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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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von oben bis unten angesehen und gesagt: >Na, du machst mir ja Spaß!< Und dann hat er ‘ne lange Weile überlegt und zwischendurch immer wieder Fred so ganz durchbohrend angeguckt, und schließlich hat er gesagt: >Gut, wenn du was für mich tun willst — ich habe dem blöden Kerl, dem Aufseher, auch die Brieftasche geklaut, wollen mal sehen...<, und sie haben nachgesehen und haben über hundert Mark gefunden. Dann hat Fred auch seine Brieftasche gezogen und nachgesehen und hatte noch beinahe fünfzig Mark drin, und sie haben überlegt, daß man dafür schon einen Anzug kriegen kann. Sie haben eine Zigarette zusammen geraucht, und dann hat der Walter Fred die Pistole gegeben und hat gesagt: >Nimm du sie lieber. Wenn sie mich erwischen, ist es besser, wenn ich sie nicht bei mir habe. Und für das Geld kannst du mir einen Anzug besorgen!< Und Fred ist ‘runtergegangen in den Ort und hat einen Anzug besorgt und ‘n paar Hemden von sich und was zu essen und hat das am nächsten Nachmittag dem Walter ‘raufgetragen. Der hatte die Nacht in einer Scheune geschlafen. Die Sachen paßten nicht ganz, aber er konnte wenigstens die Zuchthauslumpen wegschmeißen. Als ich ihn kennenlernte, war er schon ganz gut angezogen, und als wir ihn dann das erstemal richtig trafen, im Café Swing, da hat er mir seine Geschichte erzählt, und ich habe direkt geweint da am Tisch! Und Fred hat gesagt, der Walter sei der erste Mann von seinem eigenen Gang, und er, Fred, hätte der Gesellschaft den Krieg erklärt, und ich würde schon noch sehen, wie schnell und gut das alles gehen würde, und der Walter hat ihn angesehen und auch gesagt: >Ja, Boß, du wirst’s schon schaffen!<«
    »Hast du denn nicht gemerkt, wie er innerlich gelacht hat?«
    »Gelacht — der Walter?«
    »Sei sicher — er hat! So, Kinder, und jetzt Schluß der Vorstellung, es ist allmählich halb fünf, ich muß ‘rüber, sonst merkt die Mama was. Seht zu, daß ihr bei den Eltern vielleicht ‘ne Schlaftablette findet und nehmt die, damit ihr noch etwas schlaft. An sich bin ich gegen so was, wie ihr wißt, aber wenn euch vielleicht nachher der Mühlner in die Zange nimmt, dürft ihr auf keinen Fall unausgeschlafen sein und auch nicht so aussehen.«
    Die Rückkehr ins eigene Haus gelingt mir so gut, daß nicht einmal die Hunde wach werden. Ich ziehe mich im Dunkeln aus und krieche unter die Decke, fühle mich völlig ausgeblasen und todmüde, aber ich kann trotzdem nicht schlafen.
    Der Mond wandert langsam durchs Zimmer, der dicke bleiche Balken seines Lichts kriecht über den Stollenschrank hinüber bis zur Pendule, und während der ganzen Zeit denke ich nach.
    Was soll man nun mit diesem Lümmel Fred anfangen? Sollte einen Nasenstüber bekommen, daß er sein Leben lang daran denkt und zur Wirklichkeit aufwacht. Aber leider muß ich noch mit ihm reden, sonst quatscht er die Sache mit dem Armband und der Pistole aus und reißt mir noch die Mädchen hinein, besonders die Susanne. Eigentlich verdiente auch sie es, mal so richtig bis über die Ohren ‘reinzufallen. Dann sehe ich ihr Gesicht vor mir, den schmalen Kopf, die großen dunkelblauen Augen unter den langen Wimpern, die guten langen Hände. Verdient sie es wirklich? Tut keiner Fliege etwas zuleide, will helfen. Wäre schade, wenn sie hart würde und berechnend und von jener >herben Reife der erfahrenen Frau<, die sehr oft nichts weiter ist als die Unfähigkeit, schlechte Erfahrungen zu überwinden und seiner Linie treu zu bleiben. All diese jungen Menschen — man könnte sich zerreißen und an hundert Stellen gleichzeitig sein, um sie zu schützen oder zu trösten, wenn sie gegen eine Wand rennen oder in eine Grube fallen.
    Plötzlich werde ich sehr müde. Aber ich darf nicht mehr einschlafen — wie spät ist es denn? Sechs Uhr. Um acht beginnt im Internat der Unterricht. Waschen, anziehen, Tasse Kaffee machen, irgend etwas finde ich schon zu essen. Der Mama muß ich auch was erzählen — neue Romanidee oder so was. Ganz egal, ob sie’s mir glaubt. Jedenfalls stehe ich am besten gleich auf. Zwei Tassen werde ich mir machen, ganz dick!

    Im Internat habe ich gesagt, daß ich Freds Onkel sei und ihn in Familienangelegenheiten dringend sprechen müsse. Nun sitze ich im Wartezimmer. In der Ecke eine Büste des Sokrates, gegenüber eine Jagdszene, schöner englischer Stich. Chippendale-Möbel, das Ganze auf College aufgemacht, mit einem Seitenblick in Richtung der Eltern, die durch dieses honorige, etwas

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