Zwei Toechter und drei Hunde
dauert. Marc sehe ich nicht mehr. Es heißt, daß er meist bei dieser Frau ist und offenbar auch schon weitere Aufträge durch sie bekommen hat, denn daheim arbeitet er wie ein Verrückter bis tief in die Nacht hinein. Susanne hält sich meist bei ihren Eltern auf, kommt aber nicht mehr auf das Thema zurück. Nur manchmal kann ich nicht umhin zu bemerken, daß ihre Augen verweint sind. Ich bemühe mich, das zu übersehen, weil ich ja doch nicht helfen kann. Für ein paar Wochen wollte sie zu Margot in die Stadt ziehen, kam jedoch schon nach drei Tagen wieder zurück, weil sie nicht im Wege sein wollte. Wir alle wußten natürlich, daß ihr das Liebesglück Margots mit ihrem Buddy auf die Nerven gefallen war. Addi schickte sie daraufhin zu einer Freundin, deren Mann sie mit zwei kleinen Kindern sitzengelassen hatte; aber auch von dort kam sie schon nach zwei Wochen wieder nach Hause zurück. Sie könne es nicht aushalten, wie diese Frau auf die Männer im allgemeinen und im besonderen schimpfe.
Wenn Margot kommt, bezaubernd und strahlend vor Glück und Jugend, redet sie immer auf Susanne ein, sich scheiden zu lassen. Nie würde etwas aus dieser Ehe mit dem verklemmten Muttersöhnchen. Selbst Marcs Mutter, der alte Drachen, die Susanne jetzt fast mehr liebt als den eigenen Sohn, rät ihr zur Scheidung und hat ihr angeboten, dann bei ihr zu wohnen und ihre Erbin zu werden. Auf jeden Fall werde sie im Falle einer Scheidung von dem für immer verlorenen Sohn für eine anständige Abfindung geradestehen. Sie solle dadurch für ihr weiteres Leben von dem verdammten Männervolk unabhängig sein. Bei dieser Unterredung hat sie, wie mir Susanne erzählte, eine Reihe von klassischen Vergleichen in bezug auf ihren Sohn gebraucht, angefangen von Tannhäuser im Venusberg bis zur Circe, die die Männer in Schweine verwandelte. Ich mußte Susannchen, deren Weg durch die Schule ebenso qualvoll wie unergiebig war, erklären, was es mit Circe und Tannhäuser auf sich hatte. Nach erfolgter Aufklärung zeigte sie aber keinerlei Reaktion! Sie liebt ihren Marc offenbar trotz allem und mehr denn je. Sie leidet und wartet, aber sie bemüht sich tapfer, den anderen nicht damit auf den Wecker zu fallen.
Teddy, ihrem Vater, ging diese Geschichte derart auf die Nerven, daß er vor vierzehn Tagen erklärte, er wisse genau Bescheid, obwohl man es seines Herzens wegen vor ihm geheimhalte. Selbiges Herz sei aber jetzt wieder soweit hergestellt, daß er in der Lage wäre, diesen Schlawiner Marc aufzusuchen, und zwar genau dann, wenn er bei seiner Circe sei. Dort werde er dann die Inneneinrichtung weitgehend abmontieren, den Kerl bei den Ohren nehmen und ihn nach Hause schleifen. Addi, die sein gerötetes Gesicht während dieser Ansprache mit der größten Unruhe betrachtet hatte, arbeitete erst mal mit Beruhigungspillen und zusätzlich mit dem Hinweis, daß solch eine Gewaltlösung Marc nichts nütze, dafür aber der armen Susanne das Leben nur noch schwerer machen würde. Als auch das nichts fruchtete, spielte sie auf ein Ereignis in der Frühzeit ihrer eigenen Ehe an, worauf Teddy sofort und total ruhig wurde und hinausging. Ich folgte ihm und fand ihn auf der Gartenbank.
»Nanu«, sagte ich, »davon wußte ich ja gar nichts! Plättest deinem besten Freund ruhig mal was zum besten geben können.«
»Hatte es doch selbst total vergessen«, grunzte er aus seinem gewaltigen Brustkasten. »Aber so ‘n Weib hat ja ‘n Gedächtnis wie ‘ne Schallplatte. Besonders für so was.« Nach einer Weile legte er mir die dicke Pranke auf den Schenkel: »War ‘ne unscheinbare, kleine Frau, hättste ihr nie im Leben angesehen! Aber die hatte was auf dem Kasten, Junge, Junge!«
Am nächsten Tag, als Frauchen unter Mitnahme Peterles zum Friseur gefahren war, setzte sich Addi zu mir an Cockis Grab. Eine Weile druckste sie herum, und es stellte sich schließlich heraus, daß ihr die Enthüllung aus ihrem Eheleben unangenehm war. Vielleicht hatte Teddy — Angriff ist die beste Verteidigung — ihr Vorwürfe gemacht, aber vielleicht geschah es auch aus eigener Initiative.
Jedenfalls platzte sie mitten in einem konventionellen Gespräch über Blumen, Peter und Dauerwellen heraus: »Das war gemein von mir, gestern.«
»Was denn?«
»Ach, spiel doch nicht Theater. Du weißt genau, was. Ich war mal wieder nicht Frau, sondern gereizte Henne, die sich vor ihr Küken stellt.«
»Ist das nicht natürlich?«
»Zu natürlich, Hannes, zum Kotzen natürlich. Wir
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