundsatz gemacht, nicht mit einer Frau das Nachtlager zu teilen, die mich nicht wirklich wollte.«
Ihre Augen weiteten sich vor Verblüffung. »Welche Frau, die einen gescheiten Verstand besitzt, würde dich nicht wollen?«
Er schüttelte unschlüssig den Kopf, wie sollte er ihr das erklären? An Angeboten hatte es ihm tatsächlich nicht gemangelt. Aber es waren stets die falschen Frauen mit den falschen Beweggründen gewesen. Soldatenwitwen, die ein warmes Zelt und einen starken Beschützer suchten.
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