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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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wie ich tanze, wie ‘n Gorilla? Apropos Gorilla, wo ist der denn? Ich meine, der Freund von Fred? Hast du ihn nicht eingeladen?«
    Das Strahlen ist plötzlich verschwunden. Sie klappert angestrengt mit den Augen, und aus langjähriger Erfahrung weiß ich, daß sie an einer Lüge knabbert: »Jaja... natürlich, ich hab’ ihn eingeladen, aber er hat zu tun. Er ist auf einer Geschäftsreise.«
    »So, auf einer Geschäftsreise.«
    »Du wolltest doch zu den anderen, Colonel!«
    »Gut, gehen wir.«
    Ich lande mit Susanne auf der Couch. Aber wir haben sie nicht allein für uns, neben mir sitzt Buddy und neben ihm Margot. Nun hören auch Franz und Sophie auf zu tanzen, stellen die Musik ab, und somit sitzen wir alle um den Tisch herum. Susanne steht wieder auf, repariert eine blakende Kerze und präsentiert bei dieser Gelegenheit ein außerordentlich gewagtes Dekollete. Thomas betrachtet es verwirrt, Franzi hungrig und Fred in ärgerlicher Eifersucht. Dann bemerkt er mein Schmunzeln und geht sofort zum Angriff über. »Nun, wie fühlen Sie sich denn so bei der goldenen Jugend?«
    Die Unterhaltung verstummt. Ich muß an einen Westernfilm denken, in dem alles zurückweicht, wenn zwei etwas ausboxen wollen: »Bisher nicht mal überflüssig«, antworte ich und erziele ein sporadisches Gelächter.
    Fred errötet, aber er gibt keineswegs auf, sondern lehnt sich in gemachter Lässigkeit in den Sessel zurück und schlägt die Beine übereinander. Susanne blickt ängstlich zwischen uns beiden hin und her.
    »Fühlen Sie nicht«, sagt Fred, »bei unserem Anblick eine mehr oder minder intensive Rührung?«
    »Mehr oder minder: ja.«
    »Bei mir wahrscheinlich minder.«
    »Ja.«
    Gekicher Margots und Thomas’, Sophie betrachtet Fred mit strenger Stirnfalte. Der errötet abermals. »Verzeihen Sie, ich wollte Ihnen natürlich keineswegs — ich meine, ich möchte nicht, daß Sie sich gewissermaßen — äh — interviewt fühlen!«
    Sein höfliches Zurückweichen ist wahrscheinlich eine Finte: »Sie brauchen sich gar nicht zu entschuldigen, Fred! Interviews bin ich gewohnt Außerdem lernt man eine Menge aus den Fragen — über den, der fragt.«
    Jetzt ist das Gelächter allgemein, und ich schäme mich fast, ihn aus der Überlegenheit meines Alters und meiner Erfahrung heraus so abzustechen. In seinem Gesicht spielen die Muskeln: »Also darf ich weiterfragen?«
    »Ich bitte sogar darum.«
    Er schluckt: »Gut. Nun — hm — möchten Sie, ich meine, würden Sie, wenn ein Zauberer käme und Ihnen einen Wunsch freigäbe, würden Sie dann wünschen, wieder in unserem Alter zu sein?«
    »Nein.«
    Diesmal lacht keiner. Freds Gesichtsausdruck hat gewechselt. Von Haß und Ärger zu Neugier. »Und darf ich fragen, warum nicht?«
    »Weil das, was man die goldene Jugend nennt, nicht in eurem Alter liegt, sondern normalerweise später.«
    Fred stutzt, sieht sich etwas hilflos um: »Darf ich nochmals fragen, warum?«
    Da schaltet sich, noch ehe ich antworten kann, Buddy ein, mit einer Heftigkeit, die uns alle erschreckt: »Na, Mensch, weißt du denn das nicht? Hast du das wirklich noch nicht spitzgekriegt? Was möchtest du denn in unserem Alter? Alles. Und was bist du? Nichts. Du bist kein Kind mehr und ‘n Mann auch noch nicht. Die Mädels gefallen dir, aber du kannst sie noch nicht heiraten, weil du nichts bist und nichts verdienst. Du glaubst, daß du alles besser weißt, aber es hört keiner auf dich. Wenn du mal mit deinem Mädel so ‘n bißchen nett zusammensein willst, mußt du dich in ‘ne Waschküche verkriechen oder hinter ‘n Holzstoß «
    Buddy bricht ebenso plötzlich ab, wie er begann, während ich innerlich eine sehr besorgte Notiz mache, in Zukunft auch die Bentlersche Waschküche und die leere Garage gelegentlich zu visitieren. Margot starrt Buddy mit großen Augen an.
    »Na«, sagt Fred, »von dir speziell habe ich nicht den Eindruck, daß du auf Waschküchen angewiesen bist.«
    Thomas, Susanne und Karl-Friedrich kichern, hören aber sofort auf, als sie sehen, daß Margots Gesicht vereist.
    Man gießt die Gläser voll und zündet neue Zigaretten an.
    Buddy sieht auf die Uhr. »Ist ja schon zehn. Noch einen Tanz, Colonel?«
    »Drei sogar, weil heute Geburtstag ist.«

    Als ich aus der Haustür trete, bleibe ich einen Moment geblendet stehen, so hell ist der Mond — beinahe Vollmond. Bäume und Sträucher im Garten sind wie mit Schlagsahne übergossen. Die junge Tanne hinter der Bank, auf der Susanne im Sommer zu Schnäbeln

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