Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
Nahkampf verschiedentlich recht kräftige Püffe versetzt hatte.
    >Meinst du, die schafft das?< fragte ich. >Stellt sich nicht zu dämlich an?< Ich fühlte seinen Blick spekulierend auf mir ruhen und faßte einen heroischen Entschluß: >Ich will dir was sagen: Wenn das hinhaut und sie meine Freundin wird, kriegst du den Fahnenträger auf dem Schimmel, zehn Indianer und fünf Trapper!<
    >Auch Winnetou?< fragte er arglistig.
    Das ging ins Herz! Winnetou war meine Lieblingszinnfigur. Er kniete, die Büchse im Anschlag, und die lange Federkrone floß ihm malerisch über den Rücken. >Meinetwegen sollst du auch Winnetou haben!<
    Er hielt mir die Hand hin: >Topp!<
    Ich schlug ein. >Und wenn se nun nicht will?<
    >Kriegt se eine hinter die Löffel. Die will!<
    Am nächsten Tag in der Schule war Ottfried wohlwollend triumphierend: >Na?< fragte ich.
    >Geht in Ordnung. Ist doch klar. Hast was?<
    Ich gab ihm schweren Herzens den Fahnenträger auf dem Schimmel als Anzahlung.
    >Winnetou aber auch!< erinnerte er.
    >Morgen, wenn’s geklappt hat. Wie geht’s denn nun weiter?<
    >Du kommst heute zum Abendbrot, und nachher lassen wir euch allein.<
    Ich verbrachte den Tag in erheblicher Aufregung, und meine Leistungen in Mathematik sanken bis unter den Nullpunkt. Schlag sieben Uhr trat ich zum Abendessen an. Mutter Weber aber schien noch besorgter als ich, und zwar bezog sich ihre Besorgnis offenbar auf meinen Appetit. Es gab zur Stillung des ärgsten Hungers irgendeine dicke Suppe, die ich entsetzlich fand, aber brav hinunterwürgte, und hinterher einen Riesenhaufen Brote, rote Streichwurst und kalte Bouletten, dünn aufgeschnitten. Bemüht, einen guten Eindruck zu machen, nahm ich nur zwei Schnitten und erwies mich allem Zureden gegenüber als standhaft.
    Im übrigen schienen, mit Ausnahme der Eltern, alle eingeweiht zu sein, um mich herum griente es verstohlen, und nur Steffi sah mich ernsthaft forschend an. Nach dem Essen verließ die Mannschaft geschlossen den Saal. Allerdings schien sich eine Geschwistertraube vor dem Schlüsselloch angesammelt zu haben, denn ich hörte ein Gewisper und dann Ottfrieds energische Stimme. Irgend etwas knallte, vermutlich eine Ohrfeige, und jemand heulte los. Danach war Stille.
    Steffi räumte den Tisch ab. Ich stand, die Hände weltmännisch in den Hosentaschen, am Geschirrschrank und sah ihr zu. Die Dämmerung ließ den großen kahlen Saal mit dem Tisch und vielen Stühlen beinahe romantisch erscheinen. Ich betrachtete ihre starken Zöpfe und ihre runden Wangen und die schnellen, geschickten Bewegungen, mit denen sie die Teller ineinanderstellte und auf die Anrichte trug. Alles gefiel mir recht gut, und alles war anders als bisher. War das noch dasselbe Wesen, das mir erst vor ein paar Tagen bei der Erstürmung des feindlichen Wigwams ein Bein gestellt hatte, so daß ich erheblich auf die Nase flog, sie nachher bei den Zöpfen erwischte und ihr den Hintern vollhaute? Was machte man jetzt, um Gottes willen? Sie nahm die Schürze ab und kam durch das letzte Abendlicht zu mir, als habe sie meine Gedanken gelesen. >Was machen wir nun?<
    >Also, du willst meine Freundin sein?<
    >Ja<, sagte sie und sah mich aus ihren großen veilchenblauen Augen freundlich an: >Und was machen wir nun?<
    >Ich glaube, wir geben uns jetzt am besten einen Kuß. Das gehört mit dazu.<
    >Bitte schön<, sagte sie und hielt mir ihre Lippen hin. Ich küßte diese Lippen. Es war ihr erster und mein erster Kuß dieser Art, und er war gar nicht einfach. Vor allem waren uns unsere Nasen im Wege, und dann, als wir die richtige Kopfhaltung herausgefunden hatten, damit sie nicht mehr im Wege waren, ging der Kuß zwar vonstatten, fiel aber ziemlich feucht aus, so daß wir uns beide hinterher den Mund wischten.
    >Und was weiter?< fragte sie.
    Ich holte tief Atem: >Ich glaube, wir müssen auch ein Rendezvous veranstalten.<
    >Was ist das?<
    >Na, wir treffen uns wo, und das darf keiner wissen.<
    >Ach! Warum treffen wir uns denn nicht hier?<
    >Das ist nicht schick. Rendezvous gehört mit dazu, kannst dich drauf verlassen.<
    >Na schön. Also wann treffen wir uns?<
    >Übermorgen, da ist Sonntag. Da gehst du sicher zur Kirche. Wann ist denn die aus?<
    >Um zehn Uhr.<
    >Gut, ich bin um fünf nach zehn da, warte auf mich.<
    >Ja<, versprach sie, >ich warte.<
    >Gut<, sagte ich aufatmend, >dann können wir ja den Ottfried rufen. <
    Ich erinnere mich noch, wie ich dann nach Hause ging. Es war Mai, und die Pyramiden der Kastanien leuchteten im Schimmer

Weitere Kostenlose Bücher