Zwei Toechter auf Pump
zum Gehen. Eine ganze Weile laufe ich und bin schon fast am Strandkiosk, dessen Fenster vernagelt sind und der unter seiner riesigen Schneehaube beinahe zusammenbricht. Da schiebt sich eine Hand unter meinen Arm: »Du mußt doch zugeben, Colonel, daß die Sache mit den Beinen ein Ausnahmefall ist!«
»Wir sprechen ja auch von einem Ausnahmefall, nämlich daß du den einen, dir Bestimmten triffst.«
Ihre Hand fingert an meinem Ärmel: »Und wenn man nun diesen einen nicht trifft? Das ist doch das Wahrscheinliche?«
»Dann trifft man mit etwas Glück einen, der diesem inneren Bild oder der gleichen Wellenlänge — oder wie du das nun nennst — ziemlich nahekommt. Das kann dann auch noch sehr schön werden.«
In ihren Augen wird es wieder hell: »Und glaubst du, das mit Buddy könnte so was — so was beinahe Richtiges sein, das auch noch sehr schön ist?«
Ich lache nervös: »Wie soll ich das wissen, du Kindskopf? Ich kenne die Geschichte ja erst seit gestern.«
»Aber du kennst doch uns beide schon so lange. Findest du, daß wir zueinander passen?«
Das ist eine unangenehme Frage. Ich finde nämlich so ganz im Innersten, daß etwas — wie soll ich sagen — etwas Schicksalhaftes die beiden miteinander verbindet — nein, verbinden könnte. Ich muß mich sehr vorsehen, daß meine Phantasie nicht mal wieder mit mir durchgeht. Das ist keine Literatur, das ist das Leben! Muß ich mir immer wieder klarmachen. »Ich könnte mir schon denken, daß ihr zueinander paßt. Aber...«
»Aber?«
»Aber sicher bin ich mir nicht. Und vor allem, Kerlchen, habe ich den Eindruck, daß du selbst dir noch nicht im Letzten sicher bist. Deshalb...«, ich bleibe stehen, nehme sie an den Schultern und drehe sie zu mir um: »... deshalb würde ich es mir sehr, sehr überlegen, ihm jetzt schon etwas zu geben, was du nie wieder zurückbekommst. Wenn du dich nun geirrt hast...?«
Ihr Blick gleitet ab. Sie schiebt wieder die Unterlippe vor: »Wenn ich es nun täte...«
»Und wenn du dann später den Richtigen triffst?«
Sie sieht mich sachlich fragend an: »Meinst du, es würde ihn stören?«
Ich lasse ihre Schultern los und nehme sie unter den Arm, damit sie nicht merkt, wie albernerweise diesmal ich erröte. Addi, Teddy — vergebt mir, daß ich euch so oft vorwarf, eure Kinder nicht genügend aufgeklärt zu haben! Laut sage ich: »Menschenskind, du kannst einem aber auch zusetzen! Also, ich könnte mir sehr wohl vorstellen, daß es ihn stört.«
»Aber es gibt doch so viele Männer, die heiraten sogar Frauen mit Kindern von anderen und...«
»Aber...«
»...und bei den Eskimos muß man sogar mit der Frau des Hauses ins Bett gehen, sonst ist es eine Beleidigung!«
»Und vielleicht hat es mein Zukünftiger gern, wenn ich nicht mehr so ‘ne dumme Gans bin, und wenn er wirklich was sagt, werde ich ihn fragen: Und dein Vorleben??? Und was macht er dann?«
»Dann gibt er dir recht, nimmt seinen Hut und geht.«
»Hach, dann ist er ja schon mit mir verheiratet!«
»So! Du willst den armen Kerl also auf den Leim locken, du kleines Biest.«
Wir sehen uns an, und die fast unerträgliche Spannung löst sich in Gelächter. Wir kehren um und gehen den Uferweg zurück. Die Bergkette liegt jetzt wieder vor uns. Der Sonnspitz hat sich eine riesige Krone aus lila Föhnfahnen aufgesetzt wie einen Damenhut um die Jahrhundertwende.
Margot nimmt meine Hand: »Wenn du nun an seiner Stelle wärest — würde es dich stören, wenn ich — wenn ich schon vorher jemanden...«
»Es würde mich ganz entschieden stören, besonders bei einem so jungen Ding wie dir, und das halte ich für normal.«
»Wenn du mich aber so richtig liebhättest, würdest du es übersehen — ich meine, würdest du mich trotzdem heiraten?«
»Vielleicht, aber ich würde mein Leben lang darunter leiden.«
»Aus Eifersucht?«
»Aus Eifersucht.«
»Auch schick!«
Worauf ich nur noch ächzen kann. Sie quietscht darüber vor Vergnügen, aber das Gequietsche ist gespielt. Dann nimmt sie einen neuen Anlauf: »Wenn ich nun aber — wenn ich mich trotzdem entschließen würde... Glaubst du, daß es Buddy an mich binden könnte?«
»Sehr ungewiß. Kann sein, kann nicht sein.«
»Und wenn ich es nun so einrichte, daß ich — daß ich ein Kind von ihm bekomme?«
»Mein Gott, Mädel!«
Sie schaut mich groß an und sieht dabei erschreckend unreif aus: »Wieso? Der Lofer Sepp und die Anni haben auch heiraten müssen, als es soweit war, und die Resl vom Hackerhof hat ihren
Weitere Kostenlose Bücher