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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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zumindest eine Chance. Vor allem müssen wir sehen, daß dich die Polizei nicht gleich jetzt in die Zange nimmt. Paß auf. Entweder lassen wir deine Mutter kommen und gleich einen Rechtsanwalt dazu (er beginnt wieder zu zittern), oder noch besser, du rufst zu Hause an und sagst, sie möchten dir sofort ein Telegramm schicken, daß du heimkommen müßtest. Und dann gestehst du ihnen alles und bist zum erstenmal richtig mutig, verstanden? Dann können die sich einen Rechtsanwalt nehmen und die Sache ein bißchen hinschleppen. Hast du noch Geld bei dir? Nein — nicht dieses Geld! Hier hast du zwanzig Mark. Fahr gleich aufs Postamt und melde ein Blitzgespräch an. Ich halte dich auf dem laufenden. Und noch eins: Unter keinen Umständen erwähnst du mir mit einem Sterbenswort die Mädchen, und wenn sie dich umbringen und es dich den Kragen kostet. Verstanden?«
    Er reicht mir die Hand, offenbar ungewiß, ob ich sie nehmen werde. »Das verspreche ich Ihnen!«

20

    »Also, ich bin ja völlig aufgelöst!« erklärt die Mama, als sie mir die Tür öffnet.
    »Ich hatte was mit Brandt zu erledigen.«
    »So früh am Morgen? Wo der Kerl sonst erst gegen Mittag aufsteht? Da stimmt doch was nicht!«
    »Tu mir einen Gefallen, Mulleken, und bohre nicht weiter. In fünf Jahren erzähle ich dir, was los war, und jetzt falle ich gleich um vor Hunger.«
    Während des Frühstücks versuche ich vergeblich, mich auf das Zeitunglesen zu konzentrieren. Als das nicht gelingt, schalte ich das Radio ein, schalte aber gleich wieder ab. Meine Gedanken rasen wie zügellose Pferde. Was ist mit Fred? Ob er sein Blitzgespräch angebracht hat? Was ist, wenn man Susanne verhört? Wieviel wußte wer wovon? Es geht immer im Kreise.
    Unerträglich ereignislos schleppt sich der Tag über den Mittag hin. Obendrein ist es draußen plötzlich brühwarm, Schneelasten poltern von den Dächern, und an einem tiefblauen Himmel flattern vom Gebirge her die Föhnfahnen, zauberhafte Gebilde, wie japanische Seidenmalerei, die sich bei uns mit Kopfschmerzen, Herzbeschwerden und allgemeiner schwelender Verrücktheit äußern. Schließlich bin ich so weit, daß ich mir Cocki und Weffi greife und sie zu ihrem Entsetzen einer gründlichen Überholung unterziehe. Mit gesäuberten Augen und Zähnen verkriechen sie sich in die Bibliothek und kratzen so lange an der Terrassentür, bis ich sie hinauslasse. Der Löwe wirft mir über die Achsel noch einen langen Blick zu: >Hätte dir auch was anderes einfallen können, wenn du schon mal zufällig an uns denkst!«
    Da klappt die Gartentür. Das ist Mühlner! Schritte, Doppelschritte zweier oder mehrerer Personen! Er kommt also in Begleitung. Mir werden buchstäblich die Füße kalt. Es klingelt. Im Moment ist die Mama von ihrem Mittagsschlaf hoch, aus ihrem Zimmer und sieht mich mit einem merkwürdigen Blick an: »Ich mache auf!«
    Dann höre ich die Stimmen, und einen Augenblick wird mir wieder leichter: Buddy und Karl-Friedrich!
    Buddy trägt einen Anzug in einer Plastiktüte über dem Arm und Karl-Friedrich ein kleines Paket am Finger.
    »Hallo, Colonel«, sagt Buddy fröhlich, »wir brauchen dringend Ihre Hilfe!«
    Plötzlich ist mir wieder schwach: »Wofür? Ist was los?«
    »Na, allerhand ist los«, sagt Karl-Friedrich, »Tanzstundenabschlußball!«
    Gott sei Dank! Ich bin so entnervt und gleichzeitig erleichtert, daß ich nur mit Mühe verstehe, was sie wollen. Thomas soll mit auf den Ball kommen, hat aber nichts anzuziehen. Was Buddy über dem Arm trägt, ist der dunkle Anzug seines älteren Bruders, und in Karl-Friedrichs Paketchen steckt ein weißes Hemd. Jetzt fehlen ihnen aber noch die Manschettenknöpfe. Ich krame ihnen welche heraus.
    »Na, nun haben wir ihn ja komplett, den Bruder, den staubigen«, meint Buddy. »Dazu noch Ihr — ich meine Thomas’ Mantel — Hut braucht er nicht.« Er hält inne: »Ach, du liebe Zeit — schwarze Schuhe!« Und zu Karl-Friedrich: »Weißt du, ob er welche hat?«
    »Keine Ahnung.«
    Wir erwägen das eine Weile, und schließlich gebe ich ihnen für alle Fälle auch noch meine schwarzen Halbschuhe mit.
    »Gibt’s sonst was Neues?« frage ich, während ich sie zur Tür bringe.
    »Nix«, meint Karl-Friedrich.
    »Ja — bis auf Fred«, sagt Buddy, während mir das Herz stockt. »Der mußte plötzlich weg, hat ‘n Telegramm gekriegt, irgendwas mit seiner Familie. Schade, es ging so schnell, daß ich ihn gar nicht mehr erwischt habe. Sonst hätte er uns mit den dunklen Klamotten für

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