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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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ausschütten: »Popo voll vom Colonel!«
    »Auch könnte ich es ja den Eltern schreiben«, meine ich.
    Worauf sie verstummt.
    »Also«, fahre ich fort, »entweder läßt du den Franz weiterschippen und sagst ihm jetzt wenigstens danke, oder du schaufelst selbst.«
    Sie mustert mich prüfend: »Warum willst du das eigentlich, Colonel? Glaubst du vielleicht, der Franz wäre ein Mann für mich?«
    »Erstens gehört es ganz einfach zu den guten Manieren, daß du dich bedankst, wenn du etwas annimmst. Zweitens ist es besser für dich, wenn du diese Manieren von deinen Eltern oder von mir beigebracht kriegst, als später von deiner Schwiegermutter. Schwiegermütter beharken nämlich dieses Thema mit Vorliebe. Drittens gibt es schlechtere Männer als den Franz für dich. Wenigstens liebt er dich treu und aufrichtig und ist ein festes, gesundes Mannsbild und kein so tiefschlagender Spargel wie dieser Fred.«
    »Der Franz — ha! Ein Tischlergeselle!«
    »Er wird mal Tischlermeister und hat ein eigenes Geschäft. Was für einen Prachtberuf wirst du denn haben, daß du so auf ihn ‘runtersiehst?«
    »Ich? Püh — Luft-Stewardeß.«
    »Na, so was Originelles! Ich glaube, es gibt ungefähr zwei Millionen Luft-Stewardessen-Anwärterinnen in der Bundesrepublik. Mit der Absicht, entweder einen schneidigen Flugkapitän oder einen südamerikanischen Millionär mit angegrauten Schläfen zu heiraten. Stewardeß! Mit einer Vier in Französisch und einer Fünf in Englisch!«
    »Laß noch was von ihr übrig«, sagt Margot hinter ihr. »Ich bin fertig, gehen wir?«
    »Ich gehe erst, wenn diese junge Dame sich entschieden hat, was sie machen wird.«
    »Na schön«, sagt Susanne, legt die Näherei zusammen und steht auf. »Wie du willst.« Sie geht zur Tür und wackelt mit den Hüften: »Ich werde deinen Franz zum Aufwärmen hereinbitten, und wenn er dann aus der Rolle fällt, während ihr nicht da seid, ist es nicht meine Schuld.«
    Ich packe sie am Handgelenk: »Reiz mich nicht, Susanne! Verstanden?«
    »Ich — ich wollte ja nicht, Colonel...«
    Ihre Schnippischkeit zerstiebt, als sie mein Gesicht sieht:
    »Das ist sehr klug von dir, mein Kind. Das da draußen ist nämlich ein ausgewachsener Mann, und was er am allerwenigsten verdient, ist, daß du mit ihm spielst. Du wirst dich jetzt bei ihm bedanken, auch für die Schallplatten, die er dir geliehen hat und nach denen ihr hier mit den anderen Bengels tanzt, ohne daß ihr ihn dazunehmt. Und dann wirst du sehr schön wieder in dein Zimmer gehen und dich mal spaßeshalber mit dem englischen Aufsatz beschäftigen. Ich habe nämlich gesehen, daß er drüben auf dem Tisch liegt und immer noch nicht zu Ende geschrieben ist. Wenn ich mit Margot wiederkomme, ist er fertig, begriffen? Außerdem möchte ich, bis dieses freudige Ereignis eingetreten ist, weder Fahrräder noch Spargel mit blau gehauenen Augen noch Gorillas hier im Garten vorfinden.«
    Sie salutiert: »Zu Befehl!« Aber es fällt gar nicht ironisch, sondern ziemlich jämmerlich aus, und als ich die Tür öffne, nimmt sie meine Hand: »Tut mir leid, Onkel Hansi. Sei mir nicht böse!«
    Onkel Hansi! Plötzlich verwandelt sich das Weib da vor mir in einen kleinen, goldlockigen Stöpsel, der mich als Hottepferd benutzte und den ich mir manchmal von den sehr erleichterten Eltern für eine Spazierfahrt auslieh, weil dann Leute, die mich nicht kannten, ihn für meine Tochter hielten. Onkel Hansi... Wie die Jahre rasen — beängstigend. Ich gebe ihr einen Kuß auf die Nasenspitze: »Freut mich, daß wir uns so gut verstehen, holde Gans.«

9

    Am See ist es noch immer grimmig kalt, obwohl der Wind völlig eingeschlafen ist. Das Eis auf dem See schimmert unter den Dampf säulen wie ein harter Panzer, grau und erbarmungslos. Wie Dämonen stehen diese Säulen auf der riesigen Fläche. Oben sind sie durchscheinend silbrig von der Sonne, und noch höher darüber schweben die Häupter der schneebedeckten Bergriesen.
    Ich stehe mit Margot am Ufer, und mein Herz klopft so stark, daß ich glaube, ich würde es durch den dicken Wintermantel fühlen, wenn ich die Hand daraufhielte. Warten, sie kommen lassen. Das gibt gleichzeitig noch einen kleinen Aufschub. Lieber Gott, laß mich keinen Fehler machen!
    »Die ist bald hin!« sagt Margot und zeigt auf die Landungsbrücke. Der Eisdruck, unmerklich, aber stetig, hat mit schweigender Riesenkraft die mächtigen Stämme wie Streichhölzer geknickt und den Kopf der Brücke um Meter verschoben, so daß sie

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